Andere Familien, andere Handyregeln - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Andere Familien, andere Handyregeln

Lesedauer: 1 Minuten

Im Chindsgi lernen Kinder andere Kinder kennen und Eltern andere Eltern. Dies führt oft zu Diskussionen um Medienregeln.

Text: Michael In Albon
Bild: iStockphoto

Kindergarten, das heisst: neue Freunde und Freundinnen, neue Einflüsse und neue Erfahrungen. Auch für die Eltern: Gegenseitige Besuche der Kinder werden die Regel, vielleicht sogar mit Übernachten. Schnell einmal heisst es dann: «Der darf das aber!» Zum Beispiel am Handy spielen oder Youtube-Filme auf dem Tablet anschauen. Es stellt sich die Frage, was Eltern tun sollen, wenn ihre Kinder mit anderen ­Prinzipien und Erziehungsmethoden als zu Hause konfrontiert werden.

Es braucht hier – wie immer in der Erziehung – Augenmass. Man sollte die eigenen Prinzipien nicht komplett über Bord werfen, aber auch bereit sein, den eigenen Kindern zu ermöglichen, ihre Erfahrungen zu machen. Die an das Handy-Zeitalter angepassten 3-6-9-12-Regeln des Psychoanalytikers Serge Tisseron sind für mich gute Leitplanken. Konkret heisst das bei drei- bis sechsjährigen Kindern: Beschränken Sie die Bildschirmzeit, nutzen Sie die Medien gemeinsam und sprechen Sie in der Familie über das Gesehene. Zudem: keine Bildschirmzeit während des Essens und vor dem Einschlafen. 

Auch andere Methoden akzeptieren

Sollten diese Regeln in der Familie des Freundes oder der Freundin Ihres Kindes komplett anders ausgelegt werden, wird es für alle Beteiligten etwas komplizierter. Prinzipiell den Besuch zu untersagen, ist für mich erst der allerletzte Schritt. Viel interessanter ist aber, herauszufinden, wie das eigene Kind auf die neuen Regeln reagiert. Begeistert? Irritiert? Ablehnend? Fragen Sie Ihr Kind: Warum ist das so? Schon mit Chindsgi-Kindern kann ganz wunderbar über solche Dinge diskutiert werden. Vielleicht lernen Sie sogar etwas dabei! Das heisst nicht, dass Sie Ihre Erziehungsmethoden ändern müssen. Aber möglicher­weise müssen Sie sie hinterfragen und gegenüber Ihrem Sprössling etwas klarer begründen.

Sollte die Beziehung zwischen den beiden Kindern erkennbar wichtig sein, ist es angebracht, mit den Eltern Kontakt aufzunehmen und falls nötig den Umgang mit Handy und Tablet zu thematisieren. Machen Sie Ihre eigene Position klar. Akzeptieren Sie aber im Interesse der Freundschaft, dass es in anderen Familien andere Regeln gibt, die aber auch in Ordnung sind. Das ist vielleicht die wertvollste Lehre, die Ihr Kind aus einem solchen Konflikt ziehen kann.

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Michael In Albon
ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.

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