Wie Kinder Menschenrechte verstehen lernen - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie Kinder Menschenrechte verstehen lernen

Lesedauer: 2 Minuten

Heute ist Tag der Menschenrechte. Und Menschenrechte gehen schon Kinder etwas an. Sie erleben früh, was es heisst, ausgeschlossen zu sein oder über Social Media gemobbt zu werden. Umso wichtiger ist es, dass sie auch lernen, Stopp zu sagen, wenn Grenzen überschritten werden. Die Robert F. Kennedy Stiftung bietet Schulen unentgeltlich das Bildungsprogramm Speak Truth To Power an, das Menschenrechte auf vielfältige Weise thematisiert.

Die Kinder der ersten Primarstufe sitzen auf einem bunten Regenbogen, den sie auf ein Plakat gemalt haben. Sie erzählen, woher ihre Familien stammen: Aus dem Bündnerland, dem Kanton Zürich, aus Syrien, Rumänien und Portugal. Das Mädchen aus Syrien sagt, dass es noch nicht gut Deutsch versteht, aber ihre beste Freundin Lena hilft ihr. Dann hören sie die Geschichte von Ayize, der als Schwarzer in Südafrika nicht mit den weissen Kindern spielen oder im gleichen Bus fahren durfte. Sie erfahren von Nelson Mandela, der sich dafür eingesetzt hat, dass schwarze und weisse Kinder im gleichen Schwimmbad planschen durften. Das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft hat Nelson Mandela die Regenbogennation genannt. Die Kinder diskutieren, wie bunt ihr Leben ist, weil doch auch sie aus verschiedenen Kulturen kommen. DasEssen ist anders und die Sprache, es gibt andere Lieder und Spiele. Die Lehrperson ist begeistert: «Mit dieser Unterrichtssequenz entwickeln die Kinder ein Interesse für das Andersartige und sie erleben, wie sie beitragen können, dass Kinder aus verschiedenen Kulturen friedlich zusammen leben können.»

Menschenrechte sind eine Frage der Haltung

Menschenrechte haben mit einer Haltung zu tun und können nicht einfach als Schulstoff vermittelt werden. Es geht darum, sich mit der eigenen Erlebniswelt und dem Handeln im persönlichen Umfeld auseinanderzusetzen. Um diese Haltung zu schaffen, beschäftigt man sich schon im Kindergarten mit dem Zusammenleben. Auf der Primarstufe geht es dann vermehrt um eine kritische Reflexion. Im Übergang zur Sekundarstufe I sind die Schülerinnen und Schüler so weit, dass Zusammenhänge zwischen lokalem Handeln und globaler Entwicklung sowie die Auswirkungen unseres gegenwärtigen Handelns auf zukünftige Generationen behandelt werden können. Die neuen Lehrpläne der obligatorischen Schule enthalten dazu konkrete Beschreibungen.

Das Bildungsprogramm Speak Truth to Power der Robert F. Kennedy Stiftung basiert auf diesen Lehrplänen und bietet den Lehrpersonen Anregungen, das Thema Menschenrechte fächerübergreifend im Unterricht aufzunehmen. Das Programm umfasst ein Buch mit Porträts von Menschen, die sich für Menschenrechte einsetzen. Die Internet-Plattform www.SpeakTruthToPower.ch bietet entsprechende Aktivitäten für den Unterricht vom Kindergarten bis zum Gymnasium. 

 
Die Sensibilisierung für Menschenrechte beginnt bei unseren Kindern. Das Thema kann jedoch nicht ausschliesslich an die Schule delegiert werden. Daher umfasst das Bildungsprogramm Speak Truth to Power zudem eine Fotoausstellung mit 52 Fotos der im Buch porträtierten Menschen. Die Fotos stammen vom Pulitzerpreisgewinner Eddie Adams und sprechen Kinder wie Erwachsene gleichsam an. Die Wanderausstellung (siehe Titelbild) steht der Öffentlichkeit und Schulklassen offen. Kindern werden Workshops geboten und für Lehrpersonen gibt es eine Box mit didaktischen Anregungen zum Besuch der Ausstellung. Für Erwachsene gibt es ein Rahmenprogramm.

Karin, Museumspädagogin von artefix kultur und schule, hat in der Ausstellung in Rapperswil Workshops mit Schulklassen durchgeführt: «Die Porträts von Eddie Adams und die Geschichten hinter den Gesichtern öffneten den jungen Besucherinnen und Besuchern den Zugang zur grossen weiten Welt, aber auch zur eigenen Lebensumgebung. Fragen zur Kunst, zur Ethik und zur Politik wurden diskutiert und ebenso haben Gedanken zum eigenen Lebenstraum und zum persönlichen Konfliktverhalten Eingang gefunden. Eine wunderbare Chance, Weltwissen zu erfahren und gleichzeitig sein eigenes Leben zu befragen!» 

Liz und Jörg, die mit ihren Kindern zusammen die Ausstellung besucht haben, schätzen es, dass mit der Ausstellung eine Brücke zum Unterricht geschlagen wird: «Es ist eine grossartige Idee, das Bildungsprogramm mit der Ausstellung Speak Truth to Power einzuführen. Der überzeugende Inhalt und die wunderschöne Aufmachung der Ausstellung ergeben zusammen mit dem Unterrichtsmaterial ein gelungenes Bildungsangebot. Dieses inspiriert unsere Kinder Menschenrechte hochzuhalten und zu verteidigen.»

 
INFORMATION ZUM BILDUNGSPROGRAMM:
Das gesamte Angebot wird laufend ausgebaut und steht den Schulen dank Spenden unentgeltlich zur Verfügung. Weitere Informationen zum Bildungsangebot finden sich unter www.SpeakTruthToPower.ch und zur Stiftung unter www.rfkhumanrights.ch


Dr. Sandra Hutterli ist Bildungsexpertin mit breitem Erfahrungshintergrund zum Beispiel als Vertreterin der Schweiz in Bildungsfragen im Europarat und der Europäischen Union und als  Verwaltungsrätin eines internationalen Forschungszentrums. Heute ist sie als Leiterin der betrieblichen Bildung der SBB und hat einen Lehrauftrag an der HSG inne. Diesen Artikel schrieb sie in Ihrer Funktion als ist Vizepräsidentin der Robert F. Kennedy Stiftung für Menschenrechte in der Schweiz.
Dr. Sandra Hutterli ist Bildungsexpertin mit breitem Erfahrungshintergrund zum Beispiel als Vertreterin der Schweiz in Bildungsfragen im Europarat und der Europäischen Union und als  Verwaltungsrätin eines internationalen Forschungszentrums. Heute ist sie als Leiterin der betrieblichen Bildung der SBB und hat einen Lehrauftrag an der HSG inne. Diesen Artikel schrieb sie in Ihrer Funktion als ist Vizepräsidentin der Robert F. Kennedy Stiftung für Menschenrechte in der Schweiz.