Alles andere als kalter Kaffee - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Alles andere als kalter Kaffee

Lesedauer: 3 Minuten

Fertigkaffee mit Milch und Zucker aus dem Kühlregal ist sehr beliebt, besonders bei Jugendlichen. Dabei ist der Konsum nicht unbedenklich.

Kalter Kaffee am Morgen ist schnell gekauft, denn er weckt und schmeckt. Das findet auch Jan, der sich jeden Morgen vor der Schule einen kalten Milchkaffee gönnt. Mit seiner Vorliebe ist der 14-Jährige nicht allein, gehören doch Jugendliche zur Hauptzielgruppe für Kaffeemisch­getränke.

Kaffee ist eigentlich ein Getränk für Erwachsene. Im Restaurant einen Kaffee zu bestellen, ist für Kinder und Jugendliche nicht üblich. Bei kaltem Kaffee aus dem Supermarkt sieht das anders aus. Angereichert mit Milch und viel Zucker wird die bittere Note des Kaffees übertönt, sodass er auch der jüngeren Bevölkerung schmeckt. Studien haben gezeigt, dass diese Kaffeegetränke am meisten von Jugendlichen gekauft werden und auch Kinder vermehrt solche Produkte wählen. Während immer weniger reine Milch konsumiert wird – minus 27 Prozent in den Jahren 2004 bis 2015 –, sind Milchmix-Produkte immer beliebter, dazu gehören auch die Kaffeegetränke.

Kaffee als Dessert

Reiner Kaffee hat keine Kalorien. Dass er dem Körper Wasser entzieht, wurde lange behauptet, konnte mittlerweile jedoch widerlegt werden. So kann Kaffee zur täglichen Flüssigkeitszufuhr dazugezählt werden.

Sobald Kaffee mit Milch und Zucker angereichert wird, steigt der Energiegehalt rasch an. Aus dem kalorien­freien Getränk wird ein Getränk, das als Zwischenmahlzeit oder gar als Dessert gezählt werden kann. Ein Milchkaffee aus dem Kühlregal, welcher mit Zucker gesüsst ist, liefert pro 230 Milliliter 180 Kalorien, dies entspricht etwa drei Reihen Schokolade oder vier Äpfeln.

Vor allem der zugesetzte Zucker liefert diese Kalorien. In einem Kaffeekaltgetränk mit Milch und Zucker sind knapp fünf Würfelzucker enthalten. Kaum jemand würde einen Kaffee mit so viel Zucker trinken. Die Problematik ist dieselbe wie bei allen gesüssten Getränken: Sie liefern viel Energie beziehungsweise Kalorien, eine Sättigung bleibt jedoch aus, was bedeutet, dass zu dem energiereichen Getränk auch noch gegessen wird und dadurch die Tagesbilanz meist zu hoch ausfällt.

Auf dem Markt sind aber auch Produkte, die komplett ungesüsst sind, welche, aufgrund des bitteren Geschmacks, eher die erwachsene Bevölkerung ansprechen. Andere Produkte sind mit künstlichen Süssstoffen angereichert und enthalten dadurch weniger Kalorien. Künstliche Süssstoffe weisen eine viel stärkere Süsskraft auf als Zucker. Weshalb den Produkten in der Regel weniger davon zugefügt wird, was sich auch auf die Kalorienmenge auswirkt. Nichtsdestotrotz sind Süssstoffe nicht unumstritten, es gibt immer wieder Studien, die auf Gesundheitsrisiken hinweisen.

Nebst dem hohen Zuckeranteil enthalten Kaffeekaltgetränke auch Koffein. Verschiedene Pflanzen weisen die natürliche chemische Verbindung Koffein auf, etwa Kaffee- und Kakaobohnen, Teeblätter, Guarana-Beeren und Kolanüsse. Wenn koffeinhaltige Produkte konsumiert werden, wird das Nervensystem stimuliert und je nach Koffeinmenge kann die Wachsamkeit erhöht werden beziehungsweise Müdigkeitsgefühle können unterdrückt werden. Diese Wirkung ist einer der Gründe für Jugendliche, Kaffee zu trinken.

