Was im Gehirn während der Hypnose passiert

Aus Ausgabe
12/01 Dezember/Januar 2025/2026
Lesedauer: 3 min
Hypnosetherapie wird bei vielen Problemen erfolgreich angewendet. Worauf Eltern bei der Wahl einer Therpeutin achten sollten.
Text: Sibille Moor

Bild: Lea Csontos / Stocksy

Neurowissenschaftler sind sich einig, dass während der Hypnose etwas im Gehirn passiert und dass sie Auswirkungen auf das Gehirn hat. Doch wie sich die Trance von anderen Wachzuständen abgrenzen lässt, ist noch ungeklärt.

Ein Beispiel: Ein Proband betrachtet ein graues Bild. Nun sagt die Studienleiterin, er solle es sich farbig vorstellen. Ist er in Trance, werden die Hirnareale aktiviert, die für das Farbsehen zuständig sind. Ist er nicht in Trance, bleiben diese inaktiv.

Bei Kindern reichen oft wenige Sitzungen, um das Problem zu lösen oder eine Verbesserung zu erzielen.

Die Psychotherapeutin Caroline Maroni erklärt den Nutzen dieses Effekts: «Wenn ich mir in Trance vorstelle, dass ich einen hohen Berg besteige, dann speichert mein Gehirn das so ab, als sei ich tatsächlich auf den Gipfel gestiegen.»

Ziel der Hypnosetherapie

Bei Kindern reichen oft wenige Sitzungen, um das Problem zu lösen oder eine Verbesserung zu erzielen. Die Kinderärztin Anna Bewer Silvestri vereinbart jeweils drei Termine, die oft ausreichten. Manchmal brauche es mehr, manchmal eine Pause. Auch Jugendliche kämen häufig weniger als zehnmal, wie Eva-Maria Albermann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, sagt. Das Ziel der Hypnosetherapie ist, dass die Kinder dank der erhöhten Selbstwirksamkeit die erlernten Strategien auch bei neuen Herausforderungen anwenden können.

Wenn Kinder gedankenversunken spielen, sind sie in Trance. Diesen Zustand nutzt die Hypnosetherapie, um Probleme und Ängste zu lösen. Mehr dazu erfahren Sie hier. (Bild: Stephanie Tamir / Stocksy)

Ebenfalls messen lassen sich gewisse Auswirkungen der Hypnotherapie mittels Elektroenzephalogramm (EEG), wie der Neurowissenschaftler Björn Rasch in einem Podcast der deutschen Milton-Erickson-Gesellschaft sagt: «Wenn wir Hypnose verwenden, um den Tiefschlaf zu verbessern, dann sehen wir im EEG später verlängerte Tiefschlafphasen.» Ähnliche Effekte sind für die Schmerz­reduktion sowie die Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses belegt.

Das sollten Eltern bei der Auswahl einer Therapeutin beachten

Hypnosetherapeutin ist kein geschützter Begriff. «Jede und jeder kann sich nach ein paar Tagen Kurs so nennen und eine Therapie anbieten», sagt Eva-Maria Albermann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Aus diesem Grund empfiehlt sie, sich nach dem beruflichen Hintergrund der Therapeutin zu erkundigen. «Es macht einen Unterschied, ob jemand Medizin oder Psychologie studiert hat, weil ein Basiswissen und Kenntnisse anderer Therapieformen vorhanden sind.»

Fundierte Ausbildungen in medizinischer oder klinischer Hypnose bieten die Gesellschaft für klinische Hypnose und Hypnotherapie Schweiz (GHYPS) oder die Schweizerische Ärztegesellschaft für Hypnose (SMSH) an. Hypnosetherapie bei einer Ärztin, einem Psychiater oder einer Psychotherapeutin wird von der Krankenkasse vergütet. Ansonsten müssen die Eltern selbst bezahlen.

Für GHYPS-Präsidentin Caroline Maroni kommt es bei der Auswahl auch darauf an, ob Eltern jemanden für eine Therapie oder ein Coaching suchen. Denn Hypnose könne auch von Coaches beispielsweise für Lernschwierigkeiten angeboten werden. Als fundierte Weiterbildungen für Coaches nennt sie jene am IEF Zürich oder an der Uni Basel.

Dass Therapeuten mit der Hypnose ver­antwortungsvoll umgehen, sei wichtig, betont Caroline Maroni. In Trance trete das Analytische, Rationale in den Hintergrund und die Klienten seien für Suggestionen – sie nennt diese auch sprachliche Einladungen – offen. «Das ist die Stärke der Hypnose», sagt Caroline Maroni. «Dieser Zustand kann jedoch auch missbraucht werden.» Gerade Menschen, die in Not seien, seien suggestiv leicht zu beeinflussen. Aus diesem Grund sollten Eltern Therapeuten sorgfältig auswählen.