Mütter: Unser Thema im März

Sie ist fürsorglich, aufopfernd, ihre Liebe unerschütterlich – das Ideal der guten Mutter hält sich hartnäckig. Wie kommen wir da einen Schritt weiter? Chefredaktor Nik Niethammer stellt Ihnen das Dossier Mütter und weitere Themen der März-Ausgabe vor, die am Mittwoch, 5. März 2025, erscheint. Sie können das Heft auch online bestellen.
Meine Mutter ist 93 Jahre alt. Wenn ich sie frage, wie es ihr geht, sagt sie, Altsein sei kein Zuckerschlecken. Mal zwickt das Bein, mal ist ihr schwindlig. Immerhin sei ihr nicht langweilig. Sie schaut jeden Tag Nachrichten, liest Zeitung und Krimis, in vier Wochen ein Buch, dann folgt das nächste.
Meine Mutter sagt, es gebe gute und weniger gute Tage. Man müsse es nehmen, wie es kommt. Ein guter Tag ist, wenn wir telefonieren. Ich erzähle ihr von unseren Kindern, von der Schule, meiner Arbeit bei Fritz+Fränzi. Sie hört aufmerksam zu, fragt nach. Sagt, dass sie froh sei, dass wir gesund sind. Und wie stolz sie sei – auf ihre Enkel, meinen Bruder, meine Schwester, auf mich.

Zwei Dinge sind es, die mein Leben als Kind schön gemacht haben: Meine Eltern, die uns geliebt haben. Und die Freiheit, die sie uns Kindern gaben. Dafür bin ich dankbar. Auch wenn ich weiss, dass meine Mutter keine Dankbarkeit erwartet. Und manchmal zweifelt, ob sie uns eine gute Mutter war. Wenn ich sie frage, was sie heute anders machen würde, sagt sie: Ich wäre weniger streng. Ich würde mir weniger Sorgen machen. Und mehr darauf vertrauen, dass ihr euren Weg geht.
Ich glaube, Elternsein ist die Kunst, zu akzeptieren, dass wir gewisse Dinge nicht beeinflussen können. Wir können vor allem da sein und Halt geben – und unseren Kindern vorleben, was wir für richtig halten.
Unser Dossier «Mütter» spürt der Bedeutung von Mutterschaft im Lauf der Zeit nach. Es räumt auf mit dem Bild der Superheldin, die alles kann und stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. «Die Überhöhung der Mutterschaft ist fatal», schreibt Autorin Virginia Nolan, «man stellt die Mutter auf ein Podest – und geht umso härter mir ihr ins Gericht, wenn etwas schiefläuft.»
Ein grossartiger, ein wichtiger Text, den ich Ihnen sehr ans Herz lege.
Herzlichst,
Ihr Nik Niethammer
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