Mit einer HPV-Impfung gegen den Krebs
Bilder: photocase und GettyImages
Die HPV-Impfung wirkt gegen sexuell übertragene Viren. Seit vier Jahren wird sie auch für Buben empfohlen – doch die Impfrate ist immer noch zu tief für einen Herdenschutz. Ein neuer Impfstoff soll Abhilfe schaffen.
«Ich finde die Impfempfehlung für Buben absolut sinnvoll. Denn je mehr Menschen geimpft sind, desto besser stehen die Chancen, dass die Verbreitung gefährlicher HP-Viren und in der Folge auch die Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs bei Frauen irgendwann gestoppt werden», ist die Begründung der Juristin, die ihre Kinder entsprechend nicht nur zu deren Schutz, sondern auch aus Solidarität mit ihren künftigen Sexualpartnerinnen gegen HPV impfen lassen möchte.
Wann und wie oft ist eine Impfung sinnvoll?
Ausserdem, sagt die Ärztin, führe die Erweiterung der Impfempfehlung auf Buben und junge Männer zu einer erhöhten Immunität gegen HPV in der Bevölkerung. «Noch ist die Durchimpfungsrate bei den Mädchen nämlich zu tief für einen umfassenden Herdenschutz. Wenn man zusätzlich auch Buben impft, kann man viel mehr Menschen vor der Ansteckung mit HPV schützen», fasst Frey zusammen, die im Zusammenhang mit der Impfempfehlung für Buben – ähnlich wie Susanne Müller – an die soziale Verantwortung der Eltern appelliert.
Nur 56 Prozent aller Mädchen im 16. Lebensjahr sind gegen HPV geimpft.
Impfgegner warnen vor Nebenwirkungen
«Im Fall der HPV-Impfung argumentieren die Gegner mit Meldungen über Todesfälle, einer angeblichen Häufung von Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen, was durch viele Untersuchungen widerlegt wurde. Das verunsichert viele Menschen zu Unrecht», sagt Brigitte Frey Tirri zu den Vorwürfen der Impfgegner. Nach der HPV-Impfung könne es zwar zu lokalen Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Fieber kommen. «Schwerere Nebenwirkungen sind aber nicht zu befürchten.»
Die Immunität der Bevölkerung gegen HPV erhöhen
«Mit den neusten Impfstoffen können weltweit bis zu 90 Prozent aller Gebärmutterhalskrebse sowie weitere Krankheiten verhindert werden.»
Ähnlich kommuniziert auch der deutsche Krebsinformationsdienst auf seinem Merkblatt zur HPV-Impfung: «Studien haben gezeigt, dass die HPV-Impfung vor Krebsvorstufen am Gebärmutterhals schützt. Da diese einige Jahre vor dem eigentlichen Krebs entstehen, ist eine Senkung der Krebsrate auf lange Sicht zu erwarten. Endgültige Studienergebnisse hierzu fehlen aber noch.»
Eine deutliche Verbesserung des Schutzes vor HPV-bedingten Krankheiten, Krebsvorstufen und Krebs verspricht ein neuer, in der Schweiz seit diesem Jahr zugelassener Impfstoff, der nach Brigitte Frey im Vergleich zu den bisherigen Impfstoffen zusätzlich spezifisch vor fünf weiteren Hochrisiko-HPV-Typen schützt. Seit Januar 2019 werden die Kosten für diesen Impfstoff im Rahmen der kantonalen Impfprogramme übernommen. Aufgrund der erweiterten Schutzwirkung durch den neuen Impfstoff werde es in Zukunft möglich, «einen grösseren Anteil der HPV-assoziierten Krankheiten zu verhindern als bis anhin», wie auf der Impfempfehlung des BAG vom Oktober 2018 zu lesen ist.
Weshalb Frauen regelmässig einen Krebsabstrich durchführen lassen sollten …
Ausserdem empfiehlt die Krebsliga den Frauen, regelmässig einen Krebsabstrich durchführen zu lassen und den Zeitraum zwischen den Krebsabstrichen mit der Ärztin zu besprechen.
Der Grund: Nach aktuellem Stand der Forschung deckt keiner der Impfstoffe wirklich alle krebsauslösenden HP-Viren ab und entsprechend bietet die Impfung keinen vollständigen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs.
Die wichtigsten Informationen zur HPV-Impfung auf einen Blick
- Mit der HPV-Impfung soll vor Krebs und seinen Vorstufen geschützt werden. Aber: Weil die Impfung nicht vor allen Virentypen schützt, braucht es vor allem für Frauen weitere Massnahmen zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs.
- Der neue, in der Schweiz seit diesem Jahr zugelassene Neunfachimpfstoff deckt im Vergleich zu seinem Vorgänger fünf weitere krebserregende HPV-Typen ab und schützt vor HP-Viren, welche gutartige Genitalwarzen auslösen.
- Das BAG und die EKIF empfehlen die HPV-Impfung allen Jugendlichen im Alter von 11 bis 14 Jahren. Weil durch HPV ausgelöste Erkrankungen bei Frauen häufiger vorkommen als bei Männern, wird die Impfung für Mädchen als Basisimpfung und für Jungen als ergänzende Impfung empfohlen. Auch für 15- bis 26-Jährige kann die HPV-Impfung Sinn machen.
- Die Kosten der HPV-Impfung werden gemäss BAG für die empfohlenen Altersgruppen von der Krankenkasse bezahlt, sofern die Impfung im Rahmen des kantonalen Programms durchgeführt wird.
- Eine Liste der an diesem Programm beteiligten Ärzte ist jeweils über die kantonale Gesundheitsdirektion erhältlich.
Humane Papillomviren
Während rund zwei Drittel der Infektionen ohne Symptome verlaufen, können Hochrisiko-Typen von HPV verschiedene Krebsvorstufen und -erkrankungen auslösen. Die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs ist gemäss dem BAG das grösste Risiko von HPV.
Mehr zum Thema Impfungen und Krankheiten:
- Mehr als nur ein bisschen Husten Der Schweizerische Impfplan empfiehlt ab dem zweiten Lebensmonat eine Impfung gegen Keuchhusten. Trotzdem erkranken hierzulande jedes Jahr viele Kinder und Erwachsene an der Atemwegserkrankung…
- Die fiesen Folgekrankheiten von Streptokokken Sie sind unangenehm und lassen sich schwer vermeiden: In seltenen Fällen werden die Streptokokken-Infektionen nicht bemerkt und können schwere Folgeerkrankungen auslösen.
- Sie saugt und spuckt. Wie das juckt! Eltern sind besorgt ob all der Krankheiten, die die Mücken übertragen. Wie schlimm sind Mückenstiche wirklich? Und was hilft?