«Nach sieben Jahren erstmals wieder durchgeschlafen»

Die Tochter, ein Extremfrühchen, hatte von Geburt an starke Schlafprobleme. Erst nach fünf Jahren werden die Sorgen der Eltern ernst genommen.
Stephanie Liechti, 37, arbeitet bei einer Krankenkasse und lebt mit ihrem Mann Bjarke, 38, Logistiker, sowie ihren beiden Kindern Sophia, 7, und Matteo, 4, im Emmental.
Sophia kam in der 27. Schwangerschaftswoche als Extremfrühchen zur Welt und hat als Baby keine Stunde am Stück geschlafen. Erst mit etwa drei Jahren hat sich die Situation ein wenig beruhigt. Unsere Tochter wachte nicht mehr so häufig auf und konnte mit etwa vier Jahren, kurz vor der Geburt unseres Sohnes, in ihr eigenes Zimmer ziehen.
Ab diesem Zeitpunkt begannen dann aber die massiven Einschlafprobleme. Wir sassen regelmässig abends bis zu zwei Stunden neben ihrem Bett und hielten gemeinsam aus, bis sie endlich eingeschlafen war. Das war extrem anstrengend, weil auch wir müde waren und kaum noch Zeit hatten für uns als Erwachsene, aber auch als Paar. Natürlich haben wir schon frühzeitig unseren Kinderarzt über das Schlafproblem von Sophia informiert.
Nach fünf Jahren brachte der chronische Schlafmangel uns Eltern allmählich an unsere Grenzen.
Stephanie, Mutter
Leider wurden wir dort aber nie wirklich ernst genommen. Stattdessen hat er uns immer nur damit vertröstet, dass es viele Kinder gebe, die schlecht schlafen würden. Ich solle mir einfach mal eine Auszeit nehmen. Das gab mir das Gefühl, ich sei einfach nicht fähig, Mutter zu sein.
Wir haben daraufhin eigenständig versucht, uns zu helfen, und alles denkbar Mögliche ausprobiert, um Sophias Schlaf zu verbessern: von optimierter Schlafhygiene und regelmässigen Schlafritualen über Kinesiologie, Craniosacral-Therapie, Globuli, Osteopathie bis Bachblüten und noch einiges mehr. Leider hat nichts wirklich geholfen.
Melatonin als Gamechanger
Als Sophia dann mit fünf Jahren in den Kindergarten kam, spitzte sich die Situation noch weiter zu, sodass der chronische Schlafmangel uns Eltern allmählich an unsere Grenzen brachte.
Im Rahmen einer routinemässigen Follow-up-Sprechstunde der Frühgeborenen-Nachbetreuung habe ich der behandelnden Neuropsychologin dann mein Herz ausgeschüttet. Und zum ersten Mal hat mir jemand aufmerksam zugehört und mich wirklich ernst genommen. Das war extrem entlastend! Die Ärztin empfahl für Sophia eine Abklärung in der Kinderpsychiatrie, die aber eine lange Warteliste hat. Als akute Entlastungsmassnahme haben wir Unterstützung durch eine sozialpädagogische Krisenintervention erhalten, die uns geholfen hat, Konfliktsituationen im Familienalltag besser zu meistern.
Mama, jetzt weiss ich endlich, was es heisst, müde zu sein.
Sophia, Tochter
Im Rahmen dieser Abklärung erhielt Sophia dann eine Diagnose, die auch die jahrelangen Schlafstörungen erklärte. Die Kinderärztin empfahl uns, Sophia abends etwas Melatonin zu geben, da Kinder mit dieser Entwicklungsstörung oft zu wenig von diesem Schlafhormon bilden würden.
Das war der Gamechanger! Mit Melatonin schläft Sophia innerhalb von 15 Minuten ein. Wenn sie aufwacht, findet sie jetzt leichter selbst in den Schlaf zurück und ich habe nach sieben Jahren das erste Mal wieder durchgeschlafen. Bei dem Satz ‹Mama, jetzt weiss ich endlich, was es bedeutet, müde zu sein›, sind mir vor Rührung, aber auch vor Erleichterung die Tränen gekommen.