Ich liebe meinen Beruf, das Haareschneiden. Es ist spannend, was dabei mit den Menschen passiert. Viele definieren sich sehr über ihre Haare. Doch nach der Lehre hatte ich das Gefühl, dass ich nur an der Oberfläche kratze. Ich wollte mehr lernen, wusste aber noch nicht, was genau. Psychologie vielleicht?
Ich machte die Berufsmatur, ein Jahr Praktikum in einer HR-Abteilung, ging auf Reisen und begann dann ein Studium in Wirtschaftspsychologie an einer Fachhochschule. Das wars dann mit dem Haareschneiden, dachte ich, obwohl ich noch meiner Familie und ein paar Freundinnen die Haare machte. Mehr konnte und wollte ich nicht.
Wenn Menschen über ihre Haare reden, reden sie oft auch darüber, wie es ihnen geht.
Doch das Studium war nicht das Richtige für mich. Noch immer wusste ich nicht genau, was ich eigentlich wollte, da stiess ich auf die Coaching-Akademie. Dort bildete ich mich in mehreren Lehrgängen zum Coach für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus. Seit knapp einem Jahr arbeite ich an Schulen in Bern, wo ich mit Gruppen und einzelnen Kindern und Jugendlichen Übungen mache und Gespräche führe.
Coaching und Coiffure fliessen ineinander
Mich interessiert der Selbstwert der Menschen. Der begegnet mir im Coiffeursalon wie bei den Kindern und Jugendlichen in der Schule. Zudem biete ich Coaching-Gespräche in meinem eigenen Coaching-Raum an. Der befindet sich auf dem Bauernhof, auf dem ich aufgewachsen bin. Und hier habe ich auch einen Coiffeursalon, zusammen mit einer Kollegin.
Coaching und Coiffure fliessen hier ineinander. Ich habe eine Haarsprechstunde für Menschen, die sich eine Beratung wünschen, ohne sich die Haare schneiden zu lassen. Wenn Menschen über ihre Haare reden, reden sie oft auch darüber, wie es ihnen geht.
Die Essenz meiner Arbeit ist, dass die Leute ihre innere Schönheit entdecken und durch Ausstrahlung zum Ausdruck bringen können.
Wir bieten auch bewusstes Haareschneiden an. Zusammen mit der Kundin ermittle ich, wie sie will, dass sich ihre Haare anfühlen, und so schneide ich sie dann – ohne Spiegel. Manche wollen am Schluss bei mir in den Spiegel schauen, andere sagen, sie wollten das Gefühl behalten, und gehen nach Hause, ohne sich mit der neuen Frisur gesehen zu haben. Ausserdem arbeiten wir ausschliesslich mit natürlichen Mitteln. Die Chemie, die ich als konventionelle Coiffeuse einsetzen musste, war ein Grund, weshalb ich diesen Beruf nicht mehr ausüben wollte.
Während der Coaching-Ausbildung habe ich die Freude am Haareschneiden wiedergefunden. Bei beidem geht es darum, dass die Menschen ihren Selbstwert finden. Viele haben die Hoffnung, dass sie sich mit einem neuen Haarschnitt besser fühlen. Die Essenz meiner Arbeit ist, dass die Leute ihre innere Schönheit entdecken und durch Ausstrahlung zum Ausdruck bringen können.