Warzen an Händen und Füssen – was hilft dagegen? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Warzen an Händen und Füssen – was hilft dagegen?

Lesedauer: 6 Minuten

Jedes dritte Kind hat mindestens einmal eine Warze. Die kleinen Knötchen können ziemlich schmerzhaft sein, dazu sehen sie unschön aus. Wie sind Warzen zu erkennen? Und wie bringt man sie wieder los? 

Unglücklich streckt Emma* ihrer Mutter die rechte Hand entgegen. Am Zeigefinger prangen auf der sonst makellosen Kinderhaut zwei kleine, zerklüftete Knubbel. «Die sind so hässlich», jammert die 9-Jährige, «die will ich weghaben!» Die Mutter reagiert prompt: «Da müssen wir sofort ein Warzenmittel auftragen oder sie gleich vom Arzt entfernen lassen.»

«Eine typische Reaktion vieler Eltern», sagt Thomas Steffen, Leiter der Medizinischen Dienste Basel-Stadt. «Gelassen sind beim Thema Warzen die wenigsten.» Dabei sind Warzen in der Kindheit relativ normal – und unproblematisch. «Man könnte fast schon sagen, sie gehören zur Kindheit dazu», meint Steffen. «Denn im Laufe der Schulzeit erwischt es ein Drittel bis die Hälfte aller Kinder mindestens einmal.» In der Regel verschwinden die Hautwucherungen bei Kindern nach einer Weile ganz von selbst. Im Erwachsenenalter tauchen Warzen dagegen deutlich weniger auf. Das hat mehrere Gründe.

Was verursacht Warzen?

«Fast immer sind Vertreter der humanen Papillomaviren, kurz HPV, für die Entstehung von Warzen verantwortlich», erklärt Kantonsarzt Steffen. «Es gibt davon über einhundert verschiedene Typen». Nicht jeder Kontakt mit einem Warzenvirus muss jedoch gleich zur Warzenbildung führen: «Hier spielt der Zustand der inneren Abwehr eine wichtige Rolle, die den Eindringling ausschalten kann oder auch nicht», so Steffen weiter. «Anders als Erwachsene haben Kinder ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem, das erst lernen muss, mit dem Angreifer richtig umzugehen.»

Kinder bilden deshalb häufig Warzen aus, bis der Organismus die entsprechenden Antikörper erfolgreich entwickelt hat. «Das erklärt auch, warum Warzen in der Regel ganz von alleine wieder verschwinden», sagt Steffen.

Mitbringsel aus Schwimmbad und Turnhalle?

Darüber hinaus spielt das typische Sozialverhalten von Kindern für die starke Verbreitung von Warzen in dieser Altersklasse eine wichtige Rolle. «Kinder haben beim Spielen mit anderen Kindern meistens viel Hautkontakt», so Steffen. «Sie fassen sich an, tollen zusammen herum, planschen körperlich nah im Schwimmbad.» Das fördert die Ansteckung, denn Warzenviren verbreiten sich durch sogenannte Kontakt- oder Schmierinfektion.

«Die Ansteckung kann durch direkten Hautkontakt, Barfusslaufen oder Anfassen von Türklinken geschehen.»

Thomas Steffen, Leiter der Medizinischen Dienste Basel-Stadt.

Das heisst, dass die Erreger durch Berührung beziehungsweise eine Kette von Berührungen weitergereicht werden. «Die Ansteckung kann dabei durch direkten Hautkontakt mit der Warze erfolgen, aber auch indirekt durch Barfusslaufen auf infizierten Böden oder Anfassen von infizierten Gegenständen, Türklinken etc. zum Nächsten gelangen», erklärt Steffen.

Kleinste Verletzungen wie Schürfwunden und winzige Hautrisse, wie sie bei körperlich aktiven Kindern ebenfalls häufiger vorkommen, erleichtern dem Virus dabei das Eindringen in die oberste Hautschicht. «Vor allem Schwimmbäder sind klassische Infektionsherde», ergänzt Steffen. «Denn im feuchtwarmen Klima finden Warzenviren ideale Lebensbe­dingungen vor, die Haut ist kaum bedeckt und bietet vom Wasser auf­ gequollen weniger Schutz.» Wo das Virus eindringt, versucht es, sich lokal zu vermehren, worauf der Kör­per mit der vermehrten Bildung von Hornzellen reagiert. 

