«Ich habe keinen Bock mehr auf Schule»
«Frag doch mal Sarah!»
Ich glaube, ich bin schulmüde. Ich bin jetzt in der 9. Klasse, aber mir ist irgendwie alles egal. Klar, meine Noten sind mies. Meine Lehrer bestrafen mich bei jeder kleinsten Sache. Meine Eltern machen ständig Druck wegen der Lehrstelle. Aber ich habe noch nichts gefunden. Das Einzige, was mir Spass macht, ist gamen oder ins Gym gehen.
Hamza, 15
Lieber Hamza
Du beschreibst deine Situation so treffend, dass ich es mir richtig gut vorstellen kann, wie es dir geht. Was vor allem rüberkommt ist: Druck, Druck, Druck.
Druck ist nicht nur unangenehm, sondern blockiert dich auch beim Lernen.
Deine Vermutung, dass du schulmüde sein könntest, scheint mir deshalb passend analysiert. Und ich denke, dass es sehr vielen Schülern und Schülerinnen am Ende der Schulpflicht, also so in der achten oder neunten Klasse, genauso geht wie dir: Die Erwachsenen fokussieren ausschliesslich auf deinen Schulabschluss und die Berufsausbildung. Aber euch Jugendlichen geht dafür langsam die Kraft und die Motivation aus.
Selbstverständlich ist das alles enorm wichtig: Es ist wichtig, dass du deinen Schulabschluss machst. Und noch wichtiger, dass du danach etwas Gutes findest: Einen Ort, wo du deine Lehre machen oder in eine weiterführende Schule gehen kannst.
Was in deinem Leben sonst noch wichtig ist
Aber: Schule und Ausbildung ist nicht das einzig Wichtige, das in deinem Leben gerade passiert. In deinem Alter – du befindest dich gerade mitten in der Pubertät – geht es noch um so viele andere Dinge. Zum Beispiel:
- Du bist im Wachstum. Jungs in deinem Alter können bis zu zehn Zentimeter pro Jahr in die Höhe schiessen. Dein Körper verändert sich stark. Und das braucht wahnsinnig viel Energie.
- Vielleicht hast du dich auch schon mal verliebt? Erste sexuelle Erlebnisse oder auch Liebeskummer gehören dazu.
- Du entscheidest dich schon in deinem jungen Alter, was dir im Leben wichtig ist und wofür du dich engagieren möchtest. Egal, ob Sport, soziales Engagement oder Politik – als Kind hast du dir dazu noch weniger Gedanken gemacht, heute vielleicht schon mehr.
Ich könnte noch weitere Themen aufzählen, aber du siehst jetzt schon, dass es völlig klar ist, dass du dich nicht nur um die Schule kümmern kannst, denn diese anderen Bereiche sind eben auch wichtig und brauchen Energie.
Druck von den Lehrpersonen
Mir fällt auf, dass du unter grossem Druck von aussen stehst. Das ist nicht nur äusserst unangenehm für dich, sondern blockiert auch deine Fähigkeit zu Lernen, beziehungsweise, dass du Schulstoff aufnehmen und behalten kannst. Um diesen Druck kleiner zu machen, sollten wir die verschiedenen Druck-Quellen einzeln betrachten:
Du schreibst, dass dich deine Lehrer ständig bestrafen. Das wird wahrscheinlich Gründe haben. Sei bitte ehrlich zu dir selbst: Was haben deine Lehrer zu dir gesagt, was sie an deinem Verhalten in der Schule stört? Ist es Schwatzen und Stören während des Unterrichts? Vergisst du allzu oft die Hausaufgaben oder Unterschriften der Eltern?
Ein Zwischenjahr kann manchmal sinnvoller sein, als sich Hals über Kopf in eine Lehre zu stürzen.
Meistens sind es solche Dinge, womit ein Schüler negativ auffällt. Da kommt irgendwann so viel zusammen, dass nicht mehr viel Geduld und Verständnis aufseiten der Lehrer übrigbleibt. Ich meine dies nicht, um die Lehrpersonen zu entschuldigen, sondern um eine Erklärung für ihre Reaktionen zu finden.
Wenn du möchtest, dass dir die Lehrer eine neue Chance geben, braucht es von deiner Seite eine Veränderung – nur du selbst kannst dich da aus der schlechten wieder in eine gute Situation bringen. Erklär deiner Lehrperson, dass du dir künftig mehr Mühe geben willst – und nimm dir selber ein bis zwei Punkte vor, die du tatsächlich ändern kannst.
Druck von den Eltern
Zuhause kommt Druck von deinen Eltern. Da geht es um deine Berufsausbildung. Auch hier gilt es, dass zu viel Druck kontraproduktiv ist. Besprich mit deinen Eltern, dass du ihre Unterstützung brauchst, um die passende Berufsausbildung zu finden. Erkläre ihnen, dass du die Sache ernst nimmst, wenn sie dir helfen.
Im Zweifelsfall gäbe es da noch das 10. Schuljahr – aber willst du wirklich noch ein weiteres Jahr zur Schule gehen? Manche Schüler profitieren von einem Zwischenjahr. Nicht nur, um sich von der Schulzeit zu erholen, sondern um herauszufinden, was man als Nächstes tun will. Ich finde diese Option deutlich sinnvoller, als wenn man Hals über Kopf in eine Lehre stürzt. In einem Zwischenjahr kannst du beispielsweise ein Praktikum oder einen Sprachaufenthalt machen.
Wenn du deine Situation genauso eigenverantwortlich angehst, wie du hier um Rat gefragt hast, wird sich alles verbessern.
Ich finde es toll, dass du deine Hobbys pflegst. Ins Gym zu gehen, bedeutet, dass du dich körperlich fit hältst. Das ist die beste Voraussetzung dafür, um auch wieder den Kopf freizubekommen. Frei fürs Lernen, frei für die Berufswahl. und natürlich auch frei für alle anderen Jugendthemen.
Wenn du deine Situation genauso eigenverantwortlich angehst, wie du hier um Rat gefragt hast, wird sich alles verbessern – Schritt für Schritt, einer nach dem anderen.
Viel Erfolg.
Frag doch mal Sarah
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