Schweizer Jugendliche nutzen die sozialen Medien intensiv: neun von zehn täglich oder zumindest wöchentlich. Entsprechend engagiert diskutieren wir Erwachsenen die negativen Auswirkungen und Massnahmen, die zu ergreifen sind. Erstaunlicherweise gab es bisher noch keine vertiefte Forschung, warum genau Jugendliche Social Media nutzen. Das hat sich mit der neusten Studie «James Focus 2025» geändert.
Die Resultate: 57 Prozent der Jugendlichen geben an, die sozialen Medien zur Unterhaltung zu nutzen, 46 Prozent zur Informationssuche, und gerade mal 4 Prozent wollen sich selbst darstellen. Besonders beliebt bei Jugendlichen sind Instagram und Tiktok.
Die Studie untersuchte auch, wo die höchsten Risiken der jeweiligen Nutzungen lauern. Bei der Informationssuche wurde von den Jugendlichen selbst betont, vermehrt mit Fake News konfrontiert zu sein. Die Jugendlichen sind sich der Gefahren offensichtlich besser bewusst als auch schon. Die Medienkompetenz scheint zu wachsen, die Anstrengungen vieler Eltern und vor allem der Schule tragen Früchte.
Social Media zwischen Spass und Gefahr
Ein besonderes Augenmerk verdient, dass Jugendliche, die Social Media hauptsächlich zur Unterhaltung oder Selbstdarstellung nutzen, vermehrt Täter oder Opfer von Cybermobbing sind. Das kann verschiedene Gründe haben. So kann es sein, dass ein Mobbingopfer aus Frust und Verzweiflung ebendiese Ablenkung sucht, die soziale Medien bieten können. Langeweile kann ein Treiber sein, selbst zum Täter oder zur Täterin zu werden.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass Kinder mit unserer Unterstützung immer selbstverantwortlicher und achtsamer mit digitalen Medien umgehen werden.
Die Motivation der Jugendlichen ist ein wichtiges Puzzleteil in der Diskussion um Verbote und Einschränkungen. Die Studie zeigt, dass soziale Medien Freud und Leid zugleich sind. Sie sind oft der Kitt für Peer-Gruppen und dienen der Informationsbeschaffung. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es sind die Randbereiche, die uns herausfordern: wo Jugendliche auf Social Media ihren Frust mittels Cybermobbing ablassen, wo sie auf falsche oder mitunter gefährliche Informationen stossen oder wo jeder Klick und Swipe Hausaufgaben, Verpflichtungen oder den Schlaf nach hinten drängt.
Eltern und Schulen müssen die ersten Schritte in die digitale Welt gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen gehen, um ihnen später mit zunehmender Medienkompetenz mehr Freiheiten zu gewähren. Und wichtiger noch: Wir dürfen durchaus Vertrauen darauf haben, dass Kinder und Jugendliche mit unserer Unterstützung immer selbstverantwortlicher und achtsamer mit digitalen Medien umgehen werden. Wer weiss: besser als wir Erwachsenen!