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«Ich hätte gern mehr Taschengeld»

Lesedauer: 5 min

«Ich hätte gern mehr Taschengeld»

Svenja, 13, erhält 25 Franken Taschengeld im Monat. Zu wenig, findet sie und fragt unsere Expertin, wie das mit dem Jugendlohn funktioniert.
Text: Sarah Zanoni

Bild: Adobe Stock

«Frag doch mal Sarah!»

Ich heisse Svenja und hätte gerne mehr Taschengeld. Meine Eltern sagen, dass ich noch zu jung sei, um mehr Geld zu bekommen. Ich könnte damit nicht umgehen und würde alles sofort ausgeben. Das stimmt aber nicht. Ich habe in den letzten Monaten sogar etwas gespart, obwohl ich nur 25 Franken im Monat bekomme. Irgendwo habe ich etwas gelesen über Jugendlohn. Was ist das genau und wie könnte ich das auch bekommen? 

Svenja, 13 

Liebe Svenja  

Du sprichst mit deinem Wunsch ein wichtiges Thema an. Denn du möchtest nicht einfach mehr Geld haben, sondern beweisen, dass du gut mit Geld umgehen kannst. Das zeigt mir, dass du Eigenverantwortung übernehmen möchtest. Dafür kann ich dich nur loben: Es ist sehr wichtig und richtig, dass junge Menschen sich Gedanken über den Umgang mit Geld machen.

In der Schweiz, wo es vielen Menschen finanziell recht gut geht, gibt es trotzdem eine grosse Verschuldung. Vor allem bei jungen Menschen. Etwa ein Fünftel aller Jugendlichen in der Schweiz sind bereits verschuldet. Das kann harmlos anfangen, dass du bei deiner Kollegin zehn Franken ausleihst, um dir Snacks zu kaufen. Solange du ihr diesen Betrag nicht zurückzahlst, hast du Schulden bei ihr. Was, wenn du immer wieder etwas ausleihst? Du siehst: der Schritt dazu, sich zu verschulden, ist schnell gemacht.  

Verschuldung passiert schnell

Und je älter man wird, desto mehr möchte man vielleicht kaufen. Viele Geschäfte bieten an, einen Gegenstand jetzt zu kaufen, aber erst später zu bezahlen, in Raten. Das lockt viele junge Erwachsene an, sich mehr zu leisten, als es ihr Budget zulässt. Denn statt zum Beispiel 150 Franken auf einmal muss man dann pro Monat nur 15 Franken bezahlen, dies dafür elf Monate lang.

Den Umgang mit Geld übt man am besten schon in jungen Jahren. Der Jugendlohn ist eine gute Möglichkeit dazu.

Wer nachrechnet, merkt, dass man dann 15 Franken, also 10 Prozent, mehr bezahlt – das ist dann der Preis dafür, dass man nicht alles sofort begleichen musste. Da die einzelne Ratenzahlung so niedrig ist, verleitet dies dazu, verschiedene Dinge gleichzeitig zu kaufen und abzuzahlen. Klingt alles easy – aber trotzdem übernehmen sich viele und stehen dann mit hohen Schulden da. Die Ursache ist bei den meisten, dass sie sich leider im Jugendalter nicht genügend mit Geld beschäftigt hatten – und nun in die Falle tappen. 

Damit das nicht passiert, ist es sehr ratsam, sich schon in jungen Jahren mit dem eigenen Geld zu befassen – so wie du das machst. Und dazu ist der Jugendlohn eine sehr gute Möglichkeit!

Darum gehts beim Jugendlohn

Das Ziel des Jugendlohns ist es, dass man einen relativ hohen Betrag pro Monat erhält, mit dem man jedoch auch mehr selber zahlen muss.  

