Was hilft gegen Pickel?

Aus Ausgabe
10 / Oktober 2025
Lesedauer: 8 min
Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. Fast alle Jugendlichen sind irgendwann davon betroffen, manche schwer. Gerade in Zeiten von Social Media kann das eine grosse psychische Belastung sein. Was sich dagegen tun lässt, sagen zwei Expertinnen.
Text: Kristina Reiss

Bilder: Getty Images

Als wir Kristin Kernland Lang zum Thema Akne kontaktieren, sagt sie als Erstes: «Bitte sprechen Sie nicht von Hautunreinheiten.» Sie ist Kinderdermatologin am Kantonsspital Baden AG und betont: «Akne hat nichts mit Unreinheit zu tun und ist auch nicht selbst verschuldet. Dieser Begriff trägt nur zur Stigmatisierung bei.»

Tatsächlich ist Akne die häufigste Hauterkrankung weltweit. Über 85 Prozent aller Jugendlichen sind davon betroffen, so die Dermatologin. Ab und zu ein Pickel hier oder ein Mitesser dort kennt fast jeder Teenager.

Akne selbst ist nicht schlimm. Schlimm sind die Narben, die bleiben.

Kristin Kernland Lang, Dermatologin

In 15 bis 30 Prozent der Fälle allerdings ist die Akne so schwer ausgeprägt, dass sie medizinisch behandelt werden muss. Die Hauterkrankung kann auch kosmetisch ausgelöst werden, durch die Verwendung falscher Produkte. Oder sie tritt im späteren Alter auf. Dieser Beitrag befasst sich jedoch mit der im Teenageralter weit verbreiteten hormonellen Akne.

Bis vor ein paar Jahren lautete die Faustregel noch, dass Akne im Alter zwischen 15 und 18 Jahren beginnt und bis 25 bei den meisten wieder verschwindet. Da sich die Pubertät in der westlichen Welt jedoch immer weiter nach vorne verschiebt, behandelt Kristin Kernland Lang heute manchmal bereits Neunjährige.

Für junge Männer ist Akne gleichermassen ein Thema wie für junge Frauen. Erstere neigen allerdings zu einem schwereren Verlauf, bei ihnen ist oft der Rücken stark betroffen.

Wie Akne entsteht

«Akne ist eine meist hormonell getriggerte Systemerkrankung, die sich an der Haut zeigt», erklärt Kernland Lang. Die Talgdrüsen produzieren in dieser Lebensphase zu viel fettiges Sekret – angekurbelt durch männliche Sexualhormone, wie sie besonders in der Pubertät gebildet werden, auch von Mädchen.

Dies hat zur Folge, dass die Talgdrüsen verstopfen und Talg-Horn-Pfropfen entstehen: Komedonen, auch Mitesser genannt. Diese wiederum sind ein guter Nährboden für Bakterien, die in der Folge eitrige Entzündungen und Pusteln auslösen können. «Akne selbst ist nicht schlimm», betont die Dermatologin, «schlimm sind die Narben, die bleiben.» Deshalb werde heute sehr viel früher behandelt.

Bei starker Akne sollte eine medizinische Kosmetikerin kontaktiert werden, die beim Ausreinigen hilft.

Generell zeige sich eine Akne mit 12 meist anders als mit 16 oder 18 Jahren, so die Hautärztin. Die Akne beginnt mit der Ausbildung von Komedonen, im Verlauf der Jugend zeichnet sie sich durch rote entzündliche Pusteln aus, die dann oft unter Narben abheilen. «Dies spiegelt auch die körperliche Entwicklung wider», so Kernland Lang.

Einfluss von Genen und Ernährung

Doch weshalb sind manche Jugendliche schwer von Mitessern und Pickeln geplagt und andere fast gar nicht? «Erbliche Veranlagungen spielen hier eine grosse Rolle», sagt Kristin Kernland Lang. Insbesondere wenn die Eltern Akne hatten, kann die Erkrankung schwerer verlaufen. Und auch die Ernährung hat einen Einfluss. «Es gibt bestimmte Lebensmittel, die den Schweregrad der Entzündungen weiter fördern», so die Dermatologin.

