Handys in der Schule sinnvoll nutzen: Regeln statt Verbote
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Regeln statt Verbote: Handys in der Schule sinnvoll nutzen

Lesedauer: 2 Minuten

Viele unserer Nachbarländer verbannen Handys aus den Schulen. Weshalb das keine gute Idee ist.

Text: Michael In Albon
Bild: Alamy Stock Photo

In Zusammenarbeit mit Swisscom

Sollte man Handys im schulischen Umfeld generell verbieten? Ich meine: Nein! Und kenne bereits die Kommentare zu dieser Haltung: «War ja eh klar, dass der In Albon von der Swisscom das so sieht!» Doch Moment, lassen Sie mich erklären, weshalb es für Ihr Kind und seine Zukunft sinnvoll ist, digitale Medien verantwortungsvoll in der Schule einzubinden.

Unsere Jugendlichen können immer schlechter lesen und schreiben – das zeigen die Pisa-Studien der letzten Jahre. Woran das liegt, scheint schnell ausgemacht: am übermässigen Gebrauch von Smartphones. Entsprechend logisch und naheliegend scheint ein Verbot zu sein, wie es an Schulen beispiels­weise in Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden oder Italien bereits heute gilt – mit diversen Ausnahmen und Sonderregelungen notabene. Der nächste Schritt wäre dann ein komplettes Verbot von Handys im öffentlichen Raum, wie es kürzlich in einem kleinen französischen Dorf verfügt wurde.

In der Schweiz bleibt es in den meisten Fällen den Schulen überlassen, ob und in welcher Form sie ein Verbot erlassen. Das ist für mich der einzig zielführende Ansatz. Handys an Schulen können ohne Zweifel für Probleme sorgen. Der ungeregelte Gebrauch stört den Unterricht, Fotos aus Umziehkabinen oder Toiletten sind höchst problematisch. Andererseits sieht der Lehrplan 21 vor, dass die Kinder und Jugendlichen den Umgang mit digitalen Geräten lernen und mit ihnen im Unterricht arbeiten. Ganz so, wie sie es später im Arbeitsleben täglich tun müssen.

Medienkompetent werden

Die Arbeit mit dem Smartphone oder dem Tablet sollte auf der Mittelstufe beginnen. In diesem Alter dient das Gerät den meisten Kindern privat ausschliesslich der Unterhaltung. Wenn sie bereits in der Schule lernen, dass ein Handy auch für nützliche(re) Dinge ein­gesetzt werden kann, verändert das ihre Wahrnehmung fundamental.

Wer meint, mit einem generellen Verbot seien die Probleme aus der Welt geschafft, macht sich etwas vor.

Müssen tatsächlich Verbote ausgesprochen werden, sollten diese in den Unterricht integriert werden. Und nicht als Verbote, sondern als Regeln deklariert werden. Denn aus negativen Vorfällen – und den entsprechenden Reaktionen darauf – können die Kinder und Jugend­lichen viel lernen. Das wird unter Medienkompetenz verstanden und ist in Zeiten von Social Media, Fake News oder Cybermobbing ein wichtiger Stoff, der in der Schule vermittelt werden kann.

Wer meint, mit einem generellen Verbot seien die Probleme aus der Welt geschafft, macht sich etwas vor. Wir Erwachsenen wurden von den digitalen Medien überrumpelt und suchen nun mühselig den richtigen Weg. Dies auch darum, weil wir in unseren Jugendjahren diese Regeln und Debatten eben nicht hatten. Junge Erwachsene, die erst mit 18 oder 20 Jahren mit diesen Einflüssen in Berührung kamen, konnten in der Jugend keinerlei Übung im Umgang mit digitalen Geräten erlangen. Wer für ein grossflächiges, generelles Verbot ist, verschliesst die Augen vor der Realität. Das ist immer ein schlechter Rat­geber für nachhaltige Lösungen.

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swisscom.ch/campus

Michael In Albon
ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.

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