5 Gründe, warum Väter bei der Bindung so wichtig sind -
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5 Gründe, warum Väter bei der Bindung so wichtig sind

Lesedauer: 2 Minuten

Geht es um das Thema Bindung, denken viele an die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Wir zeigen, warum auch Väter eine zentrale Rolle in der Entwicklung eines Kindes spielen.

Text: Claudia Landolt
Bild: Julia Forsman

1. Dank weniger Testosteron können Väter auch gluggern

Auch Männer können von Natur aus Bindungskandidaten sein. Bei Vätern ist das Männlichkeitshormon Testosteron niedriger und der Prolaktinspiegel – das Hormon, das für das Stillen notwendig ist – höher als bei kinderlosen Männern. Man nimmt an, dass diese hormonellen Gegeben­heiten in Zusammenhang mit dem Fürsorgeverhalten gegenüber dem Neugeborenen stehen.

Dasselbe wird nämlich bei den männlichen Tamarin-Affen beobachtet, die sich sehr bei der Pflege des Nachwuchses engagieren. Väter besitzen, im Gegensatz zu kinderlosen Männern, eine den Müttern ebenbürtige Kompetenz im Umgang mit Babys und Kleinkindern. Allerdings ist diese Kompetenz stärker als bei ihren Partnerinnen davon ab­hängig, ob sie von Anfang an Bet­reuungsaufgaben und Verantwortung für den Säugling übernehmen.

2. Väter stärken die Neugier der Kinder

Untersuchungen zeigen, dass die Mutter-Kind-Bindung von Sicherheit, Trost, Zuverlässigkeit sowie Stressreduktion geprägt ist, die Vater-Kind-Bindung von Assistenz, Neugier und der sicheren Erkundung der Welt.

3. Väter spielen überraschender als Mütter

Väter verwenden einen wesent­lichen Teil ihrer Zeit mit dem Kind fürs Spielen. Sie spielen dann überraschender und herausfordernder als Mütter. Selbst im Umgang mit Säuglingen sind Väter oft wesentlich ungestümer als die Mütter. Sie vollführen die waghalsigsten Spielchen mit ihnen, sie werfen sie in die Luft und so weiter. Väter erzeugen damit «Stimula­tionszyklen», die rasant und dramatisch sind, weil sie unaufhörliche Wechsel zwischen Ruhe und Aufregung enthalten.

4. Väter erweitern die Lernchancen des Kindes

Der Einsatz des Vaters im Alltag erweitert die Erfahrungs- und Lernchancen für das Kind, er ermöglicht eine komplexere Wechselbeziehung im Familiensystem und kann mögliche ­Defizite in anderen Bereichen des familiären Lebens kompensieren.

Väter sind für die verbale Fitness des Kindes von besonderer Bedeutung und verwenden abstraktere Wörter.

Darüber hinaus ist der Vater auch wichtig für die Entwicklung der Identität von Mädchen wie von ­Jungen und kann, wenn die Rahmenbedingungen es ermög­lichen, die kognitive Entwicklung seiner Kinder stimulieren, deren Empathie fördern und die schulische Leistung steigern.

5. Väter fördern mehr Eigenständigkeit

Väter sind für die verbale Fitness des Kindes von besonderer Bedeutung. Zwar sprechen Väter weniger mit ihren Kindern als Mütter und helfen seltener weiter, wenn die Kommunikation ins Stocken gerät, fragen aber häu­figer, besonders W-Fragen: Wer, wo, warum?

Väter verwenden abstraktere Wörter. Laut Forschung haben sie einen insgesamt fordernden Sprachgebrauch. Das alles sorgt dafür, dass das Kind Sprache insgesamt besser versteht und so seine sprachliche Kompetenz erweitert. So wie der Vater für das Kind der tendenziell schwierigere Gesprächspartner ist, bringt er es auch auf anderen Gebieten voran, indem er ihm weniger Hilfestellung anbietet, es zu eigenen Lösungsversuchen ermutigt und damit insgesamt dessen Eigenständigkeit fördert.

Claudia Landolt
ist Mutter von vier Söhnen und diplomierte Yogalehrerin.

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