«Ich habe noch keine Ahnung, wo ich schnuppern soll»

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«Ich habe noch keine Ahnung, wo ich schnuppern soll»

Leonie kommt bald in die 8. Klasse und hat grosse Angst vor der Berufswahl. Sie weiss einfach nicht, was sie einmal werden möchte. Die Tipps von Sarah Zanoni.
Text: Sarah Zanoni

Bild: Adobe Stock

«Frag doch mal Sarah»

Ich habe das Problem, dass ich einfach nicht weiss, was ich lernen will. Ich mache mir so sehr Druck, aber eigentlich bin ich erst in der 7. Klasse. Ich habe aber trotzdem solche Angst, dass ich in der 9. Klasse da stehe, aber nicht weiss, was ich werden will. Ich bin ziemlich sportlich und habe sehr gerne Kontakt mit anderen Menschen. Das ist mir wichtig an meinem Beruf. Ich komme bald in die 8. Klasse und habe noch gar keine Ahnung, wo und was ich schnuppern soll. Ich habe solche Angst. Hoffentlich könnt ihr mir helfen.
Leonie

Liebe Leonie 

Vielen Dank für deine Frage. Sehr gerne versuche ich, dir dazu ein paar Antworten zu geben, die dir hoffentlich weiterhelfen. 

Ich finde es super, dass du dir schon ernsthafte Gedanken darüber machst, was du später beruflich machen könntest. Was mir weniger gefällt, ist, dass du dich deswegen richtig stresst und dir Druck machst. Das ist nicht nötig und nicht gut für dich. Denn im Moment brauchst du deine ganze Energie fürs Lernen in der Schule und fürs Leben ausserhalb der Schule: Also für deine Freizeit, Familie, Freundinnen. 

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In zwei Teenagerjahren passiert viel

Du hast keine Altersangabe gemacht, aber ich schätze mal, dass du etwa 13 Jahre alt bist, stimmts? Um dir gleich viel Druck wegzunehmen: Die obligatorische Schulzeit wirst du erst mit 15 oder 16 Jahren beenden. Dann erst beginnst du deine Berufsausbildung. Da sind also noch zwei bis drei Jahre Zeit, in denen du dich nochmals stark verändern wirst, was deine Interessen und deine Einstellung zu vielen Dingen betrifft.

Kannst du dich noch daran erinnern, wie du vor drei Jahren gewesen bist? Da warst du noch ein Kind von zehn Jahren. Bestimmt hast du dich inzwischen total weiterentwickelt und steckst nun mitten in der Pubertät. Siehst du? Da ist also noch viel Zeit, bis du so weit sein musst. 

Was zählt, sind nicht nur die Noten im Zeugnis, sondern auch deine Persönlichkeit.

Natürlich ist es so, dass ihr in der 8. Klasse anfängt, zu schnuppern. Also in verschiedene Berufe reinblickt für zwei bis fünf Tage. Das ist eine gute Gelegenheit, herauszufinden, was für dich in Frage kommen könnte – und was nicht. 

Verschiedene Möglichkeiten zum Schnuppern

Ich kenne einige Jugendliche, die mehrere Male denselben Beruf schnuppern gehen, aber jedes Mal an einem anderen Ort, beziehungsweise in einer anderen Firma. Andere probieren unterschiedliche Berufe aus. Das sind vor allem jene, die sich noch nicht sicher sind, was ihnen gefallen könnte.  

In der 8. Klasse besprecht ihr alle Themen rund um die Berufswahl mit eurer Lehrperson. Sie hilft euch auch, Schnupperlehrstellen zu finden und anzufragen. Da solltest du dir jetzt noch keine Sorgen machen. Es geht ja allen Mitschülerinnen gleich – du bist nicht allein.

Du sagst, dass du sportlich bist und gerne Kontakt mit Menschen hast. Super! Ich bin mir sicher, dass du mit diesen Fähigkeiten einen richtig tollen Beruf findest. 

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Kostenlose Berufsberatung

Ich empfehle dir sehr, zur Berufsberatung zu gehen. Jeder Kanton hat solche Stellen in den grösseren Ortschaften. Am besten, du suchst im Internet, wo die nächste kantonale Berufsberatung deiner Wohngemeinde ist. Dort kannst du dich anmelden und einen Termin abmachen.

Ich hoffe, deine Eltern helfen dir dabei und begleiten dich dorthin. Diese Beratung ist kostenlos. Eine extra dafür ausgebildete Person nimmt sich dann Zeit für dich, um mit dir herauszufinden, welche Berufe deinen Wünschen entsprechen könnten. Dann gibt sie dir einige Prospekte mit nach Hause, die du dann genauer anschauen kannst.

Vertraue darauf, dass du in der Schule und von deinen Eltern in deiner Berufswahl begleitet wirst. Es hat noch jeder und jede etwas gefunden.

Wichtig ist natürlich auch, dass man berücksichtigt, welche Schulbildung du mitbringst. Je nach Stufe – zum Beispiel Real oder Sek – stehen mehr oder weniger Berufe zur Auswahl. Je höher dein Schulabschluss ist, desto mehr Möglichkeiten stehen dir offen. Aber in diesem Punkt muss ich betonen, dass auch Schülerinnen und Schüler aus der Realschule ganz tolle Berufe erlernen können. Was zählt, sind nicht nur die Noten im Zeugnis, sondern auch deine Persönlichkeit.

Deine zukünftige Chefin in der Lehre wird nämlich wichtiger finden, dass du pünktlich, zuverlässig, höflich und fleissig bist. Ob du in Französisch oder Mathe super bist, ist meist weniger wichtig und kommt auf den Beruf an.  

Mein Tipp für jetzt sofort: Schau mal auf www.berufsberatung.ch hinein und gehe die ganzen Berufe durch. Es gibt dort Filter, in denen du deine Interessen ankreuzen kannst – dann findest du mögliche Berufe, die dazu passen. 

Soziale Berufe

Obwohl du sportlich bist, heisst das noch lange nicht, dass du dann auch einen Beruf in dieser Branche wählen wirst. Kontakt mit Menschen kannst du auch in sozialen oder medizinischen Berufen oder im Dienstleistungssektor finden. Zum Beispiel FaBe Kinderbetreuung, FaGe im Spital oder Altersheim, Medizinische Praxisassistentin MPA oder etwa als Optikerin. Aber auch im Detailhandel hat man mit Menschen zu tun.

Du siehst, das Feld ist gross. Ich verstehe, dass es einen überfordern kann, das Richtige für sich zu finden. Deshalb empfehle ich dir unbedingt, die Unterstützung der Berufsberatung in Anspruch zu nehmen. Vertraue auch darauf, dass du in der Schule und von deinen Eltern in deiner Berufswahl begleitet wirst. Es hat noch jeder und jede etwas gefunden.

Wenn alle Stricke reissen, gibt es noch die Möglichkeit sogenannter Brückenangebote. Das gibt noch etwas mehr Zeit, einen guten Berufseinstieg zu finden. 

Ich wünsche dir alles Gute auf diesem Weg! 

Frag doch mal Sarah

In unserer Rubrik «Frag doch mal Sarah» beantwortet Jugendcoach Sarah Zanoni Fragen von Kindern und Jugendlichen.
Hast du auch eine Frage, die du ihr gerne stellen würdest? Dann sende eine E-Mail an online@fritzundfraenzi.ch oder kontaktiere uns auf unseren Social-Media-Kanälen.