Ich war 13, als ich zum ersten Mal kiffte. Ein Kollege hatte von den Eltern Gras geklaut. Wir konnten nicht aufhören zu lachen, alles war langsamer und lustiger. Darum ging es damals: gemeinsam Spass haben, dummes Zeug machen. In der zweiten Sek fing ich mit Zigaretten an. In den Mittagspausen vertrieben wir uns die Zeit mit Rauchen, irgendwann auch mit Kiffen.
Ich wollte die Realität ausblenden, etwa die ständigen Konflikte meiner Eltern.
Solange die Noten nicht darunter litten, sagte ich mir, geht es. Dann kiffte ich immer öfter. Die Noten blieben gut, da lag ein bisschen Spass drin! Heute weiss ich, da ging es bereits um mehr. Ich wollte die Realität ausblenden, etwa die ständigen Konflikte meiner Eltern.
Nach der Sek besuchte ich das zehnte Schuljahr. Bald hatte ich die Zusage für meine Lehrstelle. Ab da kiffte ich noch mehr. Mein Essensgeld gab ich für Gras aus. Der Start in die Lehre war holprig: Ich merkte, dass das KV schulisch nichts für mich war. Die Lehrpersonen empfand ich als demotivierend. Es folgte eine Lehrvertragsauflösung, dann war ich sechs Monate lang arbeitslos, kiffte bis zu 20 Joints am Tag.
Ein Nervenzusammenbruch ändert alles
Auf meine Eltern, die sich getrennt hatten, hörte ich nicht. Meine Mutter verbot mir das Kiffen zu Hause, während mein Vater versuchte, mich mit seinen Argumenten zu überzeugen. Nichts nützte. Ich ging aber regelmässig zur Suchtberatungsstelle. Zunächst hatten die Eltern mich dazu gezwungen, dann merkte ich, dass es angenehm war, jemanden zum Reden zu haben.
Bei der zweiten Lehrstelle lief es in der Schule rund, doch gab es im Betrieb Probleme. Ich flüchtete mich ins Kiffen. Wenn es sich ergab, konsumierte ich auch Koks. Nachdem wir unter falscher Identität online viel Geld verzockt hatten, beschlossen der Kollege und ich, es bleiben zu lassen mit dem Koks.
Cool sind nicht diejenigen, die konsumieren, sondern jene, die für sich einstehen und Nein sagen.
Doch ohne Joint ging nichts. Meine Eltern sprachen ständig davon, mich in eine Klinik zu schicken. Ich drohte, mir das Gehirn wegzupusten. Als ich im Büro einen Nervenzusammenbruch hatte, holte mein Vater mich ab und sagte, meine Suchtberaterin wisse von einer Klinik, die mich aufnehmen könnte. Ich hatte keine Lust mehr auf Diskussionen, auf den Lehrbetrieb sowieso nicht – und sagte zu.
Fehlende Motivation und Trägheit
Innert sieben Tagen veränderte sich mein Mindset komplett. Ich merkte, wie gut mir die Klinik tat. Es gab Therapien, ich besuchte die Schule, lernte nette Leute kennen. Drei Nächte fand ich trotz Schlafmitteln keine Ruhe. Da dämmerte mir, wie mich das Kiffen ruiniert hatte. Auch ein Zwischenfall öffnete mir die Augen: Aufgrund eines Lungenrisses musste ich notfallmässig ins Spital. Da wusste ich: Das wars mit dem Kiffen.
Das war vor einem Jahr. Bis heute bin ich nicht rückfällig geworden. Es ist krass, was das Zeug mit mir gemacht hat: Ich konnte mich früher sehr gewählt ausdrücken, jetzt habe ich Wortfindungsstörungen, auch Kopfrechnen ist schwierig. Cannabis hat sich in mein Gehirn eingebrannt: Fehlende Motivation und Trägheit halten sich bis heute.
Mir scheint, ich sei nicht gemacht zum Arbeiten. Ich hoffe, dass ich diese Einstellung überwinden kann. Ich bin arbeitslos, will mit Unterstützung der Invalidenversicherung eine Lehrstelle finden. Jugendlichen rate ich: Nehmt keine Drogen. Cool sind nicht diejenigen, die konsumieren, sondern jene, die für sich einstehen und Nein sagen.
* Name geändert






