«Wir wollen Smart Kids, nicht Smartphones»

Der Verein «Smartphonefreie Kindheit» unterstützt Eltern dabei, für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Geräten und sozialen Medien einzustehen. Ein Gespräch mit Gründerin Alexandra Berchtold.
Frau Berchtold, welches Ziel verfolgt der Verein «Smartphonefreie Kindheit»?
Wie viele Eltern mache ich mir Gedanken über Kinder und ihren Umgang mit digitalen Geräten. Unsere Bewegung, die es in ähnlicher Form auch in anderen Ländern gibt, will Eltern vernetzen, die sich auf gesellschaftlicher und politischer Ebene für eine verantwortungsvolle Nutzung von Smartphones engagieren.
Die Kindheit ist zu kurz, um sie vor dem Smartphone zu verbringen.
Die Grundprinzipien unseres Vereins lauten: Smartphones möglichst erst ab 14 Jahren und Tastenhandys für die Jüngeren, Social Media frühestens ab 16 und Internet- und Chatzugänge über geteilte Familiengeräte. Und ganz allgemein: mehr Offlineerfahrungen statt Onlineablenkung. Wir sind überzeugt, dass die Kindheit zu kurz ist, um sie vor dem Smartphone zu verbringen, und glauben, dass viele Eltern ebenso denken. Ihnen will «Smartphonefreie Kindheit» eine Plattform bieten.
Inwiefern?
Wir unterstützen Eltern dabei, für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Geräten und sozialen Medien einzustehen. Das ist schwer, wenn man sich mit dem Thema alleingelassen fühlt und scheinbar «alle» ein Smartphone haben – ein Schulterschluss macht es einfacher.

Wir bieten Hand mit verschiedenen Lösungsansätzen, Gelegenheit zum Austausch in kantonalen Elterngruppen und stellen Material bereit. Zum Beispiel News aus der Forschung und konkrete Anregungen für den Alltag. Ausserdem planen wir Vorlagen für Eltern, etwa, wenn es darum geht, ihr Anliegen nach einer smartphonefreien Schule an die Gemeinde zu formulieren. Unser Credo lautet: Smart Kids statt Smartphones.
Schon Erwachsenen fällt es schwer, sich dem Sog der Geräte zu entziehen – wie sollen Kinder das schaffen?
Will heissen?
Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder Zeit haben, um sich erst mal selbst kennenzulernen und eigene Standpunkte zu entwickeln, statt sich passiv in Onlinewelten zu verlieren. Dabei darf Langeweile sein – sie ist sogar wichtig, damit eigene Ideen und Kreativität entstehen. Smartphones reduzieren die Teilnahme von Kindern am realen Leben, den unmittelbaren Austausch mit der Umwelt, den sie brauchen, um sich gesund zu entwickeln. Schon Erwachsenen fällt es schwer, sich dem Sog der Geräte zu entziehen – wie sollen Kinder das schaffen?