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Was man tun kann, wenn alles zu viel wird

Aus Ausgabe
09 / September 2025
Lesedauer: 3 min
Wenn man das Gefühl hat, alles allein tragen zu müssen, helfen manchmal schon kleine Schritte. Fünf Tipps sowie acht Killersätze, die Sie nie mehr hören wollen.
Text: Julia Meyer-Hermann

Bild: Fabian Hugo / 13 Photo

1. Mental Load sichtbar machen

Aufschreiben, was man alles im Blick hat – von der Terminerinnerung bis zur Geschenk­idee. So wird das Unsichtbare greifbar und ­überhaupt erst verhandelbar.

Nicht «Kannst du mir helfen?», sondern  «Wie teilen wir das fair?». Es geht nicht um Hilfsbereitschaft, sondern um gleichwertiges Mitdenken und Mittragen im Alltag.

2. Ganze Bereiche abgeben – nicht nur To-dos

Wer heute «Ich bring das Kind zum Arzt» sagt, ist morgen wieder raus. Entlastung entsteht nur, wenn nicht jede Woche neu delegiert werden muss, sondern klar ist: Das ist jetzt dein Bereich.

3. Kleine Auszeiten einplanen – und sie wirklich nehmen

Auch zehn Minuten mit Kaffee und Ruhe können Wunder wirken. Das Nervensystem braucht Pausen, damit man aus dem ­Daueranspannungsmodus rauskommt und langfristig gesund bleibt.

4. Verantwortung auf Augenhöhe leben

Nicht «Kannst du mir helfen?», sondern  «Wie teilen wir das fair?». Es geht nicht um Hilfsbereitschaft, sondern um gleichwertiges Mitdenken und Mittragen im Alltag.

Mental Load ist kein persönliches Versagen, sondern oft ein strukturelles Problem.

5. Unterstützung suchen und annehmen

Ob Freundin, Coach, Kollegin oder ­Beratungsstelle: Manchmal reicht ein gutes Gespräch, um neue Perspektiven zu ent­wickeln und sich innerlich zu ­sortieren.

Fazit

Mental Load ist kein persönliches Versagen, sondern oft ein strukturelles Problem. Umso wichtiger ist es, dranzubleiben, sichtbar zu machen – und Schritt für Schritt Entlastung zu schaffen.

8 Killersätze oder warum gut gemeint oft nicht hilft

Entstanden aus Gesprächen mit Experten und Expertinnen, die täglich mit über­lasteten Eltern arbeiten: So klingen Sätze, die scheinbar helfen wollen, aber die Last noch vergrössern. Warum das so ist – und was dahintersteckt. 

1. «Sag mir einfach, was ich tun soll.»

Die Verantwortung für Planung und ­Übersicht bleibt komplett bei einer Person. Wer so spricht, signalisiert: Ich helfe gern – aber nur, wenn du alles vorgibst. Dadurch wird die mentale Last nicht geteilt, sondern sogar erhöht.

2. «Mach mir bitte eine Liste, dann erledige ich das.»

Listen schreiben bedeutet: erst denken, dann delegieren. Die Aufgabe wirkt geteilt – ist sie aber nicht. Es bleibt eine Einbahnstrasse: Eine Person denkt, die andere führt nur aus.

«Warum hast du denn nichts gesagt?» Verantwortung wird auf eine Person zurückgeschoben, statt mitzudenken.

3. «Du kannst das doch viel besser als ich.»

Klingt wie ein Kompliment, ist aber ein ­Freifahrtschein zum Ausklinken. Anstatt ­Verantwortung zu übernehmen, wird sie charmant zurückgereicht. Wer nie mitorganisiert, kann auch nie besser werden – und schafft so ein Ungleichgewicht auf Dauer.

4. «Warum hast du denn nichts gesagt?»

Verantwortung wird auf eine Person zurückgeschoben, statt mitzudenken. Die Person mit Mental Load wird zum Planer – obwohl echte Entlastung nur durch Mitdenken ­entstehen kann, nicht durch Nachfragen.

5. «Erinnere mich bitte nächste Woche noch mal daran.»

Man soll nicht nur organisieren, sondern auch noch an die Aufgabe erinnern. So wird die organisierende Person zur ­persönlichen Erinnerungs-App. Das ist keine Hilfe, sondern eine zusätzliche kognitive Belastung.

6. «Sag mir einfach genau, was ich tun soll – dann passt das.»

Klingt kooperativ, ist aber passiv. Wer ­Verantwortung wirklich teilt, fragt nicht nur nach Aufgaben – sondern entwickelt selbst Überblick und Engagement für das gemeinsame Ganze.

Passivität als Schonung zu tarnen, hilft niemandem. Verantwortung übernehmen heisst: Aktiv werden, bevor es brennt.

7. «Ach so, das war dir wichtig? Das wusste ich gar nicht.» 

Entlastet die eigene Aufmerksamkeit und verschärft das Ungleichgewicht. Wer immer erst im Nachhinein erfährt, was wichtig war, zeigt: Ich bin nicht wirklich ­eingebunden. Mental Load entsteht auch durch emotionale Einseitigkeit.

8. «Ich wollte dich nicht stressen – deshalb habe ich einfach mal abgewartet.»

Klingt rücksichtsvoll, führt aber zu noch mehr Stress. Passivität als Schonung zu tarnen, hilft niemandem. Verantwortung übernehmen heisst: Aktiv werden, bevor es brennt – nicht warten, bis die andere Person es wieder selbst macht.