«Die Gedankenreise ist ein Tool, das uns hilft»

Der achtjährigen Sohn von Anna Walbersdorf konnte lange Zeit schlecht einschlafen. Mit Gedankenreisen wirkt die Mutter der Einschlafproblematik entgegen.
Gesundheitscoach und Hebamme Anna Walbersdorf, 47, lebt mit ihrem Lebensgefährten Frank Becker, 47, und den beiden gemeinsamen Söhnen Arthur, 8, und Karl, 7, in Basel. Wenn Franks Sohn Jonathan, 14, zu Besuch ist, ist die Patchworkfamilie komplett.
Mein erstgeborener Sohn Arthur war schon immer sehr sensibel und hat viel Körperkontakt und Nähe gebraucht, um sich regulieren und einschlafen zu können. Ganz anders als sein kleiner Bruder Karl, der von Anfang an gut schlafen konnte. Als die Kinder noch sehr klein waren, haben wir alle im Familienbett geschlafen. Inzwischen haben die Brüder ein eigenes Zimmer, schlafen aber noch zusammen in einem Bett. Während der kleine Karl problemlos einschlief, lag Arthur im Alter zwischen drei und sechs Jahren abends oft noch lange Zeit wach und brauchte meine Nähe, um in den Schlaf zu finden. Mehrmals pro Woche habe ich dann bis zu anderthalb Stunden im Kinderbett verbracht, bis er endlich eingeschlafen war.
Mit der Zeit haben mich die langen Bettbringzeiten wahnsinnig erschöpft.
Anna, Mutter
Anfangs konnte ich das gut mittragen. Ich habe einfach gespürt, dass mein Sohn mich braucht, und das Kuscheln und die Nähe habe ich auch genossen. Mit der Zeit haben mich die langen Bettbringzeiten aber auch wahnsinnig erschöpft. Nicht selten bin ich im Kinderzimmer eingeschlafen und dann erst mitten in der Nacht wieder aufgewacht, um ins Elternschlafzimmer zu wechseln.
Umzug und Perimenopause
Richtig schlimm wurde es dann aber letztes Jahr. Da kamen gleich mehrere Dinge zusammen: Wir sind vom Dorf wieder zurück in die Stadt gezogen. Ein Umzug ist ja an sich schon stressig. Die Kinder haben die Schule gewechselt. Das bedeutete neue und grössere Klassen, neue Lehrpersonen und ein neues Umfeld. Ausserdem läuft in der Stadt alles ein bisschen lauter und hektischer. Das brachte viel Unruhe mit sich, was sich leider auch ungünstig auf die Einschlafproblematik von Arthur ausgewirkt hat.
Dazu machte sich bei mir die Perimenopause deutlich bemerkbar. Ich fühlte mich dünnhäutiger und hatte noch weniger Ressourcen zur Verfügung, um das alles aufzufangen. So wurde ich zunehmend ungeduldiger und die Abende, an denen mir alles zu viel wurde, begannen sich zu häufen. Als Folge davon liess ich die Kinder meine Frustration und Erschöpfung vermehrt spüren. Das war insgesamt eine sehr ungute und belastende Entwicklung.
Ich spürte, dass erst mal ich wieder ins Lot kommen musste, weil ich sonst meinem Kind überhaupt nicht helfen konnte. Es war für mich immer gut nachvollziehbar, warum Arthur die neue Situation zu schaffen macht, und ich merkte auch, dass er zunehmend frustrierter und erschöpfter wurde.
Die Buben lieben die Gedankenreise
Als es eines Abends wieder besonders schlimm war, bin ich in grösster Verzweiflung noch mal in mich gegangen und habe überlegt, was mir besonders gut hilft, um mich in diesem Moment zu beruhigen. Und da ist mir die Gedankenreise, ein Entspannungstool, das ich in Geburtsvorbereitungskursen viel genutzt habe, wieder eingefallen. Ich habe das gleich mit den Kindern ausprobiert.
Dazu geht man in Gedanken an einen schönen Ort wie den Wald oder Strand, nimmt dort den Körper mit allen Sinnen wahr, achtet auf die Atmung und entspannt sich dabei immer mehr. Das hat super funktioniert – fast wie ein Zauber. Die Jungs lieben diese Fantasiereisen und Arthur schläft meistens ein, noch während ich die Entspannung anleite. Manchmal dauert es auch etwas länger, aber insgesamt haben wir mit der Gedankenreise ein Tool gefunden, das uns allen wirklich hilft.