«Digitales sollte Bücher nicht ersetzen»
«Ich finde es sinnvoll, wenn die Schule digitale Medien im Unterricht einsetzt, mit ihnen lernt es sich manchmal echt einfacher. In Geografie, Geschichte oder für politische Themen nutzen wir zum Beispiel toporopa.eu, da gibts interaktive Quizspiele um Europa und die EU. So fallen einem diese Themen leichter. Auch Mathe übe ich oft online, bei uns hat jeder Schüler einen Account auf der Plattform mathbuch.info, die eine Ergänzung zu unserem Mathebuch darstellt.
In der Schule arbeiten wir durchschnittlich zweimal pro Woche am Computer. Wenn der Computerraum besetzt ist, erlauben uns manche Lehrer, Infos auch übers Handy zu recherchieren. Das hat mich zunächst ganz schön erstaunt – erwischen sie einen in der Pause mit dem Gerät, ist es weg. Wie und wo wir recherchieren, ist uns überlassen. Welchen Informationen ich vertraue? Das haben wir im Unterricht noch nie diskutiert.
Zu Hause verbringe ich zwei bis drei Stunden pro Tag am Bildschirm, je nachdem, wie viel es für die Schule zu erledigen gibt. Was mir auffällt: Prüfungsstoff bleibt mir häufig besser im Kopf, wenn ich Zusammenfassungen handschriftlich aufschreibe, statt sie im Laptop einzugeben.
Ich arbeite gerne mit digitalen Medien, wünsche mir aber nicht, dass sie in der Schule Bücher und Papier ersetzen. Ich finde es gut, wenn wir zwischendurch auch mit etwas Handfestem arbeiten, wo wir sonst schon die ganze Zeit am Bildschirm hängen. Die Vorstellung, dass im Unterricht alle nur noch ein Tablet brauchen, mag ich nicht.
Ich verbringe auch viel Zeit am Handy, für den Umgang damit gibts zu Hause aber klare Regeln: An einem Abend pro Woche darf ich mich damit ins Zimmer zurückziehen, an zwei Abenden kann ich es im Wohnzimmer benutzen. Die restlichen zwei Abende sind handyfrei und gehören der Familie – zum gemeinsamen Essen, Reden oder Filmeschauen. Am Wochenende schauen wir jeweils, wie es gerade passt. Das finde ich ganz gut so.»
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