In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern. Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion(at)fritzundfraenzi.ch
03. Januar 2019
«Hilfe, unsere Tochter lebt nur in der virtuellen Welt!»

Doris, 48, Urnäsch AR
Lesedauer: 1 Minuten
Unsere Tochter, 13, schaut stundenlang Youtube-Videos, spielt Games, von denen ich nicht einmal die Hälfte kenne, und chattet in Whatsapp- Gruppen. Sie argumentiert, dass sie im Netz mit vielen Menschen kommuniziere und sich nicht abschotten wolle. Ich möchte gerne, dass sie sich mehr im «realen Leben» aufhält, ihre Freundinnen in echt trifft. Bin ich altmodisch?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
-
Nicole Althaus
Wahrscheinlich sind Sie, sind wir Eltern von Teenagern alle altmodisch, da wir in einer analogen Welt aufgewachsen sind. Trotzdem: Erinnern Sie sich, wie oft Sie damals an der Strippe gehangen sind! Wie oft Ihre Eltern ein Telefonverbot aussprechen mussten. Jede Zeit hat ihre Kommunikationsformen, Whatsapp-Gruppen gehören heute zur Adoleszenz. Doch wenn der Handykonsum ausufert, sollten Sie Grenzen setzen und das Gerät stunden- oder tageweise einziehen. -
Stefanie Rietzler
Altmodisch ist vielleicht die von Ihnen vorgenommene strikte Trennung zwischen «realem Leben» und der virtuellen Welt. Für Jugendliche sind die Übergänge fliessend: Sie reden miteinander, jeder steigt in seinen Bus und das Gespräch geht im Chat weiter. Trotzdem: Ihre Tochter sollte nicht den ganzen Tag mit Games und Youtube-Videos verbringen. Regen Sie sie weiterhin dazu an, Freundinnen einzuladen und ihren Offline-Hobbys nachzugehen, und haben Sie den Mut, sich manchmal unbeliebt zu machen: Sie dürfen handyfreie Zeiten einfordern, die am besten gleich für die ganze Familie gelten. -
Peter Schneider
Sie unterliegen einer (seien Sie getröstet: weitverbreiteten) Verwechslung von «echt» und «real». Die haptischen Fähigkeiten von Einjährigen passen gewiss besser zu Bauklötzen; aber animierte Figuren auf einem Tablet sind nicht minder real. Sie gehorchen lediglich anderen Gesetzen. Sind Brieffreunde «echt»? Hanni und Nanni, Fünf Freunde oder Die Drei Fragezeichen? Zu chatten, zu telefonieren, zu schreiben oder von Angesicht zu Angesicht miteinander zu reden ist zwar nicht grundsätzlich dasselbe (das weiss Ihre Tochter auch), aber es sind eben doch gleichermassen Formen realer und echter symbolischer Kommunikation.
Unser Expertenteam:
Haben Sie auch eine Frage?
Weitere Elternfragen:
- «Hilfe, mein Sohn fotografiert seinen Penis!»Wie soll ich mit der Situation umgehen?
- «Hilfe, unsere Kinder streiten sich ständig!»Was können wir tun?
Möchten Sie sich diesen Artikel merken? Dann pinnen Sie einfach dieses Bild auf Ihre Pinterest-Pinnwand. Wir freuen uns, wenn Sie uns auch auf Pinterest folgen.