Burnout bei Eltern: 7 Tipps gegen die drohende Krise - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Burnout bei Eltern: 7 Tipps gegen die drohende Krise

Lesedauer: 2 Minuten

Der Familienalltag ist anstrengend, wunderschön und oft eine Herausforderung. Die folgenden Tipps können helfen, in dieser Lebensphase mental fit zu bleiben und eine physische und psychische Erschöpfung zu vermeiden.

Text: Claudia Füssler
Bild: Photocase

1. Sich entspannen

Auf aktive Phasen sollten Ruhe und Erholung folgen. Wer entspannt ist, fühlt sich gelöst und wach. Man kann sich und andere besser einschätzen und Entscheidungen überlegt fällen. So gehts: Suchen Sie sich eine Tätigkeit, bei der Sie gut abschalten können – Yoga, Malen, Musikhören, Spazierengehen, Meditieren. Finden Sie für sich einen Ort, an den Sie sich mal zurückziehen können, und sei es für wenige Minuten. Das kann ein Zimmer in der Wohnung sein, aber auch ein Park, eine Bibliothek, eine Kirche oder ein Café.

2. Um Hilfe fragen

Wer sich Rat und Hilfe holt, handelt klug und zeigt Stärke. Das gilt vor allem in besonders belastenden Situationen. Dadurch entsteht Entlastung, die mehr Raum zum eigenen aktiven Handeln, zum Agieren statt Reagieren lässt. So gehts: Fragen Sie vertraute Personen um Rat oder darum, ob sie jemanden kennen, der Ihnen weiterhelfen kann. Akzeptieren Sie, dass Menschen Aufgaben anders lösen, als Sie es vielleicht tun würden. Bitten Sie konkret um Hilfe: den Nachbarn, ob er Ihren Sohn gleich mitbringt, wenn er sein Kind abholt, die Schwiegermutter, ob sie das Dessert beisteuert, wenn sie zum Essen zu Ihnen kommt, die Lehrerin, ob sie einen Nachhilfekurs für Ihre Tochter empfehlen kann.

Wer sich Rat und Hilfe holt, zeigt Stärke.

3. Kreatives tun

Sehnsüchte und Ängste begleiten alle von uns, manchmal blockieren sie unser ganzes Denken und Fühlen, weil wir sie nicht hinauslassen. Kreativ zu sein, zu malen, zu basteln, zu singen, zu kochen kann dabei helfen, diese Spannungen zu lösen, sodass wir neue Kraft schöpfen können. Lernen Sie dabei Neues, werten Sie gleichzeitig Ihr Selbstwertgefühl auf, indem Sie sich weiterentwickeln. So gehts: Erfüllen Sie sich einen alten Traum, besuchen Sie endlich den Keramikkurs, lernen Sie Gitarrespielen oder legen Sie ein Kräuterbeet an.

4. Aktiv bleiben

Körperliche Bewegung ist ein wichtiger Gegenpol im stressigen Familienalltag. Mindestens zehn Minuten täglich oder dreimal die Woche 30 Minuten lang sollten Sie sich so bewegen, dass Puls und Atem leicht erhöht sind. So gehts: Achten Sie auf regelmässige Bewegungszeiten und suchen Sie sich eine Art der Bewegung, die Ihnen Spass macht: Radfahren, Wandern, Schwimmen oder Tanzen – alles ist erlaubt.

5. Freundschaften pflegen

Mit Menschen, die einen so gut kennen wie kaum ein anderer, in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen, gehört zu den wichtigsten Bausteinen der seelischen Gesundheit. So gehts: Schicken Sie auch in stressigen Zeiten regelmässig kurze Botschaften und Nachfragen an Freunde. Nehmen Sie am Leben des anderen teil. Es gilt: lieber ein wenig als gar nicht.

Sie geben Tag für Tag Ihr Bestes. Anerkennen Sie das, statt nach Perfektion zu streben.

6. Darüber reden

Es ist mitunter gar nicht so einfach, seine Sorgen und Ängste in Worte zu fassen. Gelingt es, kann das sehr helfen. Plötzlich ordnen und klären sich so manchmal Dinge, für die man lange selbst keine Lösung gefunden hat. So gehts: Achten Sie darauf, regelmässig mit jemandem ein persönliches Gespräch zu führen. Das kann ein guter Freund sein, ein Familienmitglied, aber auch eine Vertrauensperson an der Schule Ihres Kindes, in Ihrer Gemeinde oder im Verein.

7. Sich annehmen

Sie geben Tag für Tag Ihr Bestes. Anerkennen Sie das, indem Sie auch Ihre Schwächen als solche akzeptieren, statt sich darüber zu ärgern und nach Perfektion zu streben. So gehts: Seien Sie mutig, gestehen Sie Fehler ein, denken Sie auch mal an sich selbst und setzen Sie Ihre Grenzen – auch und gerade, wenn das anderen nicht gefällt. Lachen Sie über sich selbst.   

Quelle: psy.ch, eine Initiative der Fürsorge- und Gesundheitsdirektion des Kantons Bern, Sozialamt und Spitalamt.

Claudia Füssler
arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin. Am liebsten schreibt sie über Medizin, Biologie und Psychologie.

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