Wachmacher Koffein

Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit stuft bis zu 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern als unbedenklich ein. Eine 60 Kilogramm schwere Frau verträgt somit täglich etwa 180 Milligramm Koffein, dies entspricht einem Red Bull und zwei Espressi. Bei einem 40 Kilogramm schweren Kind ist die Maximaldosis bereits mit einem Kaffeekaltgetränk à 230 Milliliter erreicht. 

Auch wenn diese Menge an Koffein als unbedenklich betrachtet werden kann, gehen die Empfehlungen zu Koffein für Kinder und Jugendliche auseinander. Einige Studien weisen darauf hin, dass Koffein bei Kindern auch zu Nervosität und zu Hyperaktivität führen kann. Es konnte zudem gezeigt werden, dass ein erhöhter Koffeinkonsum sich negativ auf die Schlafqualität auswirkt. Hier muss jedoch gesagt werden, dass der Grossteil an Koffein nicht von Kaffee stammt, sondern von Colagetränken. Die Grenze der Verträglichkeit scheint sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern sehr individuell zu sein.

Wie bei den meisten Empfehlungen zum Thema Essen und Trinken ist die Menge entscheidend. Kaffeemixgetränke können ohne schlechtes Gewissen hin und wieder genossen werden. Wer sie aber als Wasserersatz mehrmals täglich konsumiert, belastet nicht nur sein Portemonnaie, sondern auch die Gesundheit. Zudem entsteht durch die To-go-Getränke ein Berg aus Verpackungsmüll, der die Umwelt stark belastet. Wussten Sie, dass für das Produzieren einer Tasse Kaffee etwa 140 Liter Wasser gebraucht werden? Kaffee ist ein Genussmittel und sollte auch als solches konsumiert werden.

Eltern leben vor

Falls Sie selbst zu den Kaffeekaltgetränke-Liebhabern gehören und sich hin und wieder einen Becher gönnen, hat Ihr Kind das bestimmt schon bemerkt und möchte diese unter Umständen auch probieren. Verbote lösen oftmals das Gegenteil aus, oder sie führen dazu, dass Ihr Kind heimlich am ­Kaffeebecher nippt. Die folgenden Tipps können für Sie als Eltern hilfreich sein:

  • Frühstücken ist das A und O: Planen Sie am Morgen genügend Zeit ein, damit das Frühstück noch zu Hause stattfinden kann und nicht jeden Morgen eine schnelle Alternative unterwegs gewählt werden muss.
  • Wenn Sie zu To-go-Getränken greifen, sollten Sie versuchen, diese in Ruhe zu trinken, auch wenns gerade hektisch zugeht. Dadurch ist das Genussgefühl grösser und hält länger an.
  • Kalter Kaffee kann auch selbst hergestellt werden: Kaffee am Vorabend machen, über Nacht abkühlen lassen, am Morgen mit Milch und je nach Bedarf mit wenig Zucker süssen.
  • Grundsätzlich sollte für alle Familien­mitglieder Wasser den grössten Anteil der Flüssigkeitszufuhr ausmachen. Stellen Sie zu Hause eine Wasserkaraffe auf den Tisch, damit es immer verfügbar ist, für unterwegs eignet sich eine wiederverwendbare Flasche, die Sie immer wieder mit Wasser auffüllen können.

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    Energydrinks stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs. Die koffein-, säure- und kalorienhaltigen Getränke sollen die Leistungsfähigkeit steigern und auf Partys die Müdigkeit vertreiben. Forscher halten mehr als zwei Dosen pro Tag fürproblematisch. Und warnen vor Langzeitschäden. 

Zur Autorin: 

Vera Kessens ist BSc Ernährungsberaterin SVDE bei Betty Bossi AG.
Vera Kessens ist BSc Ernährungsberaterin SVDE bei Betty Bossi AG.