«Hilfe, mein Sohn ist ständig an der Playstation!»
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«Hilfe, mein Sohn ist ständig an der Playstation!»
Eine Frage – drei Meinungen
Unser pubertierender Sohn, 13, spielt in jeder freien Minute auf seiner Gamekonsole. Er hält sich nicht an Abmachungen, deshalb müssen wir ihm die Playstation immer wieder wegnehmen. Was ihn jeweils total in Rage bringt. Wie bekommen wir das Problem in den Griff?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
Stefanie Rietzler
Als verantwortungsbewusste Eltern bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als darauf zu achten, dass das Gamen Ihres Sohnes nicht überhandnimmt – auch auf die Gefahr hin, dass Sie seinen Zorn auf sich ziehen. Sollten Sie bei Ihrem Sohn Anzeichen einer Computerspielsucht beobachten, nehmen Sie bitte mit einer Fachperson Kontakt auf. Merkmale von Suchtverhalten sind exzessives Gamen, Verlust an anderen Interessen und Hobbys, Vernachlässigung von Freundschaften und Schule sowie Aggressionen, Reizbarkeit oder Nervosität, wann immer das Gamen nicht möglich ist.
Nicole Althaus
Mit Töchtern hat man viele Probleme, aber das exzessive Gamen gehört meistens nicht dazu. Ich kann also diese Frage nicht aus eigener Erfahrung beantworten. Von Vätern mit Söhnen weiss ich aber: Man kann die Bildschirmzeit auf Geräten technisch beschränken. Das ist die einfachste Lösung, um sicherzustellen, dass die Abmachung eingehalten wird. Wenn die schulischen Leistungen nicht darunter leiden und der Sohn auch Sport treibt und mit Kollegen Zeit verbringt, kann die Gamezeit immer wieder neu verhandelt werden.
Peter Schneider
Zuerst sollten Sie sich fragen, worin das Problem überhaupt liegt: In der ausschliesslichen Beschäftigung mit der Gamekonsole? Oder in der Vernachlässigung der schulischen Aufgaben wegen der ausgedehnten Spielfreudigkeit Ihres Sohnes? Ist Letzteres der Fall, müssen Sie wohl oder übel eine Art Stundenplan für das Gamen einführen – aber bitte mit Zeitslots. Die müssen so bemessen sein, dass es nicht den Anschein hat, als wäre dies die Freizeit, in der der Sohn etwas ganz Schlimmes ausnahmsweise einmal machen darf. Ansonsten fände er es vielleicht lässig, wenn Sie bei manchen Spielen mitmachen könnten (ohne dass Sie sich aufdrängen): Das nähme Ihren Auseinandersetzungen die kulturkämpferische Schärfe.
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In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
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Das Expertenteam:
Stefanie Rietzler ist Mutter eines Sohnes, Psychologin und Buchautorin («Geborgen, mutig, frei», «Clever lernen»). Sie leitet zusammen mit Fabian Grolimund die Akademie für Lerncoaching in Zürich. www.mit-kindern-lernen.ch
Nicole Althaus, 51, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
Peter Schneider, 62, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin. Er ist Vater eines erwachsenen Sohnes.
Hier lesen Sie alle Artikel der Serie Computergames von Thomas Feibel und worauf Eltern achten müssen, wenn ihre Kinder gamen.