Herr Läuchli, was schützt vor Pickeln? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Herr Läuchli, was schützt vor Pickeln?

Lesedauer: 4 Minuten

Fast alle Jugendlichen sind in der Pubertät von Akne betroffen. Während die einen nur ein paar Mitesser auf der Nase haben, leiden andere an entzündlichen Pusteln und Papeln, die Narben hinterlassen können. Der Akne-Spezialist Severin Läuchli erklärt, was dagegen hilft. 

Herr Läuchli, warum leiden vor allem Jugendliche an Akne?

Für die Hautkrankheit sind zwei Vorgänge im Körper verantwortlich. Einerseits führt die steigende Produktion von Sexualhormonen in der Pubertät dazu, dass die Haut mehr Talg herstellt. Talg ist wichtig, denn diese fettreiche Substanz bildet einen Film über der Haut und schützt sie vor äusseren Einflüssen. Anderseits neigen manche Menschen zur Bildung von sogenannten Hornzellen im Kanal der Talgdrüsen, die den Talg nicht abfliessen lassen. In der Folge verstopfen die Poren und es entstehen Mitesser, die sich entzünden können.
Severin Läuchli, Dr. med., ist Privatdozent und Oberarzt an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich.
Severin Läuchli, Dr. med., ist Privatdozent und Oberarzt an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich.

In der Werbung wird immer wieder von Hautunreinheiten gesprochen. Ist Akne die Folge mangelnder Hygiene?

Nein, keinesfalls. Die schwarze Farbe der Mitesser kommt vom Hautfarbstoff Melanin und von einer Verfärbung des Talg-Hornpfropfes. Sie hat also nichts mit Schmutz zu tun. Jugendliche können Akne nicht durch häufige Hautreinigung verhindern. Es reicht aus, wenn sie ihre Haut einmal pro Tag mit einer Reinigungslotion oder synthetischer Seife waschen.

Welche Faktoren sind entscheidend für die Entstehung von Akne?

Fast alle Mädchen und Jungen haben in der Pubertät Mitesser oder Pickel. Das Ausmass der Hornzellenbildung und der Talgdrüsenaktivität wird von den Genen gesteuert. Wenn beide Elternteile in der Jugend von Akne betroffen waren, hat auch ihr Kind ein erhöhtes Risiko für diese Hauterkrankung.

«Wenn beide Eltern von Akne betroffen waren, hat auch ihr Kind ein erhöhtes Risiko.»

Aknespezialist, Severin Läuchli

Manche Jugendliche versuchen sich vor Akne zu schützen, indem sie zum Beispiel auf Schokolade verzichten. Bringt das tatsächlich etwas?

Über den Einfluss der Ernährung auf die Akne wird viel spekuliert. Wir wissen, dass eine Ernährung mit vielen einfachen Kohlenhydraten und grossen Mengen an Milchprodukten die Entstehung von Akne begünstigen kann. Wissenschaftlich nicht erwiesen ist hingegen der Einfluss einzelner Nahrungsmittel auf die Haut. Jugendliche müssen also nicht auf Schokolade, Nüsse oder Salami verzichten. Sinnvoll ist aber sicher ein massvoller Konsum. 

Wo bildet sich Akne?

Am häufigsten an Stirn, Nase, Kinn sowie am V-förmigen Brust- und Rückenausschnitt. Hier sind besonders viele Talgdrüsen vorhanden. 

Was kann Akne begünstigen?

Viele Jugendlichen versuchen, ihre Pickel und Mitesser auszudrücken. Das fördert die Entzündung des umliegenden Hautgewebes, verzögert die Abheilung und erhöht das Risiko für Narben. Heute wissen wir auch, dass bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Kortison, hochdosierte Vitamin-B-Präparate und Anabolika Akne fördern. Auch stark fettende Hautpflegeprodukte und Rauchen begünstigen Akne.

«Blackhead-Stripes können die Haut irritieren. Ich rate davon ab.»

Severin Läuchli über Blackhead-Strips

Blackhead-Strips sind bei jungen Mädchen im Trend. Was halten Sie von diesen Produkten, die Mitesser ausreissen und porentiefe Reinigung versprechen?

Die Produkte entfernen nicht nur die oberste Schicht von Mitessern, sondern beim Abstreifen auch zusätzliche Haut. Sie können die Haut irritieren. Zudem bilden sich die Mitesser sofort wieder. Ich rate also davon ab.

Was hilft denn bei Mitessern?

