7 tolle Games für Kinder und Eltern
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7 geniale Games für Kinder und Eltern

Lesedauer: 4 Minuten

Machen wir unserem Nachwuchs frühzeitig gehaltvolle Spiele schmackhaft, wird er sich später mit anspruchslosen Games langweilen – und weiter auf Qualität setzen.

Text: Thomas Feibel
Illustration: Petra Duvkova / Die Illustratoren

Lange Zeit besitzen wir Eltern einen entscheidenden Einfluss auf den Medienkonsum unserer Kinder. Wir wählen aus, was wir ihnen vorlesen, oder suchen nach geeigneter Lektüre, sobald sie selbst lesen können. Ebenso achten wir darauf, was sie im Fernsehen oder auf Streamingdiensten ansehen. Eltern sind die Kuratoren ihrer Kinder.

Natürlich lassen sich Kinder ab einem gewissen Alter nicht mehr so leicht reinreden. Doch bis dahin haben wir eine wichtige Grundlage geschaffen und sie mit Qualität «versorgt». Sicher, wenn sich Kinder später selbständig mit Medieninhalten beschäftigen, müssen die uns nicht unbedingt zusagen. Aber weil sie hochwertige Angebote kennen und schätzen gelernt haben, finden sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder dahin zurück. Das gilt ebenso für Games. Auch hier können Eltern früh auf gute und sinnvolle Spiele setzen. Kinder werden trotzdem «Fortnite» spielen – doch irgendwann zu anspruchsvolleren Games zurückkehren. 

Hier sind sieben gute und kluge Spiele für Kinder und Jugendliche.

1. Kinderbuchklassiker als Spiel

Schnupferich Snufkin: Die Melodie des Mumintals (Raw Fury)

Die Mumins sind die Helden der skandinavischen Schriftstellerin Tove Jansson (1914–2001), die mit diesen Wesen Klassiker der Kinderliteratur erschuf. Wie schön, dass die schwedische Gameschmiede Raw Fury mit diesem Spiel der Autorin ein Denkmal setzt. Schnupferich mit seinem grossen Hut wandert darin durch wunderschön gestaltete Landschaften und spielt auf der Mundharmonika. Durch deren Melodien sind ihm die Tiere zu Diensten: Sie bauen etwa eine Baumleiter, damit er höhere Ebenen des Spiels erreichen kann, oder lenken schlecht gelaunte Polizisten ab. Das Adventure strahlt eine ruhige Atmosphäre aus und setzt Kinder nicht unter Druck. Ein richtig schönes Spiel.

Ab 8 Jahren, für Switch, PC, ca. 30 Fr.

2. Ganz grosser Spass!

Astro Bot (Sony)

Astro Bots sind kleine, putzige Roboter. Seit einem Angriff auf ihr Raumschiff leben sie verstreut auf zahlreichen Planeten. Die Spielenden suchen in diesem fröhlichen Jump ’n’ Run die ehemalige Mannschaft auf rund 50 Planeten und rennen, springen und hangeln sich durch die kunterbunten Level. Überall gibt es Geheimverstecke und Dinge zum Sammeln, sodass sich auch stets ein erneuter Rundgang lohnt. Gegner und Endgegner fordern mächtig Geschick und Reaktionsvermögen heraus. Dank grossem Ideenreichtum stellt dieses Spiel andere Jump ’n’ Runs in den Schatten.

Ab 8 Jahren, für Playstation 5, ca. 50 Fr.

Es ist unmöglich, «Der kühne Knappe» zu spielen, ohne dabei die ganze Zeit zu lächeln.

3. Innovatives Spiel

Der kühne Knappe (Devolver)

Ein solch fantasievolles und vor frischen Ideen überbordendes Spiel für Kinder hat es schon lange nicht mehr gegeben. Die Geschichte findet Seite für Seite in einem animierten Bilderbuch statt. Der kühne Knappe Jot und seine Freunde legen sich darin mit dem bösen Zauberer Grummweil an. Das Spiel ist zugleich Adventure-, Action- und Denkspiel. Neben kleinen Kämpfen müssen Rätsel gelöst und auf dem Boden liegende Wörter an die passenden Stellen gesetzt werden, damit sich neue Wege und Level eröffnen. Es ist unmöglich, «Der kühne Knappe» zu spielen, ohne dabei die ganze Zeit zu lächeln.

Ab 8 Jahren, für PC, Playstation 5, Xbox X/S, ca. 50 Fr.