Mit dem Jugendlohn werden meistens folgende Posten bezahlt: 

  • Auswärtige Mahlzeiten: Zum Beispiel wer mittags nicht nach Hause geht und/oder kein selbstgemachtes Essen von zuhause mitnehmen mag 
  • Kleider und Schuhe: Ausgenommen werden oft teurere Dinge wie etwa eine Winterjacke und -schuhe 
  • Coiffeur, Hygiene- und Beautyprodukte 
  • Velo, Mofa, etc. 
  • Öffentliche Verkehrsmittel: Abo für Bus/Bahn 
  • Handy, Handyabo 
  • Sport: Sportausrüstung, Kurs-/Vereinskosten 

Schnell wird klar, dass man für dies alles ziemlich viel Geld benötigt. Es gibt Richtlinien, die aufzeigen, wie viel man etwa pro Ausgabenposten einsetzen sollte. Diese Liste kannst du unter www.jugendlohn.ch finden. Oft beträgt ein Jugendlohn 150 Franken oder mehr pro Monat, je nach Abmachung und nach Familienbudget. 

Du kannst mit deinen Eltern individuell bestimmen, wieviel Geld sie dir pro Monat zur Verfügung stellen und wofür du diesen Betrag einsetzen solltest. Die Kosten fürs Wohnen und zuhause Essen, Versicherungen, Ferien mit der Familie, Schulgeld und ähnliches werden weiterhin von den Eltern bezahlt.

Schlag deinen Eltern ein halbes Jahr Probezeit vor: Danach könnt ihr reflektieren, was gut lief und was vielleicht noch schwierig war.

Lernen, das Geld einzuteilen

Ich fände es toll, wenn du mit deinen Eltern besprichst, weshalb du es mit einem Jugendlohn versuchen möchtest. Das wichtigste Ziel ist ja, dass man lernt, das Geld einzuteilen. Man muss abwägen, welche Ausgaben notwendig sind und welche man sich zwar wünscht, aber aufschieben muss.

Studien zeigen, dass Jugendliche, die einen Jugendlohn erhalten, ein realistisches Preisbewusstsein entwickeln. Sie werden selbständiger und eigenverantwortlicher. Bei Pro Juventute gibt es die Broschüre «Geld und Konsum», die noch ausführlicher informiert. 

Buchtipp

Spielerisch den Umgang mit Geld lernen das gelingt mit diesem Klassiker. Als Roman verpackt erklärt Money-Coach Bodo Schäfer die Prinzipien zum Aufbau eines Vermögens: Die 11-jährige Kira findet einen verletzten Labrador. Sie nennt ihn Money, da er aufhorcht, sobald ihre Eltern über ihre Geldsorgen sprechen. Money entpuppt sich als echtes Finanzgenie.
Er kennt die Gesetzmässigkeiten des Reichtums:
  • Wie man richtig spart
  • Geldanlage: die optimalen Strategien
  • Wie Aktien und Aktienfonds funktionieren
  • Schulden abbauen: die 4 wichtigsten Regeln

Mit diesen und anderen Vermögenstipps kann Kira sich ihre Träume Schritt für Schritt erfüllen und ihren Eltern aus einer finanziellen Misere helfen.

Schlag deinen Eltern doch fürs Erste ein halbes Jahr Probezeit vor: Danach könnt ihr reflektieren, was gut lief und was vielleicht noch schwierig war. Auch könnte dein Jugendlohn anfangs noch etwas kleiner sein, dafür auch weniger Ausgaben von dir selber bestritten werden. 

Beim Jugendlohn lernen nicht nur die Jugendlichen – die Eltern ebenfalls: Sie müssen schon früher ein Stück weit «loslassen». Sie sollten ihre Kinder darin unterstützen und hilfreich zur Seite stehen, wenn die ersten Schritte noch nicht gleich funktionieren. Der Jugendlohn ist ein Lernfeld – da dürfen Fehler passieren.

Viel Erfolg! 

Frag doch mal Sarah

In unserer Rubrik «Frag doch mal Sarah» beantwortet Jugendcoach Sarah Zanoni Fragen von Kindern und Jugendlichen.
Hast du auch eine Frage, die du ihr gerne stellen würdest? Dann sende eine E-Mail an online@fritzundfraenzi.ch oder kontaktiere uns auf unseren Social-Media-Kanälen.