Sowohl bei den offenen Mitessern, die man am dunklen Hornpfropf erkennt, als auch bei den geschlossenen, die sich als kleine, hautfarbene Erhebungen manifestieren, helfen Cremes und Gels mit Vitamin-A-Säure, bei weniger ausgeprägten Fällen ist auch Salicylsäure hilfreich.

Wie behandelt man Akne, wenn mit Eiter gefüllte Bläschen oder kleine Knötchen auftreten?

Die in der Apotheke frei verkäuflichen Cremes oder Gels mit Benzoylperoxid wirken antibakteriell und entzündungshemmend, helfen alleine allerdings nur bei leichten Akne- Formen. Bei Pusteln und Papeln empfehlen wir eine Behandlung mit Vitamin-A-Säure, auch Retinoid genannt, welche leicht schälend wirkt. Diese kann für schwerere Formen auch gut mit Benzoylperoxid oder einem Antibiotikum kombiniert werden.

Und ansonsten?

Bei der schwersten Form von Akne, bei der es zu ausgedehnten entzündlichen Veränderungen mit grossen Pusteln und zum Teil schmerzhaften Knoten kommt, setzen wir meist den Wirkstoff Isotretinoin ein – insbesondere, wenn wir die Entwicklung von Narben befürchten. Mädchen dürfen aber während der Behandlung auf keinen Fall schwanger werden, weil die Substanz das Ungeborene schädigt. Manchmal verschreiben wir auch Antibiotika zum Einnehmen. Diese wirken bei entzündlichen Formen der Akne, dürfen aber nur über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden, weil die Bakterien bei längerer Anwendung resistent werden können.

«Antibiotika helfen bei entzündlichen Formen der Akne, dürfen aber nur eine begrenzte Zeit eingesetzt werden.»

Severin Läuchli, Akne-Spezialist

Was müssen Jugendliche bei der äusserlichen Behandlung der Haut beachten?

Wichtig ist, dass sie nicht nur die Pickel damit eincremen, sondern alle Hautstellen, an denen keine neue Akne entstehen soll. Die Behandlung braucht ein bisschen Geduld. Erste Erfolge sieht man frühestens nach vier Wochen. Vitamin-A-Säure-Präparate bewirken, dass sich die Haut schält und Schuppen bildet. Dadurch können sich weniger Hornzellen bilden und der Talg kann besser abfliessen. Am Anfang einer Behandlung sind Hautreizungen möglich. Es ist wichtig, dass die Haut jetzt nicht noch mehr durch Peelings oder Sonnenbestrahlung gereizt wird.

Kann die Antibabypille bei Akne helfen?

Ja, vor allem Präparate, die die Produktion männlicher Hormone reduzieren. Dadurch wird die Talgproduktion gedrosselt. Oft tritt die Akne dann aber wieder auf, wenn man die Pille absetzen will.

Tipps bei Akne:

Jugendliche, die an Mitessern und Pickeln leiden, sollten: 

  • ihre Haut nicht mit zu fettigen Präparaten pflegen oder mit pudrigen Kosmetika abdecken, weil diese die Poren zusätzlich verstopfen können, was Akne fördert. 
  • ihre Haut einmal pro Tag sanft mit einer Reinigungslotion oder synthetischer Seife waschen. 
  • auf Blackhead-Masken oder Strips verzichten, weil sie die Haut irritieren und die Talgproduktion sogar ankurbeln können. 
  • keine Sonnenschutzmittel verwenden, die fetten. Besser sind Gels mit dem Hinweis «nicht komedogen». Ein mässiges Sonnenbad kann die Akne etwas verbessern. 
  • nicht an den Mitessern und Pickeln herumdrücken, weil sich dadurch die umliegende Haut entzünden und sich Narben bilden können. Mitesser und Pickel sollten nur von einer entsprechend ausgebildeten Kosmetikerin entfernt werden. 
  • aufs Rauchen verzichten. 
  • einen Hautarzt aufsuchen, denn fast jede Akne lässt sich behandeln. Die Beseitigung von Aknenarben ist hingegen schwierig.

Autorin:

Susanna Steimer Miller ist Chefredaktorin des Elternratgebers «Baby & Kleinkind» und schreibt als Autorin über Gesundheits- und Ernährungsthemen.
Susanna Steimer Miller ist Chefredaktorin des Elternratgebers «Baby & Kleinkind» und schreibt als Autorin über Gesundheits- und Ernährungsthemen.