4. Mutmacher-Spiel 

Emyo (Refutura)

«Emyo» ist ein ganz besonderes Spiel mit einer gross­artigen Botschaft. Vordergründig geht es darum, mit einem kleinen Fuchs im Weltall Basketball zu spielen. «Emyo» steht jedoch auch für «Empower Yourself». Schon zu Beginn werden die Spielerinnen und Spieler gefragt, wie sie ihr Selbstbewusstsein einschätzen. Durch ermutigende Kommentare motiviert das Spiel die Kinder, bei Hürden und Herausforderungen dranzubleiben, statt aufzugeben. So stärkt «Emyo» nicht nur die Ausdauer, sondern auch das Selbstvertrauen. Dabei entsteht eine Denkweise, die Kindern auch im Alltag hilft, besser mit Schwierigkeiten umzugehen.

Ab 8 Jahren, App für iOS und Android, erste Level gratis, Vollversion ca. 8 Fr.

5. Relaxing 

Summerhouse (Friedemann) 

«Summerhouse» ist ein grosser Überraschungshit. Vielleicht gerade, weil es in diesem Indie-Spiel kein klassisches Ziel gibt. So können Kinder in diesem Sandboxspiel im schönen Pixellook Gegenden erkunden oder nach ihrem Belieben bauen, Häuser dekorieren und Landschaften gestalten. Es ist eines der wenigen Spiele, die keinerlei Hektik verbreiten, sondern einfach nur schön entspannen. 

Ab 10 Jahren, PC, ca. 5 Fr.

Harold Halibut ist ein Spiel, das auch Eltern gerne spielen – heimlich, wenn die Kinder im Bett sind. 

6. Entschleunigtes Abenteuer

Harold Halibut (Slow Bros)

Wenn Regisseur Wes Anderson Games entwickelte, statt Filme zu drehen, würden diese wie «Harold Halibut» aussehen. Um den kriegerischen Geschehnissen auf der Erde zu entfliehen, startet das Raumschiff Fedora mit ein paar Menschen ins All. Auf der Suche nach einem geeigneten Planeten stürzt es auf einem fremden Stern ab und versinkt in einem geheimnisvollen Meer.

In der Rolle des Laborassistenten Harold Halibut müssen viele Rätsel gelöst und in Dialogen mit schrägen Charakteren wichtige Hinweise aus diesen herausgekitzelt werden. Dieses opulent inszenierte Adventure zeichnet sich besonders durch seine Liebe zum Detail aus: Jeder Gegenstand in diesem Spiel wurde handgefertigt und in mühevoller Fleissarbeit mit Stop-Motion-Kameratechnik eingefangen. «Harold Halibut» ist ein Spiel, das auch Eltern gerne spielen – heimlich, wenn die Kinder im Bett sind. 

Ab 12 Jahren, für PC, Playstation 5, Xbox X/S, ca. 40 Fr.

7. Serious Game zur Demokratie

Join the Comfortzone (Jugendstiftung Baden-­Württemberg)

Für viele Kinder, die von Geburt an in einem demokratischen Land aufwachsen, ist ein überwachter Alltag in einer Diktatur nur schwer vorstellbar. Doch eine kurze Runde im dystopischen «Join the Comfortzone» reicht aus, um einen tiefen Eindruck vom Leben in einem totalitären Regime zu bekommen.

Held ist ein populärer Fernsehmoderator, dessen aufsässige Schwester beim Staat in Ungnade fällt. Jetzt müssen die Spielenden entscheiden, ob sie der Schwester helfen wollen – oder sie verraten. Je mehr die familiären Bande zählen, desto schneller verliert der Moderator seinen Job, muss auf Privilegien verzichten und kann sogar zum gejagten Staatsfeind werden.

Es sind diese Entscheidungen, die die Spieler in unangenehm bedrängende Gewissens­fragen bringen. Das Spiel ist in einem nüchternen Comicstil gehalten und überzeugt durch Spannung und exzellente Sprecherinnen und Sprecher. Ein echtes Lehrstück.

Ab 12 Jahren, kostenlos, join-the-comfortzone.com

Thomas Feibel
ist einer der führenden ­Journalisten zum Thema «Kinder und neue Medien» im deutschsprachigen Raum. Der Medienexperte leitet das Büro für Kindermedien in Berlin, hält Lesungen und Vorträge, veranstaltet Workshops und Seminare. Zuletzt erschien sein Elternratgeber «Jetzt pack doch mal das Handy weg» im Ullstein-Verlag. Feibel ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

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