«Ich werde ausgelacht, weil ich nicht gerne Fussball spiele»
«Frag doch mal Sarah!»
Ich mag kein Fussball. Deswegen werde ich immer ausgelacht. Und im Turnen wollen mich die Jungs nicht in ihre Gruppe wählen, auch wenn wir andere Spiele spielen. Sie behandeln mich, als ob ich kein richtiger Junge wäre. Das macht mich so traurig.
Aaron, 9
Lieber Aaron
Wenn man mal in den Schulklassen herumfragt, erfährt man, dass gefühlt fast jeder Junge in seiner Freizeit Fussball spielt. Die meisten nicht nur auf dem Rasen hinter dem Haus, sondern tatsächlich mehrmals wöchentlich im Fussballverein. Und viele dieser jungen Fussballspieler träumen von einer Karriere als Fussballprofi.
Mehr als ein Drittel der Buben spielt kein Fussball. Du bist also nicht allein.
In der Schweiz spielen rund 64 Prozent der Jungs Fussball und etwa 12 Prozent der Mädchen. Das ist für dich vielleicht keine überraschende Neuigkeit. Aber die gute Nachricht für dich: Ganze 36 Prozent der Buben spielen kein Fussball. Das ist mehr als ein Drittel aller Jungs. Und von denen gibt es auf jeden Fall einen beachtlichen Teil, der Fussball auch überhaupt nicht mag – so wie du.
Du bist also nicht alleine. Und du musst dich keinesfalls schlecht fühlen, weil dir diese Sportart nicht gefällt. Das ist kein Fehler oder so etwas. Du darfst Fussball blöd finden. Punkt.
Viele andere Hobbys
Ich bin mir ganz sicher, dass du andere spannende Interessen und Hobbys hast. Was könnte das wohl sein? Bist du vielleicht musikalisch? Kreativ? Eine Leseratte? Oder eher der Computertyp? Oder magst du einfach andere Sportarten?
Hast du gewusst, dass es über 500 Sportarten auf der Welt gibt? Ich persönlich finde es sogar cool, wenn nicht jeder Mensch dasselbe mag, denn die Welt ist so gross und so vielfältig – da hat es genug verschiedene Dinge für jeden Geschmack.
Je mehr Selbstvertrauen du hast, desto weniger wird dich die Meinung anderer Kinder beschäftigen.
Lass dich bitte nicht von deinen Schulkameraden runterziehen. Es ist natürlich nicht okay, dass sie dich beim Gruppenbilden im Sportunterricht ignorieren. Das sollte deine Lehrperson eigentlich bemerkt haben. Falls sie noch nichts dagegen unternommen hat, fände ich es wichtig, dass du es ihr sagst.
Hilfe holen
Zum Beispiel so: «Herr … / Frau …, die anderen Jungs plagen mich immer, weil ich kein Fussball spiele und deshalb wählen sie mich nie in ihre Gruppen. Ich werde oft als Letzter genommen und das verletzt mich sehr. Könnten Sie vielleicht das nächste Mal die Gruppen bestimmen? Oder Lösli ziehen lassen, damit der Zufall entscheidet?»
Mir ist klar, dass das ein wenig Mut braucht, um die Lehrperson darauf anzusprechen. Falls du es nicht schaffst, es selbst zu sagen, könnten dich bestimmt deine Eltern unterstützen und die Lehrperson um Hilfe bitten.
Ich denke, dass es sowieso gut wäre, wenn deine Eltern beim nächsten Elterngespräch (vielleicht bist du ja auch dabei?) darüber reden würden, dass du unter den negativen Bemerkungen deiner Mitschüler leidest. Es gibt keinen Grund, dich nicht als Junge zu behandeln. Egal, wie du bist. Du bist Du – das alleine zählt.
Selbstvertrauen stärken
Ein gutes Selbstvertrauen kann dir dabei helfen. Denn je mehr Selbstvertrauen du hast, desto weniger wird dich die Meinung anderer Kinder beschäftigen. Doch wie soll das gehen? Es gibt leider kein einfaches Rezept dafür und man kann es auch nicht kaufen. Aber du kannst mit ein paar einfachen Tricks anfangen, dein Selbstvertrauen zu stärken.
Trick 1: Kraft-Hände
Zeichne die Umrisse deiner beiden Hände auf ein leeres Blatt Papier, indem du mit einem Stift deine einzelnen Finger und die Handflächen umrandest. Danach schreibst du mit jeweils einer anderen Farbe in jeden leeren Finger je eine Fähigkeit, die du gut kannst: zum Beispiel «rechnen», «lachen», «Velo fahren», «hilfsbereit sein» und so weiter.
Wenn du 10 Dinge gefunden hast, die du gut kannst, kannst du mal sehen, wie toll du bist! Hänge das Blatt mit den Kraft-Händen in deinem Zimmer auf, sodass du jeden Tag siehst, welche Stärken du hast. Falls du noch mehr Talente an dir entdeckst, kannst du diese zusätzlich in die Handflächen schreiben.
Trick 2: «Darauf-bin-ich-stolz»-Buch
Lass dir von deinen Eltern ein kleines Büchlein schenken, das nur leere Seiten hat. Nun schreibst du jeden Abend hinein, worauf du an diesem Tag stolz bist. Vielleicht hast du am Montag ein Kind getröstet. Am Dienstag hast du besonders fleissig für einen Test gelernt. Am Mittwoch freust du dich, weil der Test gut gelaufen ist. Am Donnerstag hast du deiner Mama beim Kochen geholfen. Am Freitag hast du dich in der Schule erfolgreich gegen blöde Sprüche gewehrt.
Falls dir selber nichts in den Sinn kommen sollte, frag bitte deinen Papa oder deine Mama, auf welche Dinge du wohl stolz sein könntest an diesem Tag. Eine solche Art Tagebuch hilft dir, immer besser zu verstehen, dass du ein richtig toller Junge bist. Auch ohne Fussball.
Viel Spass dabei.
Frag doch mal Sarah
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