Prägung: Unser Thema im Oktober
Was hat Sie als Kind am meisten geprägt? Die sonntäglichen Spaziergänge mit Mutter und Vater? Die Gespräche mit Ihren Grosseltern? Die Nachbarsfamilie mit den aufmüpfigen Kindern? Der Schulfreund? Die Lehrerin? Das stundenlange Spielen draussen?
Eines meiner prägendsten Kindheitserlebnisse liegt weit zurück. Einmal im Jahr sind mein Bruder und ich mit dem Vater zum Motocrossrennen gefahren. Von der Mutter warm eingepackt und mit belegten Broten versorgt, nahm er uns an die Hand und wir stapften in Gummistiefeln durch den Matsch. Qualm, Lärm, Spektakel, ich liebte es. Und war meinem Papa so nah, dass ich am liebsten in ihn hineingekrochen wäre.
Was prägt einen Menschen? Die Familie? Die Umwelt? Die Gene – oder doch die Erfahrungen, die ein Kind macht? Wie sehr beeinflusst die Prägung unsere Entscheidungen und unser Handeln? Und kann man sich von seinen Prägungen lösen? Diesen Fragen geht Autorin Seraina Sattler im Dossier «Prägung» nach. Mit überraschenden Erkenntnissen. Beispielsweise weiss ich nun, warum Geschwister sehr unterschiedlich geprägt sein können – trotz gleicher Eltern. Spannend.

Er gilt als Vordenker der Schweizer Männerbewegung, kämpft für einen Rollenwandel und gegen alte Denkmuster: Markus Theunert. «Wenn ich 100 Prozent arbeite, bin ich ein 100-Prozent-Mann, wenn ich 50 Prozent arbeite, bin ich eine halbe Portion. Das ist ein jahrhundertealtes Erbe – das lässt sich nicht in einer Generation über den Haufen werfen», sagte er einst der «Rundschau» von SRF.
Meine Kollegin Evelin Hartmann hat den Vater einer 12-jährigen Tochter zum Interview getroffen. Und mit ihm über toxische Männlichkeit («Erwachsenwerden wird immer komplizierter»), typische männliche Eigenschaften («Es gibt keine einzige psychologische Eigenschaft, die Männer haben und Frauen nicht») und Fitnessstudios gesprochen. «Ein muskulöser Männerkörper ist sozusagen die letzte Bastion, auf die sich Buben zurückziehen können. Dort können sie noch «einfach Mann sein», ohne gleich zum Schulsozialarbeiter zu müssen.» Das Interview mit Markus Theunert empfehle ich Ihnen sehr.
Herzlichst,
Ihr Nik Niethammer