Milch beispielsweise sowie der Konsum von Kohlenhydraten mit einem hohen glykämischen Index. Das sind Kohlenhydrate, die den Blutzucker stark ansteigen lassen, etwa in Softdrinks. Milchproteinpulver, das viele Heranwachsende für den Muskelaufbau nehmen, kann ebenfalls Akne verstärken. «Das heisst nicht, dass Betroffene diese Lebensmittel nie wieder konsumieren können», sagt Kernland Lang. «Sie befinden sich lediglich in einer Lebensphase, in der die Haut zeigt: «Das ist zu viel.» Später geht es dann wieder.»

Ein erster Hebel bei Pickeln und Mitessern sei es deshalb, auszuprobieren, wie es sich auf die Haut auswirkt, wenn man beispielsweise drei Monate lang auf Milch und zuckerhaltige Getränke verzichtet. «Es lohnt sich, diese Einschränkung versuchsweise zu machen und selbst aktiv zu werden», ermutigt Kernland Lang.

Den Gang zur Dermatologin würde sie dann antreten, «wenn sich die Akne zeigt und vor allem auch stört», so die Hautärztin. «Dann ist die Motivation höher, in die Eigenverantwortung zu kommen.» Generell sollten Betroffene jedoch lieber früher als später in der kinderärztlichen, hausärztlichen oder dermatologischen Sprechstunde vorstellig werden.

Die Haut richtig pflegen

Auch die richtige Pflege ist ein weiterer Hebel, um Akne in den Griff zu bekommen. Wichtig ist eine morgendliche und abendliche Reinigung der Haut – «mild, nicht antibakteriell». Tatsächlich gibt es immer mehr kosmetische oder medizinische Produkte, die sich auch ohne ärztliche Verordnung beziehen lassen.

Stress kann entzündliche Hautveränderungen wie Akne zusätzlich verstärken.

Julia Rümmelein, Psychotherapeutin

Ausserdem empfiehlt Kernland Lang, eine medizinische Kosmetikerin hinzuzuziehen, die beim Ausreinigen hilft, das Make-up individuell anpassen kann und Jugendliche begleitet, sich im Dschungel der riesigen Produktpalette zurechtzufinden. Und zum Beispiel einordnen hilft, ob die auf Tiktok kursierenden Kosmetiktipps, die häufig auf koreanische Frauen zugeschnitten sind, überhaupt Sinn ergeben.

Verschiedene Medikamente

Reichen Ernährung und tägliche Hautpflege nicht aus, um die Akne in den Griff zu bekommen, lässt sich mit Medikamenten gegensteuern. «Früher wurden dabei oft Antibiotikapräparate eingesetzt», so die Dermatologin. «Heute werden bei schwerer, vernarbender Akne eher Medikamente mit dem Wirkstoff Isotretinoin verschrieben.»

Die Vitamin-A-Säure-Präparate haben allerdings Nebenwirkungen wie trockene Haut und Lippen zur Folge und können die bestehende Akne erst mal verschlechtern. Ausserdem dürfen Frauen während der Einnahme und zwei Monate danach nicht schwanger werden, weil sonst die Gefahr von Missbildungen für das ungeborene Kind besteht. «Aber es ist der wirkungsvollste Wirkstoff auf dem Markt und richtig eingesetzt ein sehr gutes Medikament», so Kernland Lang.

Auch die Antibabypille kann bei hormonell bedingter, entzündlicher Akne für ein besseres Hautbild sorgen. Deshalb verschreiben sie Gynäkologinnen ihren Patientinnen manchmal als Aknebehandlung. «Doch das ist ein Nebeneffekt der Pille. Eine Aknebehandlung kann auch ohne Einnahme der Pille erfolgen», findet die Dermatologin.

Generell beobachtet Kristin Kernland Lang jedoch, dass die Stigmatisierung von Akne heute grösser ist beziehungsweise die Toleranz der Gesellschaft kleiner, was das Aussehen betrifft. «Wir alle – aber vor allem Jugendliche – messen uns an bearbeiteten, nicht realen Bildern, die wir täglich auf Social Media sehen», so die Ärztin. Es ist deshalb kein Zufall, dass viele Betroffene nicht nur unter den körperlichen Symptomen der Hauterkrankung leiden, sondern auch psychisch belastet sind.

Psychische Auswirkungen

Hier kommt Julia Rümmelein ins Spiel. Die Psychotherapeutin leitet eine Therapiestation in der Privatklinik Clienia Schlössli für Psychiatrie und Psychotherapie in Oetwil am See ZH und beschäftigt sich mit Psychodermatologie, also dem Zusammenhang zwischen Psyche und Haut. «Ist das Gesicht mit Pickeln und Mitessern übersät, kann dies erheblich am Selbstbewusstsein nagen und seelisch belasten – was manchmal zum Beispiel bis zu einer Depression führt», weiss sie.

