Schwimmhilfen – sinnvoll oder gefährlich? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Schwimmhilfen – sinnvoll oder gefährlich?

Lesedauer: 2 Minuten
Vorab das Wichtigste: Schwimmhilfen können im Wasser immer nur Auftriebshilfen sein. Sie bieten keine Sicherheit. Welche Hilfsmittel sind sinnvoll beim Schwimmen lernen und auf welche verzichtet man lieber? Ein Überblick von Schwimmschulleiterin Nadja Winter.

Schwimmflügel

So beliebt sie auch sind: Schwimmflügel täuschen eine falsche Sicherheit vor. Stolpert ein kleines Kind und taucht mit dem Gesicht ins Wasser, erstarrt es und bleibt regungslos liegen. Ebenso können die Flügeli abrutschen oder die Luft kann entweichen. Kinder, die noch nicht gut schwimmen können, gehören nicht ins tiefe Wasser – auch mit Schwimmflügel sollten sie maximal in bauchtiefes Wasser.
 
Schwimmflügel sind auch nicht zum Schwimmen lernen geeignet, da sie die Arme blockieren und sich die Kinder senkrecht im Wasser bewegen. Ich persönlich empfehle, wann immer möglich auf am Körper befestigte Auftriebshilfen zu verzichten. Wenn es gar nicht anders geht, greifen Sie besser auf Schwimmhilfen mit Rückenkissen oder auf Schwimmgurte zurück. Diese schränken die Bewegungsfreiheit nicht ein und die Kinder bewegen sich horizontal im Wasser. Behalten Sie Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können, nicht nur in Sicht-, sondern in Reichweite.
Behalten Sie Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können, nicht nur in Sicht-, sondern in Reichweite.

Schwimmwesten

Bei jedem Bootsausflug sind Schwimmwesten ein Muss. Sie sind eine Sicherheitshilfe beim unerwarteten Sturz ins Wasser, eignen sich jedoch nicht zum Vorwärtsbewegen und Schwimmen lernen. Das musste ich erst letzten Sommer bei einem Kanuausflug selbst erfahren: Da sich das Kanu nach dem Kentern nicht mehr wenden liess, musste ich die Weste ausziehen, um das Ufer zu erreichen.

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Luftmatratzen und XXL-Schwimmtiere

Witzige XXL-Schwimmtiere und aufblasbares Obst sind im Trend. Ebenso wie Luftmatratzen kann dieses Gummigetier aber schnell kentern. Zudem können die Schwimmtiere der Badeaufsicht den Blick aufs Wasser verstellen – ein enormes Sicherheitsrisiko. In vielen Schwimmbädern sind aufblasbare Schwimmtiere und Luftmatratzen deshalb verboten. Wer abseits der Bäder weit auf einen See hinausschwimmen mag, sollte nicht von einer Gummiente, sondern von einem richtigen Boot begleitet werden. Denn vor einem Muskelkrampf sind auch die besten Schwimmer nicht gefeit.

Poolnudeln und Schwimmbretter

Jetzt kommen wir endlich zu Hilfsmitteln, die wirklich beim Schwimmen lernen helfen können. In meinen Eltern-Kind-Kursen zeige ich, wie Poolnudeln und Schwimmbretter optimal eingesetzt werden. Wir arbeiten dabei in Bauch- und Rückenlage und in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Während Zweijährige das Balancieren, Festhalten und Gleiten üben, können sich ältere Kinder schon alleine fortbewegen und die richtige Atmung üben. Der Einsatz der Schwimmhilfen erfordert jedoch volle Konzentration und die Hilfe der Eltern. Der Lernfortschritt gegenüber einem selbständigen Bädele mit Schwimmflügeln ist enorm.

Schwimm- und Taucherbrillen


Meine eigenen Kinder bekommen von mir eine Taucherbrille geschenkt, sobald sie ohne Hilfe eine Bahn im Schwimmbecken schwimmen und die Augen unter Wasser öffnen können. Allgemein werden Schwimm- und Taucherbrillen erst dann empfohlen, wenn ein Kind seine Augen unter Wasser öffnen und sich orientieren kann. Bei einem allfälligen Sturz ins Wasser muss ein Kind den Weg zurück an die Wasseroberfläche finden – und dies auch dann, wenn es die Brille verliert. Es ist deshalb zwingend notwendig, dass die Kinder lernen, die Augen unter Wasser zu öffnen. Ausserdem sind Schwimmbrillen nicht zum Tauchen geeignet, da ein Unterdruck im Auge entstehen kann. 

Lassen Sie Ihrem Kind Zeit mit dem Tauchen lernen. Es kann mit zwei Jahren oder aber erst mit sieben Jahren soweit sein. Wenn das Tauchen – ohne Brille – aus Eigenmotivation gelernt wird, sind das Erfolgsgefühl und die Freude umso grösser.

Nadja Winter ist Schwimmschulinhaberin und Kursleiterin in Glarus. Die Mutter von drei Kindern ist gelernte Pharma-Betriebsassistentin und hat in Zusammenarbeit mit swimsports.ch ein
Nadja Winter ist Schwimmschulinhaberin und Kursleiterin in Glarus. Die Mutter von drei Kindern ist gelernte Pharma-Betriebsassistentin und hat in Zusammenarbeit mit swimsports.ch ein Lehrmittel zum Thema Schwimmen lernen publiziert. Auf www.gumpifrosch-lernt-schwimmen.ch klärt sie Eltern über die Gefahren am Wasser sowie Lernprozesse beim Schwimmen auf. 


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