Diese unterschiedlichen Warzentypen gibt es:

Je nachdem, welcher Virustyp die Infektion ver­ursacht und an welcher Stelle das Virus lokal in die Haut eindringt, können unterschiedliche Warzen­typen entstehen. Bei Kindern sind vor allem drei Warzenarten typisch. Etwa 70 Prozent aller Warzen bei Kindern sind gewöhnliche Warzen, im Fachjargon vulgäre Warzen genannt.

Diese Hautwucherungen sind stecknadelkopf-­ bis erbsen­gross, hautfarben oder leicht bräun­lich und erinnern wegen ihrer zer­klüfteten Oberfläche an einen winzigen Blumenkohl. «Vulgäre Warzen können grundsätzlich über­ all am Körper auftreten», so Steffen. «Am häufigsten entstehen sie aber an Händen und Füssen sowie etwas seltener auch im Gesicht.»

Sogenannte Dornwarzen findet man dagegen nur an der Unterseite der Füsse. Durch den Druck des Körpergewichts sind sie nicht kuge­lig oder erhaben, sondern wachsen, wie ein Dorn, nach innen ins Gewebe und können dadurch unangenehm stechende Schmerzen beim Gehen und insbesondere beim Sport verursachen.

Vulgäre Warzen, Dornwarzen und Dellwarzen kommen bei Kindern am häufigsten vor. Die Behandlungsmöglichkeiten variieren.
Vulgäre Warzen, Dornwarzen und Dellwarzen kommen bei Kindern am häufigsten vor. Die Behandlungsmöglichkeiten variieren.
Die dritte bei Kindern häufig vorkommende Warzenart sind Dellwarzen. «Streng genommen sind das gar keine echten Warzen, sondern eine Art Pocken», erklärt der Präventivmediziner. «Denn sie werden nicht, wie die meisten anderen Warzen, durch ein HP-Virus verursacht, sondern durch das Molluscum-contagiosum-Virus, einen harmlosen Vertreter der Pockenviren. Dellwarzen sind hellrote Knötchen, die in der Mitte eine Delle haben – daher der Name.

Sie sind mit einem breiigen Sekret gefüllt, das hochinfektiös ist. Häufig treten sie in Gruppen vor allem in der Rumpfgegend, an Armen und Oberschenkeln auf. Durch Selbstinfektion können sie aber auch leicht auf andere Körperstellen übertragen werden.

Wie verheilen Warzen?

Warzen heilen bei Kindern in der Regel innerhalb von einigen Monaten bis maximal zwei Jahren spontan von selbst ab. «Mit einer Behandlung, die Schmerzen bereitet oder möglicherweise Narben hinterlassen kann, sollte man deshalb eher zurückhaltend sein», betont Steffen. «Wenn die Warze nicht stört, ist Abwarten oft die beste Strategie.»

Besteht allerdings ein hoher Leidensdruck, weil das Kind wegen der Warze gehänselt wird oder Schmerzen auftreten, kann man versuchen, den Heilungsprozess durch gezielte Massnahmen zu beschleunigen. Dafür stehen einige medizinische Therapien zur Verfügung sowie eine schier unübersichtliche Anzahl an Hausmitteln und rituellen Handlungen, die teilweise auch etwas seltsam anmuten.

So reichen einige Empfehlungen vom Auftragen frischen Schneckenschleims über das Bepinseln mit Eigenurin bis hin zum Beschwören der Warze bei Vollmond. Kurioserweise kommt es dabei tatsächlich immer wieder zu Spontanheilungen. Dafür wird in erster Linie ein Placebo-Effekt verantwortlich gemacht. So kann der Glaube an die Wirksamkeit tatsächlich die Selbstheilungskräfte aktivieren. Gerade bei Kindern wirkt Suggestion oft erstaunlich gut.

Warzenpflaster und -inkturen helfen bei der Virusbekämpfung.

Die Schulmedizin setzt bei der Warzenbehandlung auf das Abtragen der virenproduzierenden Zellen, die in der Hornschicht der Warze liegen. «Dadurch wird dem Immunsystem die Bekämpfung des Virusherdes erleichtert», erklärt der Basler Kantonsarzt. Hierzu können unterschiedliche Verfahren eingesetzt werden: Die gängigste Form sind Warzenpflaster oder auch Warzentinkturen auf Basis von Milchsäure oder Salicylsäure. 

