«Hilfe, meine Tochter kriegt von der Schule Verweise!»
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«Hilfe, meine Tochter kriegt von der Schule Verweise!»
Unsere Tochter, 14, hat in der Schule mehrfach Verweise erhalten: Hausaufgaben vergessen, zu spät gekommen, im Unterricht gestört. Nun haben wir erfahren, dass sie an fünf Mittwochnachmittagen nachsitzen muss. Finden Sie diese Strafe angemessen?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
Nicole Althaus
Es ist ähnlich wie im Strassenverkehr. Wiederholter Regelverstoss erhöht die Strafe. Und ehrlich gesagt: Wer einmal richtig tief in die Tasche greifen musste, wird sich eher hüten, erneut die Regeln zu brechen. In diesem Sinne: Ja, die Strafe ist angemessen. Und der Denkzettel wird Ihre Tochter hoffentlich überzeugen, ihr Verhalten zu ändern.
Stefanie Rietzler
Es klingt, als wolle die Schule mit dieser Reaktion ein klares Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen kann. Vorherige weichere Konsequenzen scheinen ja wenig bewirkt zu haben. Das Nachsitzen wird Ihre Tochter ärgern, aber kaum zu einer Verbesserung der Situation führen. Gerade jetzt wäre es deshalb wichtig, die Schule nicht als Gegner zu sehen. Anstatt darüber nachzudenken, ob die Strafe angemessen ist, sollten Sie sich gemeinsam überlegen, was nötig ist, damit sich Ihre Tochter wieder besser auf die Schule und den Unterricht einlassen kann.
Peter Schneider
Ehrlich gesagt: Ja. Von mir aus dürften es auch nur vier Nachmittage sein, aber wollen Sie wirklich mit der Schule über das Strafmass feilschen? Die Vergehen Ihrer Tochter scheinen mir gravierend genug für eine unzweideutige Reaktion der Schule. Machen Sie keine zu grosse Sache daraus, aber auch keine zu kleine.
Unser Expertenteam:
Nicole Althaus, 49, ist Chefredaktorin Magazine, Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.ch» initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 18 und 14 Jahren.
Stefanie Rietzler ist Psychologin, Autorin («Erfolgreich lernen mit ADHS») und leitet die Akademie für Lerncoaching in Zürich. www.mit-kindern-lernen.ch
Peter Schneider, 59, arbeitet als Psychoanalytiker und Kolumnist in Zürich. Bis 2017 war er Professor für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie in Bremen; zurzeit lehrt er Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
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