«Ich weiss, welche grosse Arbeit Lehrpersonen leisten» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Ich weiss, welche grosse Arbeit Lehrpersonen leisten»

Lesedauer: 2 Minuten

Die Primarlehrerin Jasmin, 38, und der ­Ingenieur Fabian Bertschi, 38, leben mit zwei Söhnen, 10 und 11, und einer Tochter, 6, im Aargau. Von der Zusammenarbeit mit Lehrkräften können sie viel Positives berichten.

Aufgezeichnet von Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler
Bild: Stephan Rappo

«Unsere Tochter Malena hat sich auf die Schule gefreut. Sie ist ein sehr lebhaftes Kind, das im Kindergarten gut mitgekommen ist. Wir Eltern sind gespannt, wie sie es meistern wird, da wir bei ihren Brüdern ganz unterschiedliche Laufbahnen und leider auch Leidensgeschichten erlebt haben.

Joris, der Älteste, ist in der Klasse beliebt, die Lehrerin meint, er sei ein Zugpferd und arbeite gut mit. Er erledigt auch seine Aufgaben ohne Hilfe. Der jüngere Bruder lebt im Autismus-Spektrum und hat ADHS. Levin ist ein fröhlicher und sportlicher Junge. Leider hat er schulisch grosse Probleme und braucht viel Unterstützung. Trotzdem wird er von der Klasse gut akzeptiert.

Die Zusammenarbeit mit der Schule ist eine Herausforderung, weil wir Eltern selbst nicht immer wissen, welche Hilfestellungen Levin benötigt. Wir bemühen uns, in engem Kontakt mit den Lehrpersonen zu bleiben und ihnen Levins Bedürfnisse zu erklären. Zum Glück sind seine Lehrpersonen sehr offen für Vorschläge und bereit, neue Wege zu gehen.

Levin hat einen Wochenplan und auch für die Morgenroutine braucht er Bilder, damit er sich orientieren kann.

Kürzlich haben wir zum Beispiel gemerkt, dass wir mit Levin zu Hause schon lange mit Bildern arbeiten. Er hat einen Wochenplan und auch für die Morgenroutine braucht er Bilder, damit er sich daran orientieren kann. Da war es ja eigentlich klar, dass ihm dies auch in der Schule helfen könnte. Als wir dies der Heilpädagogin mitteilten, fertigte sie sofort für viele einzelne Handlungen im Schulalltag Bilder an und klebte Levin einen Magnetstreifen aufs Pult. Jeden Morgen hängt nun die zuständige Lehrperson für ihn den ganzen Ablauf daran. Für jede erledigte Aufgabe kann er ein Bild abnehmen und in einer Kiste versorgen. So behält er den Überblick. Das gibt ihm Halt. Das war ein tolles Erfolgserlebnis für ihn und für uns.

Es gibt aber auch Situationen in der Schule, mit denen wir Eltern nicht einverstanden waren. Da haben wir das Gespräch gesucht und unsere Anliegen erläutert. Meist konnte eine Lösung gefunden werden, welche für alle stimmte.

Dennoch berichten auch die engagierten Lehrpersonen, dass sie Levin schulisch nicht so begleiten können, wie er es bräuchte. Was seine Intelligenz betrifft, müsste er den Primarschulstoff eigentlich bewältigen können, aber er bräuchte in gewissen Situationen eine Eins-zu-eins-Betreuung, um dem Stoff zu folgen. Dafür fehlen leider die Ressourcen.

Die Lehrpersonen schätzen unser gutes Feedback sehr, da sie von vielen Eltern oft nur das Negative hören.

Da ich als Primarlehrerin selbst vom Fach bin, habe ich natürlich gewisse Vorstellungen davon, was möglich ist. Ich weiss, welche grosse Arbeit Lehrerinnen und Lehrer leisten und dass vieles nicht selbstverständlich ist. Den Lehrpersonen meiner Kinder bin ich sehr dankbar für all die lieben Gesten, für die freundliche Art und den Respekt, mit dem sie unseren Kindern begegnen. Ich achte darauf, dies auch zurückzumelden. Die Lehrpersonen schätzen dieses gute Feedback sehr, da sie von vielen Eltern oft nur das Negative hören.»

Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund
sind Psychologen und leiten die Akademie für Lerncoaching in Zürich. Die beiden eint der Wunsch, dass Kindergarten und Schule Orte sind, wo sich Kinder, Eltern und Lehrpersonen wohl fühlen und voneinander lernen können.

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