Sie werden täglich gezielt auf die Warze aufgebracht und weichen die virenhaltige Hornschicht auf, darauf kann diese nach und nach abgelöst werden. Bis man Erfolge sieht, muss man sich allerdings gedulden. «Es kann mehrere Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Warze damit verschwindet», so Steffen.

So werden Sie die Warzen schon früher los:

Schnellere Ergebnisse verspricht die Warzenvereisung, fachsprachlich Kyrotherapie. Dabei wird vom Arzt ein starkes Kältemittel, meist flüssiger Stickstoff, auf die Warze gegeben und die Hautzellen der obersten Hautschicht inklusive Viren mit lokal bis zu Minus 190 Grad zerstört. Diese Behandlung ist schmerzhaft, deshalb wird empfindlichen Patienten oder Kindern meist eine örtliche Betäubung empfohlen. Oft reicht eine Anwendung aus, manchmal muss sie aber auch wiederholt werden.

Es gibt auch rezeptfreie Vereisungssprays für die Anwendung zu Hause. Diese sind deutlich weniger aggressiv, allerdings auch weniger effektiv und ebenfalls leicht schmerzhaft. Dauer und Erfolgsaussicht sind ähnlich wie bei der Säuretherapie. In besonders schweren Fällen können Warzen auch chirurgisch entfernt werden.

In der Alternativmedizin werden Warzen ganzheitlich behandelt. «Ich nutze in erster Linie pflanzliche Lösungen aus dem Bereich der Phytotherapie wie Schöllkraut-Tinktur, homöopathische Thuja-Verdünnung oder auch eine spagyrische Warzentropfenmischung», sagt Johannes Brülisauer, Heilpraktiker und Vorstandsmitglied der Naturärzte-Vereinigung Schweiz (NVS). 

Diese pflanzlichen Medikamente werden auf die Warze aufgetragen und zusätzlich auch noch eingenommen. «Das regt die Selbstheilungskräfte besonders intensiv an, sodass die Warze nach einer Woche bis spätestens drei Monaten verschwunden ist», erklärt der Heilpraktiker.

Warzen können wiederholt und an der gleichen Stelle auftreten.

Eine unterstützende Wirkung sollen auch homöopathische Globuli und Tinkturen erzielen. Gegen Warzen werden vor allem Thuja, Causticum, Ferrum picrinicum und Acidum nitricum empfohlen. Neuester Hit und in Internetforen angepriesen ist Panzertape. Das Klebeband wird fest um die Warze gewickelt, mehrere Tage draufgelassen und das verhornte Gewebe danach sanft entfernt. Allerdings gilt auch hier, wie für alle anderen Verfahren: Die Warze kann wiederkommen. Manchmal sogar an genau derselben Stelle.

* Name geändert

So schützen Sie Ihre Kinder vor Warzen

Ein funktionierendes Immunsystem und die Hautbarriere verhindern in der Regel, dass sich Warzen bilden. Da Kinder meist noch nicht über eine vollständig ausgereifte Abwehr verfügen, lassen sie sich nicht vollständig vermeiden – man kann aber die Ansteckungsmöglichkeiten ein wenig eindämmen:
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  • Im Schwimmbadund in der Sauna stets Badeschuhe tragen.
  • In der Turnhalle und der Garderobe wenn möglich nicht barfuss gehen, sondern die Socken anlassen.
  • Hände immer gut mit Seife reinigen und trocknen.
  • Handtücher, Socken, Schuhe und Handschuhe möglichst nicht gemeinsam benützen.
  • Gute Hautpflege mit ölenden Salben und rückfettenden Badezusätzen verhindert rissige, spröde Haut, in die der Virus leichter eindringen kann.
  • Bestehende Warzen möglichst mit Kleidung bedecken oder abkleben, um eine Verbreitung der Viren zu vermeiden.
  • Nicht an der Warze kratzen oder reiben und nach Berührung die Hände mit Seife waschen.
  • Blutende Warzen sind hochinfektiös, deshalb bei der Benutzung von Feilen etc. besonders vorsichtig sein.
  • Übrigens: Ein Besuch von öffentlichen Einrichtungen wie Schule oder Kindergarten ist Kindern auch mit Warzen uneingeschränkt erlaubt.

Anja Lang
Anja Lang ist langjährige Medizinjournalistin. Sie ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

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