«Der Trauer gestärkt gegenübertreten»
Frau Finkam, der November gilt als Trauermonat. Sie sind die einzige auf Kinder spezialisierte Bestatterin der Schweiz. Wie kommt es dazu?
Ich war klassische Bestatterin. In der Arbeit mit Familien, die ein Kind verloren hatten, wurde mir klar: Es gibt niemanden, der auf deren Bedürfnisse spezialisiert ist. Diese sind anders, als wenn die Grossmutter stirbt. Da ist eine immense Verletzlichkeit, das Bedürfnis nach Intimität, der Wunsch, für das verstorbene Kind alles Menschenmögliche zu tun. Darum ist es so wichtig, dass Familien den Abschied selbstbestimmt gestalten.

Doch das scheitert schon an praktischen Dingen: Särge und Urnen gibt es meist nur in Standardgrössen, es fehlt an Möglichkeiten, sich kreativ einbringen oder das Kind auf seiner Reise begleiten zu können – im Bestattungswagen ist kein Platz. Während es in jedem Lebensbereich auf Kinder spezialisierte Profis gibt, fehlt diese Expertise im Todesfall.
Wie helfen Sie betroffenen Familien?
Ich begleite sie in sämtlichen organisatorischen Belangen, vor allem aber möchte ich ihnen wie gesagt ermöglichen, den Weg des Abschieds selbstbestimmt zu gehen. Die Tage zwischen Tod und Bestattung bieten die letzte Chance, im Beisein des verstorbenen Kindes stärkende, kostbare Erinnerungen zu schaffen. Diese Momente gilt es zu nutzen.
Wer den Abschied nicht nur überlebt, sondern ihn aktiv mitgestaltet, tritt der Trauerphase gestärkt gegenüber.
Leider erfahren Hinterbliebene oft nicht rechtzeitig, welche Möglichkeiten ihnen dabei offenstehen: dass sie ihr Kind nach Hause nehmen, es baden oder mit ihm ein letztes Mal spazieren gehen dürfen, zum Beispiel. Da sind Bedürfnisse ganz unterschiedlich. Fest steht: Wer den Abschied nicht nur überlebt, sondern ihn aktiv mitgestaltet, tritt der Trauerphase gestärkt gegenüber. Das gilt gerade auch für Geschwister. Wir ermutigen Familien, Kinder einzubeziehen, und begleiten diese in ihrer Mitwirkung mit altersgerechten Sachbüchern und vielfältigem Gestaltungsmaterial.
Sie haben auch den Hilfsfonds Sternenplatz gegründet – an wen richtet er sich?
Gerade, wenn ein Kind lange krank war und Eltern ihr Arbeitspensum reduzierten, sind Trauerfamilien oft finanziell am Limit. Der spendenfinanzierte Fonds ermöglicht ihnen, ihr Kind und Geschwister so zu verabschieden, wie es für sie richtig und wichtig ist.