Es gibt viel mehr Menschen, die in ihrer Jugend Pickel haben, als Menschen, die völlig frei davon sind.

Julia Rümmelein, Psychotherapeutin

Die Pubertät ist ohnehin eine vulnerable Phase für Jugendliche, schliesslich befindet sich ihr gesamter Körper im Umbau, alles verändert sich. Deshalb passiere es häufig, dass Betroffene, die noch nicht so gefestigt sind in ihrem Selbstbild, sich nur noch mit ihrem Spiegelbild beschäftigen, die Hautkrankheit mit allen Mitteln zu kaschieren versuchen oder sich völlig zurückziehen.

«Der dadurch entstehende Stress kann als zusätzlicher Verstärkungsfaktor für entzündliche Hautveränderungen wie Akne wirken. Denn er beeinflusst nachweislich physiologische Prozesse, die die Talgproduktion und Hautentzündungen fördern», so Rümmelein. Auch übermässiges Kaschieren mit den falschen Produkten oder Rumdrücken an entzündeten Stellen führt oft zu einer Verschlimmerung.

Wie Eltern ihr Kind unterstützen können

Wie Eltern ihre Kinder hier am besten begleiten? «Das Gespräch anbieten und zum Beispiel von sich selbst erzählen, wenn sie ebenfalls unter Akne gelitten haben», rät die Psychotherapeutin. Dies kann dem Kind das Gefühl geben: Ich bin nicht allein. Das ist nichts, wofür ich mich schämen muss. Auch den Selbstwert zu stärken und gemeinsam zu überlegen: «Was macht mich denn noch alles aus?», sei wichtig. So können Eltern helfen, den Blick zu weiten auf andere Vorzüge wie soziale Fähigkeiten, Hobbys oder Charakter.

Ebenso wichtig sei es, sich dermatologisch beraten zu lassen – denn dies vermittle Jugendlichen oft das Gefühl: Ich kann etwas tun, ich bin dem Ganzen nicht hilflos ausgeliefert. Sich zusammen durch soziale Medien zu klicken, sei ebenfalls eine gute Idee, um zu schauen, womit sich die Jugendlichen vergleichen: Wo werden überall Filter eingesetzt? Und wie sieht eigentlich eine normale Haut in der Pubertät aus?

Vor allem aber findet Julia Rümmelein es zentral, dass sich Jugendliche bewusst sind: «Ich mache nichts falsch! Mein Körper befindet sich lediglich in einem hormonellen Wandlungsprozess, der sich auch über die Haut zeigen kann.» Und: «Es gibt viel mehr Menschen, die in ihrer Jugend Pickel haben, als Menschen, die völlig frei davon sind.»

6 Tipps

Das kann man gegen Mitesser und Pickel tun

  1. Ernährung: «Ausprobieren, wie es sich auf die Haut auswirkt, wenn man beispielsweise drei Monate lang auf Milch als Getränk und zuckerhaltige Getränke verzichtet», rät Kinderdermatologin Kristin Kernland Lang. Am besten keine Süssgetränke zu Hause haben.
  2. Pflege: Milde – nicht antibakterielle! – Reinigung der Haut, morgens und abends. Sonnenschutz auftragen, insbesondere wenn es bereits rote Flecken/Narben im Gesicht gibt. Cremes mit den Wirkstoffen Benzoylperoxid oder Azelainsäure verwenden. Auch Mariendistelderivate können helfen. Keine Rubbelpeelings machen! Diese können eine Akne verschlimmern.
  3. Kopfkissenbezug ein- bis zweimal pro Woche wechseln, weil sich dort Ausscheidungen ablagern, die Entzündungen fördern. Genügend schlafen, viel trinken.
  4. Eine medizinische Kosmetikerin aufsuchen, die beim Ausreinigen hilft und in Sachen Pflege unterstützen kann.
  5. Sich frühzeitig in der kinderärztlichen, hausärztlichen oder dermatologischen Sprechstunde beraten lassen. Vor allem, wenn mit Ernährung und Pflege nichts erreicht wurde und es um die Auswahl eines geeigneten Akne-Medikaments geht.
  6. Sich rasch Hilfe holen, wenn die Akne zur psychischen Belastung wird.