5 Tipps für den Alltag mit einem hochsensiblen Kind
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5 Tipps für den Alltag mit einem hochsensiblen Kind

Lesedauer: 2 Minuten

Kratzige Etiketten, Reizüberflutung und Stress bei den Hausaufgaben: Das Leben mit einem hochsensiblen Kind verlangt Eltern einiges ab. Diese Tipps lassen sich einfach umsetzen.

Text: Julia Meyer-Hermann
Bild: Désirée Good / 13 Photo

1. Komfortable Kleidung wählen

Viele hochsensible Kinder reagieren empfindlich auf bestimmte Materialien oder enge Kleidungsstücke. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind weiche und bequeme Kleidung trägt, die sich angenehm auf der Haut anfühlt. Lassen Sie es bei der Auswahl der Kleidung mitentscheiden, um sicherzustellen, dass es sich wohlfühlt. Vermeiden Sie kratzige Etiketten oder enge Bündchen, da diese oft Unbehagen verursachen.

2. Sanfte Übergänge schaffen

Hochsensible Kinder haben häufig Schwierigkeiten mit plötzlichen Übergängen wie beispielsweise vom Spielen zum Schlafengehen oder von der Schule zu den Hausaufgaben. Es ist ratsam, Übergänge so sanft wie möglich zu gestalten. Geben Sie Ihrem Kind rechtzeitig Bescheid und nutzen Sie visuelle oder akustische Signale, um den Wechsel vorzubereiten. Feste Rituale können helfen, diese Übergänge zu erleichtern und das Kind emotional darauf vorzubereiten.

Schaffen Sie gezielt Rückzugsräume und ermöglichen Sie Pausen in ruhigen Umgebungen.

3. Reizüberflutung durch gezielte Pausen vermeiden

Hochsensible Kinder neigen dazu, bei zu vielen Reizen schnell überfordert zu sein – sei es durch Lärm, visuelle ­Eindrücke oder Menschenmengen. Schaffen Sie gezielt Rückzugsräume und ermöglichen Sie Pausen in ruhigen Umgebungen, in denen sich Ihr Kind erholen kann. Achten Sie auch auf ­mögliche Überreizung in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten und sprechen Sie mit Lehrern oder Erziehern, um passende Lösungen zu finden.

Hochsensibilität bei Kindern testen
  • Wissenschaftlich fundierte Fragebögen für Eltern und Kinder sind eine gängige und verlässliche Methode zur Einschätzung von Hochsensibilität.
  • Weitere Informationen und entsprechende Fragebögen gibt es unter anderem auf der Website sensitivityresearch.com, die von Entwicklungspsychologe Michael Plüss und anderen Fachleuten erstellt wurde.
  • Verhaltensbeobachtungen durch Psychologen und Interviews mit Eltern, Lehrern und dem Kind bieten eine ergänzende, tiefere Analyse.

4. Hausaufgaben in kleine Abschnitte unterteilen

Hochsensible Kinder fühlen sich oft durch grosse Aufgaben überfordert. Teilen Sie die Hausaufgaben daher in kleinere, überschaubare Abschnitte auf und planen Sie regelmässige Pausen ein. Arbeiten Sie mit positiven Verstärkungssystemen, um Anreize zu schaffen. Wichtig ist, dass das Kind genügend Zeit hat, seine Gedanken zu sortieren, bevor es die nächste Aufgabe angeht.

5. Entspannungstechniken für den Alltag einführen

Bringen Sie Ihrem Kind einfache ­Techniken bei, um sich zu beruhigen, wenn es überreizt ist. Dies können Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen sein. Diese Techniken helfen, das ­Nervensystem zu regulieren und das Kind wieder in einen entspannten Zustand zu bringen. Langfristig wird Ihr Kind davon profitieren, wenn es diese Techniken in den Alltag integriert.

Diese Tipps basieren auf den Erkenntnissen aus Büchern von Elaine N. Aron, Brigitte Küster und Kathrin Borghoff, die sich mit dem Thema Hochsensibilität und dem Umgang mit hochsensiblen Kindern befassen.

Unterschied zu ADHS

Hochsensibilität ist keine Störung, sondern eine intensivere Reizwahrnehmung und -verarbeitung. Anders als bei einer Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) tritt meist keine Impulsivität oder Hyperaktivität auf. Dennoch können beide Merkmale gemeinsam vorliegen, daher ist eine genaue Diagnose wichtig.

Julia Meyer-Hermann
lebt mit ihrer Tochter und ihrem Sohn in Hannover. Ihre Schwerpunkte sind Wissenschafts- und Psychologiethemen.

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