Bildschirmzeit: Klare Regeln und Zuwendung

Kommt es unter Geschwistern zum Streit über unterschiedliche Bildschirmzeiten, sind die Eltern gefordert. Mit diesen Tipps gibt es weniger Auseinandersetzungen.
Eltern von mehreren Kindern wissen: Auseinandersetzungen unter Geschwistern gehören dazu. Sie sind zwar anstrengend und mühsam, tragen aber wesentlich dazu bei, dass Kinder soziale Kompetenzen entwickeln können. Nun gibt es aber besonders nervenaufreibende Streitauslöser für Eltern, zum Beispiel wenn jüngere Geschwister plötzlich dieselben Rechte einfordern wie die älteren. Gerade bei der Nutzungsdauer von Handy und digitalen Medien kann es da schnell kompliziert werden.
Als Mutter und Vater ist es nützlich, sich auf grundsätzliche Regeln im Umgang mit den digitalen Medien zu besinnen. Diese sind nicht in Stein gemeisselt, bieten aber praktikable Leitplanken. Zwei davon sind besonders wichtig.
Das Schielen auf das Display der grösseren Schwester kann sowohl ‹Ich will auch› als auch ‹Find ich doof› auslösen.
Die Faustregel 3-6-9-12: kein Bildschirm unter drei Jahren, keine eigene Spielkonsole vor sechs Jahren, kein Internet (auch nicht beaufsichtigt) vor neun Jahren und kein unbeaufsichtigtes Internet vor zwölf Jahren. Wichtig ist, dass Sie in jedem Fall nicht nur das Alter, sondern auch die Reife des Kindes berücksichtigen.
Ungeachtet des Inhalts von Regeln: Diese müssen verlässlich sein und durchgesetzt werden. Dies hilft den Kindern, sich zu orientieren, und sie wissen, dass ein Übertreten entsprechende Konsequenzen hat.
Ausgleichende Gerechtigkeit
Trotz dieser Regeln dürften sich gerade jüngere Geschwister weiterhin unfair behandelt fühlen. Das sollten wir nicht ausblenden. Die Situation kann aber entschärft werden. Einerseits können Eltern eine spannende Alternative für das jüngere Kind anbieten, beispielsweise Extra-Elternzeit. Andererseits sollten ältere Kinder im Gegenzug mehr Verantwortung übernehmen, zum Beispiel den Abfallsack raustragen oder den Rasen mähen. Dies führt zu einer ausgleichenden Gerechtigkeit.
Kinder von Eltern, die zwar viel Zuwendung geben, aber ohne klare Regeln erziehen, streiten mehr.
Das Interesse an digitalen Medien verändert sich mit dem Alter mitunter sehr stark. Das Schielen auf das Display der grösseren Schwester kann sowohl «Ich will auch» als auch «Find ich doof» auslösen. Merken Sie sich, in welchem Alter Sie dem älteren Kind bestimmte Funktionen und Inhalte erlaubt haben. So sind Sie gut gewappnet, wenn die «Verhandlungen» beginnen.
In einer Metaanalyse von 2022 nahmen Mohd Nazri Abdul Rahman von der Universität von Malaya in Malaysia und seine Kollegin Cong Liu verschiedene Erziehungsstile unter die Lupe. Die Studie ergab Folgendes: Kinder von herzlichen und zugewandten Eltern, die gleichzeitig klare Regeln und Strukturen bieten, streiten generell am wenigsten. Kinder autoritärer und eher gefühlsarmer Eltern streiten dagegen mehr – genauso wie jene von Eltern, die zwar viel Zuwendung geben, aber ohne klare Regeln erziehen.
Auf Swisscom Campus finden Sie Tipps und interaktive Lernmodule für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Familienalltag.