Handy weg – Problem gelöst? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Handy weg – Problem gelöst?

Lesedauer: 1 Minuten

Zu viel Handykonsum kann krank machen. Oft verbirgt sich dahinter aber ein tiefer liegendes Problem.

Häufig höre ich den Satz: «Wenn Jugendliche so viel online sind, müssen sie ja depressiv werden.» Ich finde eine solche Verkürzung heikel. Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die bio­logische, psychische und soziale Ursachen haben kann. «Sie ist halt immer am Handy» greift hier viel zu kurz und blendet die Komplexität des Problems aus.

Im schlimmsten Fall dreht sich die Diskussion einzig um das Smartphone statt um die Befindlichkeit oder den Gesundheitszustand des Jugendlichen. Liegen Anzeichen einer Depression vor, sollte schnell professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. 

Das Handy – die Wurzel allen Übels?

Das Handy beziehungsweise der Handykonsum wird meiner Meinung nach zu schnell und zu oft als Wurzel allen Übels dargestellt. Viele Erziehungsberechtigte hoffen, mit einer Einschränkung oder gar einem Verbot werde auf einen Schlag alles gut. Handy weg – Problem gelöst. 

Exzessives Gamen oder die ständige Präsenz in den sozialen Medien sind ungesund und können krank machen, keine Frage. Aber genauso oft ist eine intensive Mediennutzung nicht die Ursache für eine Krankheit, sondern ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem. 

Interesse zeigen, im Dialog bleiben

Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, als Eltern im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen zu bleiben, auch in schwierigen Zeiten wie der Pubertät. Wenn wir sagen können: Wir sind im Dialog mit unseren Kindern und wissen, was sie bewegt; wenn wir uns dafür interessieren, wo sie sich on- und offline aufhalten und wer ihre Freunde sind, besteht die Chance, dass wir frühzeitig erkennen, wenn sich etwas zusammenbraut. Idealerweise entwickeln Eltern ein Gespür dafür, was dahintersteckt, wenn die Tochter oder der Sohn nonstop am ­Handy oder PC sitzt.

Der intensive Kontakt mit unseren Kindern ist Gold wert. Dann müssen wir uns nicht darüber streiten, wie viele Minuten am Tag sie das Handy benutzen dürfen. Wir können mit ihnen stattdessen darüber sprechen, was sie wirklich bewegt und welche Sorgen und Nöte sie umtreiben.

Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive Lernmodule für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Familienalltag. swisscom.ch/medienstark

Michael In Albon ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.
Michael In Albon ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.