07. Dezember 2021
Was tun, wenn die Tochter bei der Freundin nonstop TV schaut?

Lesedauer: 1 Minuten
Bei der Frage an unser Expertenteam geht es darum, dass die Regeln bei der Schulfreundin der Tochter nicht denen der eigenen Familie entsprechen. Was tun, wenn es dort TV und Süsses à gogo gibt?
Eine Frage – drei Meinungen
Bei der Schulfreundin unserer Tochter, 8, dürfen Kinder an freien Nachmittagen uneingeschränkt Filme schauen, Chips verdrücken und Süsses essen. Entsprechend oft sind sie dort. Es stört uns, wenn solche Mittwochnachmittage zur Regel werden. Was sollen wir tun?
Thomas, 38, und Eva, 37, Arbon TG
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Stefanie Rietzler
Fragen Sie sich in aller Ehrlichkeit: Was befürchten Sie ganz konkret? Dass die Mädchen altersunangemessene Filme ansehen? Dann könnten Sie das Gespräch mit den Eltern der Freundin suchen. Oder geht es vielleicht vielmehr darum, dass Sie in den Augen Ihrer Tochter nicht zu den «unfairen Eltern, die weniger erlauben» werden wollen? Dass Sie Diskussionen der «Bei XY dürfen wir aber auch»-Art befürchten? Das darf Sie nerven, wird Ihrer Beziehung aber keinen Abbruch tun. Und was ist das Schlimmste, das passieren könnte, wenn ein Kind einen Nachmittag pro Woche auswärts ein bisschen zu viel fernsieht und Chips futtert?
Fragen Sie sich in aller Ehrlichkeit: Was befürchten Sie ganz konkret? Dass die Mädchen altersunangemessene Filme ansehen? Dann könnten Sie das Gespräch mit den Eltern der Freundin suchen. Oder geht es vielleicht vielmehr darum, dass Sie in den Augen Ihrer Tochter nicht zu den «unfairen Eltern, die weniger erlauben» werden wollen? Dass Sie Diskussionen der «Bei XY dürfen wir aber auch»-Art befürchten? Das darf Sie nerven, wird Ihrer Beziehung aber keinen Abbruch tun. Und was ist das Schlimmste, das passieren könnte, wenn ein Kind einen Nachmittag pro Woche auswärts ein bisschen zu viel fernsieht und Chips futtert?

Nicole Althaus
Ganz einfach: solche Nachmittage nicht zur Regel werden lassen. Ihre Tochter soll ihre Freundinnen häufiger zu sich nach Hause einladen oder draussen spielen. Auch werden die freien Nachmittage mit jeder Klasse weniger, die Schulstunden und Hausaufgaben mehr. Ab und zu aber wird es wohl auch nicht schaden, ein paar Stunden lang mit Freundinnen abzuhängen, einen Film zu schauen und zu knabbern. Das tut einfach der Seele gut, wie wir Erwachsenen ja durchaus wissen.
Ganz einfach: solche Nachmittage nicht zur Regel werden lassen. Ihre Tochter soll ihre Freundinnen häufiger zu sich nach Hause einladen oder draussen spielen. Auch werden die freien Nachmittage mit jeder Klasse weniger, die Schulstunden und Hausaufgaben mehr. Ab und zu aber wird es wohl auch nicht schaden, ein paar Stunden lang mit Freundinnen abzuhängen, einen Film zu schauen und zu knabbern. Das tut einfach der Seele gut, wie wir Erwachsenen ja durchaus wissen.

Peter Schneider
Meine Antwort wird Sie nicht freuen. Sie lautet: nichts. Fremde Länder, fremde Sitten. Beziehungsweise: When you are in Rome, do as the Romans do. Ja, es gibt Menschen, welche der Ansicht sind, dass Kinder von Coca-Cola, Gummibärchen und Filmen nicht mittelfristig qualvoll sterben. Ihre Tochter wird auch mit solchen Menschen leben müssen (was ihr offenbar gut gelingt), und Sie auch. Nicht alles, was man tut, fällt unter den kategorischen Imperativ, wohin man käme, wenn das alle jederzeit täten. Ihre Tochter zum Beispiel tut es nur mittwochnachmittags.
Meine Antwort wird Sie nicht freuen. Sie lautet: nichts. Fremde Länder, fremde Sitten. Beziehungsweise: When you are in Rome, do as the Romans do. Ja, es gibt Menschen, welche der Ansicht sind, dass Kinder von Coca-Cola, Gummibärchen und Filmen nicht mittelfristig qualvoll sterben. Ihre Tochter wird auch mit solchen Menschen leben müssen (was ihr offenbar gut gelingt), und Sie auch. Nicht alles, was man tut, fällt unter den kategorischen Imperativ, wohin man käme, wenn das alle jederzeit täten. Ihre Tochter zum Beispiel tut es nur mittwochnachmittags.
Das Expertenteam:
- Stefanie Rietzler ist Psychologin, Autorin («Geborgen, mutig, frei», «Clever lernen») und leitet die Akademie für Lerncoaching in Zürich. www.mit-kindern-lernen.ch
- Peter Schneider, 62, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 51, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
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In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
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