Medikamente gegen Stress: Wann kann ein Kind selbst entscheiden?
Ist ein Kind noch nicht fähig, ein eigenes Urteil zu fällen müssen Erwachsene über medizinische Behandlungen entscheiden. Doch wann ist ein Kind urteilsfähig? Ein Wegweiser durch den juristischen Dschungel.
Tim ist begeistert. Endlich ist er Sekschüler! Bald weicht die Freude der Ernüchterung: Die neue Lehrerin ist mindestens so streng wie sein Fussballtrainer. Zuspätkommen wird mit Putzdienst im Schulhaus bestraft.
Laszlo geht neu ans Gymi und hat am zweiten Schultag seinen Zeitplan mit 14 Prüfungen bis zur Notenabgabe erhalten. Er schluckt zweimal leer: «Da muss ich wohl durch, die Matur gibts nicht gratis.»
Lirida schläft abends schlecht ein, kommt am Morgen nicht aus dem Bett, klagt über Kopfweh und muss jeden Tag vom Vater in die Schule begleitet werden, damit sie es überhaupt dorthin schafft.
Drei Beispiele von Jugendlichen, die zeigen: Jeder geht anders mit Belastungen, Erwartungsdruck und Stress um.
Laszlo geht neu ans Gymi und hat am zweiten Schultag seinen Zeitplan mit 14 Prüfungen bis zur Notenabgabe erhalten. Er schluckt zweimal leer: «Da muss ich wohl durch, die Matur gibts nicht gratis.»
Lirida schläft abends schlecht ein, kommt am Morgen nicht aus dem Bett, klagt über Kopfweh und muss jeden Tag vom Vater in die Schule begleitet werden, damit sie es überhaupt dorthin schafft.
Drei Beispiele von Jugendlichen, die zeigen: Jeder geht anders mit Belastungen, Erwartungsdruck und Stress um.
Wann sind Kinder überfordert?
Schlaflosigkeit wie im Fall von Lirida kann ein Zeichen für Überforderung sein. Wie in Teil 1 unserer Serie beschrieben, wirkt sich Stress negativ auf unsere Gesundheit aus. Jüngere Studien zeigen, dass Jugendliche dazu tendieren, Signale des Körpers wie Kopfweh, Gewichtsveränderungen, Hautausschläge und Haarausfall zu verharmlosen: «Ach, das ist nur eine strenge Phase, eine Prüfungsphase halt, dafür gönne ich mir jetzt mal ein Cupcake.» Oder: «Ich bin eben einfach ein Adrenalinjunkie.» Mit anderen Worten: Es gibt eine Tendenz, aus andauernder Überforderung und Überlastung eine neue Normalität zu konstruieren.
Wer ist Schuld am ständigen Druck?
Schauen wir uns zur Beantwortung dieser Frage erst einmal die Gesetzeslage an. Nach Art. 24 und Art. 27 der UN-Kinderrechtskonvention KRK, die in der Schweiz 1997 in Kraft getreten ist, tragen Eltern oder andere Erziehungsberechtigte, Lehrpersonen und medizinische Fachpersonen die Verantwortung für das Wohlergehen und die Entwicklung des Kindes. Dazu zählen neben der Gesundheitsversorgung auch Ernährung, Bekleidung, Körperpflege, Beherbergung sowie angemessene Freizeit und Erholung.
Im Einklang damit stehen das Erziehungsrecht des Kindes und die Erziehungspflicht der Eltern nach Art. 302 Zivilgesetzbuch (ZGB): Das Kind hat einen Anspruch darauf, erzogen zu werden, damit es sich körperlich und geistig entfalten kann. Es soll gesund leben können, es soll sich wohlfühlen und es soll eine allgemeine und berufliche Ausbildung erhalten.
Die Erziehungspflicht der Eltern geht über den Zugang zur Vermittlung von Schulwissen hinaus.
Es soll ihm aber auch Zugang zu Literatur, Kunst und Medien verschafft werden, und es soll selbstverantwortlich und kompetent in der eigenen Lebensgestaltung werden können. Die Erziehungspflicht der Eltern geht also über den Zugang zur Vermittlung von Schulwissen hinaus und betrifft die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.