Er arbeitet mit digitalen Tafeln, Smartphones, lässt seine Schülerinnen und Schüler* Youtube-Videos drehen und Aufsätze in Google-Docs schreiben: Philippe Wampfler gilt als Vorreiter und Experte für den Einsatz neuer Medien an Schulen. Wir sprachen mit ihm über die Ängste und Vorurteile von Lehrpersonen und die Grenzen des Digitalen.
* Wir verwenden in diesem Text die männliche, die weibliche und beide Formen im Wechsel, um allen Geschlechtern gerecht zu werden. Wie gefällt Ihnen das? Feedback gerne an redaktion@fritzundfraenzi.ch oder in die Kommentarfunktion.
Wir hatten an unserer Schule eine sehr theoretische Fortbildung zum Thema Soziale Medien mit externen Experten. In der Lehrerschaft hat das eher für mehr Verunsicherung gesorgt. Was zu kurz kam, war die Frage, wie Jugendliche diese Netzwerke nutzen. Da gibt es eine Wissenskluft zwischen Schülern und Lehrpersonen. Kurz darauf bin ich in Weiterbildungsferien gegangen, habe einen Blog zum Thema begonnen, Tagungen besucht und das erste Buch zum Einsatz von Social Media in Schulen geschrieben. Seither werde ich selbst als Experte zu Weiterbildungen in Schulen eingeladen. Wobei ich den Schulen sage: «Ihr könnt die Verantwortung nicht dauerhaft an Externe delegieren.» Die Lehrpersonen und die Schulleitung müssen sich selbst mit den neuen Medien auseinandersetzen.
Ein Unterricht ohne den Einsatz von Medien ist gar nicht möglich. Auch die Wandtafel ist ein Medium. Digitale Medien sind einfach zeitgemässe Medien. Ein Unterricht ohne diese wirkt künstlich. Ich brauche die Tafel noch oft – manchmal digitalisiere ich sie. Ich schaue immer, was didaktisch sinnvoll ist
Zum Beispiel, wenn sich die Schülerinnen und Schüler zusammensetzen, um einen Konflikt zu lösen. Da wäre es problematisch, wenn es digitale Aufzeichnungen geben würde. Oder wenn die Motorik wichtig ist: Was beim von Hand schreiben in der Primarschule passiert, kann mit digitalen Medien nicht gefördert werden.
«Wenn die Schülerinnen souveräner sind als die Lehrperson, verschieben sich die Machtverhältnisse.»
Im Prinzip war das den anderen egal, was ich im Klassenzimmer gemacht habe. Nach und nach hat aber die Schulleitung gemerkt, dass sie auf den Mediengebrauch der Kinder reagieren muss. Zunächst hat man es mit einem Handyverbot probiert. Das liess sich aber nicht umsetzen. Also wurde umgeschwenkt auf «Bring your own Device»: Die Geräte, die die Jugendlichen ohnehin dabei hatten, sollten im Unterricht genutzt werden. Das hat zu einigen negativen Reaktionen geführt.