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«Mein Mittelstufenlehrer ist mein Vorbild»

Lesedauer: 1 Minuten

Ihre Tochter sei ein Fall fürs Gymi, sagte der Primarlehrer den Eltern Slaven, 40, und Sanela Matan, 38. Heute ist die 14-jährige Ivana im 3. Jahr des Langzeitgymnasiums.

Text: Virginia Nolan
Bilder: Gabi Vogt / 13 Photo 

Ivana: «Ich ging immer gern zur Schule, fehlte nicht gern. Vom Gymnasium hörte ich erstmals von einer Freundin, deren Cousine hinging. Für mich wurde es in der fünften Klasse aktuell. Mein Lehrer meinte, ich sei eine Gymi-Kandidatin

Slaven: «Er bat uns zum Gespräch – Ivanas Noten sprächen für sich, sie müsse unbedingt zur Prüfung antreten. Das hat uns gefreut.»

Sanela: «In Kroatien ist es für gute Schüler selbstverständlich, ans Gymi zu gehen.»

Slaven: «Ich kam mit neun in die Schweiz, ging gern zur Schule und versuchte sogar die Gymi-Prüfung. Aber das Deutsch reichte damals nicht. Ich machte eine Lehre als Maschinenzeichner.»

Sanela: «Ich hatte in Kroatien zwei Jahre studiert, dann kam ich vor 16 Jahren in die Schweiz. Ich übte Deutsch, wollte mich gut verständigen können, wenn Ivana in den Kindergarten kommt. Dort stellte ich fest, dass fast kein Kind Deutsch sprach. Das war ein Schock. Ich machte mir Sorgen: Wie sollte mein Kind da etwas lernen?»

Slaven: «Ich sah es nicht so dramatisch. Ivana hatte eine gute Zeit in der Quartierschule, in der Mittelstufe hatte sie eine gute Klasse und einen engagierten Lehrer.»

Sek oder Gymi: Was ist besser für mein Kind? Lesen Sie hier den Hauptartikel zum Dossier der Novemberausgabe oder bestellen Sie hier ein Einzelheft. 
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Ivana: «Herr Haussmann, mein Klassenlehrer, bot einen Vorbereitungskurs an. Aus unserer Primarschule ging früher praktisch niemand ans Gymi. Aus unserer Klasse schafften es dann gleich acht – eine Sensation. Ich bekam aber erst mal einen Negativbescheid.»

Slaven: «Weil die Experten bei der Matheprüfung einen Fehler in der Punktevergabe gemacht hatten.»

Ivana: «Ich weinte vor Erleichterung. Heute bin ich im dritten Gymi. Ich habe mich für den Schwerpunkt Latein entschieden. Ich kann mir vorstellen, es später zu unterrichten. Ich weiss seit je, dass ich Lehrerin werden will. Mein Mittelstufenlehrer ist mein Vorbild. Er setzte sich für uns ein, ermutigte uns. An meinem ersten freien Nachmittag am Gymi besuchte ich ihn gleich.»

Virginia Nolan
ist Redaktorin, Bücherwurm und Wasserratte. Sie liebt gute Gesellschaft, feines Essen, Tiere und das Mittelmeer. Die Mutter einer Tochter im Primarschulalter lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

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