Was tun, wenn die Geburi-Einladung Ängste auslöst?

Eine Mutter befürchtet, ihr Sohn könnte sich bei einer Geburtstagsparty in einer Indoor-Spielhalle verletzen. Sie überlegt sich, die Einladung abzulehnen. Das sagt unser Expertenteam.
Eine Frage – drei Meinungen
Mein Sohn, 6, besucht den zweiten Kindergarten. Er wurde von einem Gspänli zum Kindergeburtstag in einer Indoor-Spielhalle eingeladen. Ich bin keine Freundin dieser Art von Freizeitbeschäftigung, ausserdem habe ich Angst, dass sich mein Kind verletzen könnte. Jetzt überlege ich mir, der Mutter des Geburtstagskindes mitzuteilen, dass wir keine Zeit haben. Wie denken Sie über mein Verhalten?
Regina, 40, Baden
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Zu einem Geburtstagsfest eingeladen zu werden und dabei sein zu dürfen, ist für Kinder wichtig. Es zeigt ihnen: Man mag mich, ich gehöre dazu. Auch geben sich Eltern in der Regel Mühe, die Feste so zu organisieren, dass den Kindern nichts passiert. Und nicht alles, was Kinder tun, muss pädagogisch wertvoll sein. Partys dürfen einfach Spass machen. Versagen Sie Ihrem Kind dieses Erlebnis nicht. Lassen Sie Ihren Sohn zum Geburtstag gehen und selbst herausfinden, ob es ihm gefällt. So müssen Sie auch nicht schwindeln.

Kann man machen. Man kann sich aber auch Gedanken darüber machen, dass es vielleicht Zeit ist, über den eigenen Schatten zu springen. Zunächst einmal: Was die Angst vor Verletzungen angeht, so dürfte diese vermutlich in keinem vernünftigen Verhältnis zu den tatsächlich lauernden Gefahren stehen. Lassen wir also mal diese Rationalisierung beiseite, so bleibt als Argument nur, dass Ihr Sohn Freude an etwas haben könnte, von dem Sie keine Freundin sind. Damit müssen Sie leben, je älter Ihr Sohn wird, desto öfter.

Ich bin grundsätzlich kein Fan überdimensionierter Geburtstagspartys, die mehr Event sind als Kinderfest. Allerdings können Sie die Trends nicht ändern und eine Einladung ist für jedes Kind etwas Schönes. Ich würde dem Sohn den Spass nicht verderben. Diese Indoor-Spielplätze sind gut überwacht und die Eltern werden das Ihre dazu beitragen, dass sich die kleinen Gäste nicht alle Knochen brechen. Revanchieren Sie sich mit einer Schatzsuche im Wald. Vielleicht setzen Sie ja einen neuen Trend.
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 51, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Peter Schneider, 62, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 51, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
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