Eine Lehrerin schreibt eine Wunschliste an Eltern von Erstklässlern - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Eine Lehrerin schreibt eine Wunschliste an Eltern von Erstklässlern

Lesedauer: 3 Minuten

Unsere Autorin hat nach den Sommerferien eine erste Klasse übernommen. Welche Erwartungen hat Sie als Lehrerin mit fast 30 Jahren Erfahrung an die Eltern ihrer Erstklasskinder? Sie verrät uns ihre Wunschliste! 

Wenn Sie diese Zeilen lesen, haben meine neuen Erstklasskinder die erste Schulwoche schon hinter sich. Ich habe mich sehr auf die Buben und Mädchen mit ihren viel zu gros­sen Theks am Rücken gefreut. Ob ich allen gerecht werden kann? Ob mein Unterricht für alle passt? Ob mich die Schülerinnen und Schüler mögen? Ob ich mit allen Eltern klarkomme? Wie wohl die einzelnen Erwartungen und Wünsche sind?

Für mich ist auch nach fast 30 Berufsjahren die Übernahme einer neuen Klasse ein Abenteuer geblie­ben. So wie Kinder und vor allem Eltern Wünsche an mich haben, so habe ich einige an sie. Schulerfolg hat sehr viel mit der Kooperation zwischen Elternhaus und Schule zu tun. Ein Am­gleichen­-Strick-­Ziehen bietet die Grundlage, dass das Kind sich in der Schule wohl fühlt und sein ganzes Potenzial entfalten kann.

Marion Heidelberger ist Vizepräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und Pädagogin mit Herzblut.
Marion Heidelberger ist Vizepräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und Pädagogin mit Herzblut.
Meine Wunschliste an die Eltern meiner neuen Erstklasskinder (die Wünsche gelten aber – leicht ange­passt – auch für Eltern von älteren Kindern):

Sorgen Sie für genügend Schlaf des Kindes :

  • Genügend Schlaf erhöht die Leis­tungsfähigkeit. 
  • Ihr Kind sollte auf jegliche Bild­schirmnutzung ab 90 Minuten vor dem Zubettgehen verzichten.

Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung:

  • Mit leerem Bauch lernt es sich schlecht. 
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sich am Morgen und während des Tages gesund und ausgewogen ernährt.

Lassen Sie Ihr Kind den Schulweg alleine gehen:

  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind jeweils früh genug aus dem Haus kommt. Auf dem Schulweg pas­sieren die wirklich wichtigen Din­ge. Nirgends können Freund­schaften besser gepflegt werden. Zudem verhindern Sie, dass Ihr Kind rennen muss und so den Verkehr zu wenig beachtet.  
  • Seien Sie Vorbild, das ist die beste Verkehrserziehung. 
  • Kinder lieben Schnee und Regen, es ist auch an garstigen Tagen nicht nötig, Ihr Kind mit dem Auto zur Schule zu fahren.

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, Dinge selbst zu tun:

  • Das ist der wichtigste Grundsatz überhaupt. Nicht Sie packen Ihrem Kind den Turnsack und räumen ihm sein Zimmer auf – das soll es selbst erledigen. 
  • Machen Sie einen Ämtliplan für einfache Arbeiten zu Hause (Tisch decken oder abräumen, Haustier füttern, Blumen giessen, Zimmer aufräumen). So trainieren Sie mit Ihrem Kind jeden Tag Selbstän­digkeit, Pflichtbewusstsein und Eigenverantwortung, drei wichti­ge Faktoren für Schulerfolg. 
  • Übernehmen Sie nicht die Haus­aufgaben für Ihr Kind! Sie sollten Sie auch nicht korrigieren, das ist mein Job. Aber Sie dürfen Ihr Kind ruhig fragen, was es zu tun hat und ob es die Aufgaben erle­digt hat.

Setzen Sie Regeln und Grenzen:

  • Lehren Sie Ihr Kind, Regeln zu respektieren. Kinder brauchen Grenzen und Leitlinien. Am bes­ten geht das, wenn es auch zu Hause ein paar Regeln gibt. Lieber nicht zu viele, dafür werden die wenigen konsequent durchge­setzt. So helfen Sie Ihrem Kind, sich in einer Gruppe zu integrieren. 
  • Eine gute Sozialkompetenz ist eine Eigenschaft , die auch in einer Berufslehre einen hohen Stellen­wert hat. Je früher ein Kind dies lernt, desto einfacher ist es. Dazu gehört auch, Sanktionen für das Nichtbefolgen von Regeln zu akzeptieren.

Zeigen Sie Interesse an der Schule:

  • Fragen Sie bei Ihrem Kind nach, was es beschäftigt, was es in der Schule erlebt hat und was es gera­de lernt. 
  • Durch aktives Zuhören zeigen Sie Ihrem Kind, dass für Sie Schule wichtig ist. Bei diesem Nachfragen werden Sie auch merken, wenn etwas nicht in Ordnung ist oder es Konflikte gibt.

Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten und die Ihres Kindes:

  • Haben Sie eine positive Haltung der Schule und der Lehrperson gegenüber. Denn alle haben ein gemeinsames Ziel: das Beste für Ihr Kind. 
  • Vertrauen Sie auf Ihre Erziehung und die Fähigkeiten Ihres Kindes. Das macht Ihr Kind stark. So unterstützen Sie Ihr Kind am bes­ten und tragen damit viel zum Schulerfolg bei.

Suchen Sie das Gespräch:

  • Zögern Sie nicht, die Lehrperson zu informieren, wenn sich zu Hause Veränderungen ergeben (Erwerbslosigkeit, Trennung, Ge­burt eines Geschwisters, Krank­heit, Todesfall, Umzug, ein neues Haustier). 
  • Fragen Sie unbedingt nach, wenn Sie etwas nicht verstehen oder Sie das Gefühl haben, Ihr Kind fühle sich nicht wohl. Dann kann man gemeinsam eine Lösung suchen. Oft genug sind es Missverständ­nisse, die schnell geklärt werden können. 
  • Eine gute Gesprächskultur zwi­schen Schule und Elternhaus ist das A und O des Schulerfolges Ihres Kindes.

Bild: pexels.com


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