Der Ruf nach Veränderung -
Merken
Drucken

Der Ruf nach Veränderung

Lesedauer: 1 Minuten

Die meisten Jugendlichen seien an gesellschaftlichen Themen wenig interessiert, heisst es. Doch die jungen Klima-Demonstranten nehmen unsere Politiker in die Pflicht. Gut so!

Kürzlich sass ich in St. Gallen in einem Restaurant beim Abendessen. Am Nachbartisch sassen rund 20 Jugendliche, einige trugen einen Aufkleber mit dem Schriftzug «Klimastreik» am Ärmel. Meine Begleitung meinte daraufhin: «Jahrelang hatte ich das Gefühl, dass sich die Jungen von heute nicht mehr für gesellschaftspolitische Themen interessieren. Und jetzt streiken sie. Beeindruckend!»

Tatsächlich scheint der Protest für das Klima so manchen Erwachsenen überrascht zu haben. Denn landauf, landab wurde anfangs nicht über die Inhalte der Proteste gesprochen, sondern vielmehr darüber, ob die Schülerinnen und Schüler die Schule straffrei schwänzen dürfen.

Die Jugendlichen treffen mit ihrem Protest eine Sorge unserer Zeit.

Ich persönlich finde es sehr mutig, dass sich die Jugendlichen, inspiriert durch die junge Schwedin Greta Thunberg, lautstark zu Wort melden. Vor allem, da sie im Dilemma stecken, ob sie die Schule besuchen oder ihr in dieser Zeit fernbleiben sollen. Jugendliche sollen sich mitteilen können und sie sollen auch gehört werden. Und mit ihrem Protest treffen sie eine Sorge unserer Zeit. 

Dass die Folgen des Klimawandels für die Schweiz sehr unangenehm werden können, hat uns spätestens der extrem trockene Sommer 2018 vor Augen geführt. Das Thema lässt viele Leute nicht kalt. Am 2. Februar gingen in der Schweiz mehr als 40.000 Leute für den Klimaschutz auf die Strasse. 

Die Jugendlichen wollen die Politik in die Pflicht nehmen.

Die Bevölkerung, allen voran die Jugendlichen, wollen die Politik in die Pflicht nehmen. Die offenen Fragen rund um den Klimawandel beinhalten weit mehr Themen als nur Klimaabkommen, die nicht eingehalten werden, oder die Einschränkung des eigenen Konsums. Richtigerweise fordern die jungen Streikenden auch: «Change the system, not the climate!» In meinen Augen ist dieser Ruf richtig und wichtig. Es sollte darum gehen, wie wir es als Bewohner dieser Erde schaffen, friedlich miteinander und mit der Umwelt zu leben.

In zahlreichen Projekten der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi arbeiten und diskutieren Kinder und Jugendliche darum zu Themen wie Umgang mit Vielfalt, Toleranz oder Chancengleichheit. Wir sind der Meinung, dass es reale Situationen braucht, um an realen Lernerfahrungen zu wachsen.

Im International Summer Camp erarbeiten wir darum mit Jugendlichen aus der Schweiz und acht anderen Nationen, wie sie sich starkmachen können, wie sie für ihre Meinung einstehen und diese publik machen können. Ich wünsche mir sehr, dass die jungen Streikenden an ihr Ziel kommen und es dabei auch schaffen werden, die globalen Zusammenhänge des Klimawandels aufzuzeigen.

Bild: climatestrike.com 

Zur Autorin:

Simone Hilber ist Soziologin und arbeitet bei der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi als Fachperson zu Bildungs- und Evaluationsfragen.
Simone Hilber ist Soziologin und arbeitet bei der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi als Fachperson zu Bildungs- und Evaluationsfragen.

Über die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi 

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist ein international tätiges Kinderhilfswerk. Seit 1946 stehen Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Das Kinderdorf in Trogen ist ein Ort der Friedensbildung, an dem Kinder aus der Schweiz und dem Ausland im Austausch lernen, mit kulturellen und sozialen Unterschieden umzugehen.

In zwölf Ländern weltweit ermöglicht die Stiftung benachteiligten Kindern den Zugang zu qualitativ guter Bildung.
www.pestalozzi.ch