Angst vor Mathe und die Folgen

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Dieser Text erschien zuerst in englischer Sprache auf BOLD – Blog on Learning and Development im Februar 2020.
Neuere Forschungen zeigen, dass die meisten Kinder mit starker Angst vor Mathematik keine schlechte Leistung in diesem Fach bringen. Lehrer und Eltern sind in der Verantwortung, solche Ängste zu lindern und für ein grösseres Interesse an Mathematik zu sorgen.
Aus einer kürzlich durchgeführten Studie der University of Cambridge geht allerdings hervor, dass sich der Zusammenhang zwischen der Angst vor Mathe und der Leistung in diesem Fach nicht ganz so einfach darstellt, wie wir vielleicht denken. Es sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler mit den schlechtesten Noten, die Angst vor dem Fach haben. Vielmehr zeigte die Studie, dass 77 Prozent der Kinder mit starker Angst vor Mathe im Unterricht durchschnittlich bis sehr gut abschnitten. Das ist besorgniserregend, bedeutet es doch, dass Kinder um ihre Leistung fürchten, obwohl das gar nicht nötig ist.
Angst vor Mathe tritt bei Mädchen häufiger auf als bei Jungen, obwohl es in der Leistung wenige bis gar keine Unterschiede gibt.
Auch auf Kinder mit durchschnittlicher oder hoher Leistung in Mathematik kann sich die Angst vor Mathe negativ auswirken. So vermeiden sie möglicherweise Mathematikaufgaben, obwohl das Fach zu ihren Stärken gehört, und entwickeln ihre Fähigkeit in diesem Bereich nicht in dem Masse, wie sie es eigentlich könnten. In der Sekundarschule müssen sich die Schüler für Schwerpunktfächer entscheiden. Sie geben Mathematik dann möglicherweise wegen einer unbegründeten Angst, die man vielleicht hätte lindern können, auf, anstatt ihre Fächer aufgrund von Kompetenzen auszuwählen. Eventuell verschliessen sie sich damit gar Zukunftsoptionen in Berufen, die ein Mathematikverständnis oder relevante Qualifikationen voraussetzen.
Wege, um gegen die Angst vorzugehen
Eltern und Lehrer sollten darauf achten, keine Ängste zu schüren, und Kommentare wie «Ich habe Mathe immer gehasst» vermeiden.
Angst vor Mathe verhindert, dass Kinder mit durchschnittlicher oder hoher Leistung einen Zugang zur Mathematik finden. Eine positivere Haltung gegenüber dem Fach vonseiten der Lehrpersonen und Eltern könnte dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler weniger Angst davor haben, was wiederum zu besseren Leistungen und einem grösseren Interesse an Mathematik und mathematischen Berufen führt.
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