Mein Kind trödelt!
Die Eltern jedoch überraschte die Antwort der Kinder auf die Frage, was für sie das Schlimmste überhaupt sei. Die Mehrzahl sagte: Das ständige Hetzen und Drängen der Eltern. Erst durch diese Rückmeldung wurde den Eltern bewusst, wie sehr ihr ständiges Antreiben die Kinder beim Lernen unter Druck setzt, ihnen unbeschwerte Momente stiehlt und sie aus dem Spiel herausreisst.
Hören Sie auf, das Kind zu drängen!
Doch auch das ständige Antreiben nützt herzlich wenig. In den letzten Jahren habe ich vielen Eltern die Frage gestellt: «Was passiert, wenn Sie Ihr Kind dazu drängen, sich zu beeilen? Wird es dadurch langsamer oder schneller?» Die allermeisten Eltern antworteten: Mein Kind wird noch langsamer.
Wenn Sie möchten, können Sie es mit mehr Struktur versuchen – dies hilft verträumten Kindern, sich nicht zu verlieren. Hat ein jüngeres Kind beispielsweise Mühe, sich morgens zügig anzuziehen, können Sie einen Parcours mit seinen Kleidern legen: die Unterhose neben das Bett, das T-Shirt auf die Türschwelle, die Socken in den Gang, die Hosen in die Küche. Ihr Kind bewegt sich vom Zimmer zum Frühstück, während es sich anzieht.
Bei älteren Kindern kann eine Playlist mit einer fixen Abfolge von Songs helfen. Schalten Sie morgens die Liste mit den Lieblingsliedern Ihres Kindes ein. Das erste Lied darf es im Bett hören, die nächsten drei unter der Dusche, das fünfte beim Abtrocknen, das sechste beim Anziehen. Kinder lassen sich lieber sanft von ihren Lieblingsliedern aus der Tür begleiten als von genervt hervorgepressten Kommentaren.
Schützen Sie ihr Kind vor Druck, indem Sie das Pensum reduzieren
Es fehlt ihnen an Freizeit und Erholungsräumen. Die dringend benötigten Pausen nehmen sie sich dann immer mehr während des Unterrichts, indem sie sich ausklinken, träumen und aus dem Fenster schauen.
Ich empfehle Ihnen in diesem Fall, die Zeit für die Hausaufgaben zu begrenzen. Reden Sie mit der Lehrperson, schildern Sie ihr, wie lange Ihr Kind für die Aufgaben braucht. Fast alle Lehrpersonen sind offen für diesen Vorschlag: Das Kind macht 10 Minuten Hausaufgaben pro Schuljahr (zum Beispiel 40 Minuten in der vierten Klasse).
Hat es in dieser Zeit konzentriert gearbeitet, darf es die Hausaufgaben abbrechen. Sie als Eltern schreiben ins Hausaufgabenheft: «Hat 40 Minuten konzentriert gearbeitet.» Meist arbeiten die Kinder konzentrierter und schneller, wenn das Pensum reduziert wird. Viele packt der Ehrgeiz, in dieser Zeit möglichst viel zu schaffen. Ihr Kind arbeitet noch besser, wenn Sie die Hausaufgaben gemeinsam planen, Ihr Kind die Arbeitszeiten mit kurzen Pausen unterbrechen darf und Sie ihm wirksame Lernstrategien vermitteln.