Einsam durch Smartphones? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Einsam durch Smartphones?

Lesedauer: 2 Minuten

Rund um die Nutzung von digitalen Medien durch Jugendliche gibt es zahlreiche Vorurteile. Die neue JAMES-Studie räumt mit einigen Mythen in Bezug auf Mediennutzung von Teenagern auf.

Digitale Medien lassen Teenager sozial vereinsamen», «Teenager hängen nur im Internet rum» – Hand aufs Herz: Diese Aussagen kommen Ihnen bestimmt bekannt vor.

Aber stimmen sie auch? Bei der Überprüfung der gängigsten Vorurteile, die Jugendliche und ihr digitaler Medienkonsum betreffen, hilft ein Blick in die JAMES-Studie 2018. Die Studie der Zürcher Universität für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) liefert alle zwei Jahre Informationen über die Mediennutzung der Schweizer Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren – seit 2010.

Vorurteil 1: «Teenager hängen nur noch am Handy rum»

Jugendliche treffen gerne Freunde oder treiben Sport; das tun sie etwas weniger oft als noch vor zwei Jahren, dafür unternehmen sie öfter etwas mit der Familie. 70 Prozent treffen häufig Freunde – 25 Prozent unternehmen regelmässig etwas mit der Familie. Freilich: Dieses Verhalten variiert stark nach Alter, Geschlecht und familiären Situation.

Vorurteil 2: «Teenager geben alles von sich preis»

Im Gegenteil: Jugendliche verhalten sich in sozialen Netzwerken zurückhaltend und geben wenig von sich öffentlich preis – sie setzen vielmehr auf halböffentliche Räume, auf ein ausgewähltes Publikum, oft zeitlich limitiert. Beliebt sind Snaps, die man nur einmal anschauen kann, und Storys, die nach 24 Stunden verschwinden. 29 Prozent posten eigene Beiträge, 82 Prozent schauen Beiträge von anderen an oder liken sie. Dieses durchaus verantwortungsvolle Verhalten unserer Jugend zeigte sich übrigens in allen JAMES-Studien seit 2010. Fakt ist: Kinder sind oft vorsichtiger mit privaten Daten im Netz als Erwachsene.

Vorurteil 3: «Teenager konsumieren nur noch Gratisangebote»

Schweizer Teenager setzen auf Streaming-Abos – beim Musikhören und Filmeschauen. Die Verbreitung solcher Abos hat sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt – Spotify und Netflix sind bei vielen Jugendlichen heute Must-haves. 51 Prozent der Familien und 35 Prozent der Jugendlichen besitzen ein Musik-Streaming-Abo – 56 Prozent der Familien und 33 Prozent der Jugendlichen nutzen ein Film- und Serien-Streaming-Abo. Wer das Abo bezahlt – die Jugendlichen mit ihrem Sackgeld oder die Eltern –, beantwortet die JAMES-Studie nicht.

Vorurteil 4: «Teenager wählen selber, was sie konsumieren»

Teenager jonglieren mühelos mit mehreren Apps, bespielen parallel unterschiedliche Kommunikationskanäle und wechseln von einem Screen zum nächsten. Die ständig steigende Informationsflut bewältigen sie durch ein knallhartes Auswahlverfahren: Sie klicken, lesen und schauen an, was schon andere aus dem digitalen Umfeld für gut befunden haben. Sie treffen also zwar eine Auswahl und surfen nicht ziellos herum, jedoch birgt dieses Verhalten auch das Risiko, in einer Infoblase seiner eigenen Interessen stecken zu bleiben.

Vorurteil 5: «Jungs gamen, Mädchen nicht»

So absolut ist es nicht, trotzdem liegt in dieser Aussage eine grosse Portion Wahrheit. 66 Prozent der Jungen gamen täglich oder mehrmals pro Woche – bei den Mädchen sind es nur 11 Prozent. Es wird aktuell viel über die Gründe dieses Unterschiedes diskutiert. Manche machen die Spiele-Natur dafür verantwortlich, weil z. B. Shooter (das sind die erfolgreichsten Games) a priori das männliche Geschlecht ansprechen und mädchenaffine Game-Inhalte einen kleineren Markt haben, andere sehen die Gründe in der Sozialisierung, wieder andere in der grundsätzlich unterschiedlichen Nutzungspräferenz digitaler Medien bei Knaben und Mädchen.
Die JAMES-Studie lädt uns ein, genau hinzuschauen. Die Entwicklung des Medien- und Freizeitverhaltens von Jugendlichen ist vielschichtiger und differenzierter als wir Erwachsene gemeinhin denken.

Zum Autor:

Michael In Albon ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.
Michael In Albon ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.


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