Kontaktabbruch:«Irgendwann kommt mein Sohn zurück»
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«Irgendwann kommt mein Sohn zurück»

Lesedauer: 1 Minuten

Sabine, 57, ist Mutter eines Sohnes, der jeglichen Kontakt zu ihr unterbrochen hat. Die Mutter leidet sehr – und versteht nicht, wie es dazu kam. Sie lebt in der Nordschweiz. Um sie zu schützen, veröffentlichen wir ihren richtigen Namen nicht.

Aufgezeichnet von der Redaktion des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi
Bild: Pexels

Mein Sohn ist jetzt 16 Jahre alt. Vor zweieinhalb Jahren hat er sich entschieden, zu meinem Ex-Mann und dessen neuer Partnerin zu ziehen. Damals hat er jeden Kontakt zu mir, meinen Eltern und meiner Schwester, seiner Lieblingstante, abgebrochen. Er hat mich in den sozialen Medien blockiert, reagiert nicht mehr auf meine Nachrichten. Wenn ich ihn mal auf der Strasse treffe, steckt er Ohrstöpsel rein und geht weg.

Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, warum. Auf meine Frage, weswegen, hat er nicht geantwortet. Ich denke, dass auch mein Ex-Mann und seine neue Partnerin meinen Sohn dahingehend beeinflussen. Ausserdem haben sie viel Geld und finanzieren ihm sein teures Hobby, das Downhill-Biken – das ist vielleicht auch ein Grund, warum er sich so entschieden hat. Das ist für mich sehr schwer und ich kann nicht gut damit umgehen.

Ich weine oft, habe Schlafstörungen und grüble viel darüber nach. Wenn ich daran denke, was ich alles für ihn gemacht und für ihn durchgestanden habe, ist das besonders schmerzlich. Wenn ich nur wüsste, warum, wäre es schon leichter. 

Im letzten Jahr, als mein Sohn noch bei mir gelebt hat, kam es häufiger zu Konfrontationen. Er hat in der Schule stark nachgelassen, weil ihm das Biken wichtiger war. Da habe ich ihn schon öfters ermahnt. Ich habe ihm auch gesagt, dass es wichtig ist, eine Ausbildung zu machen. Ich denke aber, dass das richtig war. Der plötzliche Kontaktabbruch ist für mich, als ob mich mein Sohn einfach ‹abgeschaltet› hat. Das ist schon sehr verletzend.

Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, warum.

Ich denke auch, dass Erwachsene den Kindern hier vieles vorleben. Früher gab es eine Streitkultur – aber heute sind viele Menschen nicht mehr bereit, Unbequemes auszuhalten. Sie brechen lieber den Kontakt ab. Etwas Halt finde ich bei meiner Schwester. Sie sagt mir immer: ‹Irgendwann kommt er schon wieder.›

Auch die Selbsthilfegruppe, zu der ich regelmässig gehe, hilft mir etwas. Dort sehe ich, dass andere Eltern Ähnliches erlebt haben – zum Teil sogar viel schlimmere Geschichten als ich. Ausserdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass mein   Sohn irgendwann zu mir zurückkommt oder wir wieder ein normales Verhältnis haben können.