Kommunikation zwischen Schule und Eltern - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Kommunikation zwischen Schule und Eltern

Lesedauer: 4 Minuten

Was tun, wenn es in der Schule mit dem eigenen Kind nicht gut läuft? Wie soll man sich verhalten, wenn man als Eltern das Geschehen in der Schule nicht einordnen kann? Kommunikation ist der Königsweg.

In aller Regel ist das Verhältnis zwischen der Schule und den Eltern gut bis sehr gut und bildet das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Lehrpersonen und wir Schulleitungen erfahren sehr viel Wertschätzung von Eltern quer durch alle sozialen Schichten und Kulturen. Und das ist nicht selbstverständlich. Für die Eltern ist der Ablösungsprozess zu Beginn der Schulkarriere nicht einfach. Nachdem die Sprösslinge die ersten Jahre fast ausschliesslich im familiären Umfeld verbringen, ändert sich mit dem Eintritt in den Kindergarten vieles. Plötzlich kümmert sich mindestens vormittags eine fast fremde Person um das eigene Kind. Die Kinder treffen auf Gspändli, mit denen sie vorher nichts zu tun hatten. Sie lernen, zusammen zu spielen, zusammen zu streiten und sich wieder zu vertragen. Mir persönlich wurde das erst mit dem Eintritt meiner eigenen Kinder in den Kindergarten so richtig bewusst.

Eltern melden sich meist erst, wenn Probleme da sind

Vor einigen Jahren meldete sich eine Mutter bei mir, weil ihre Tochter auf dem Schulweg von anderen Kindern mit Steinen beworfen wurde. Wir haben die Situation mit den Kindern besprochen und abgemacht, dass das nicht wieder passieren darf. Eine Weile ging das ganz gut. Aber wie es so ist, irgendwann gab es erneut Plagereien. Die Mutter war überrascht, dass das Thema wieder aktuell wurde. Möglicherweise dachte sie, dass das Gespräch der Lehrperson mit den Kindern eine definitive Wirkung erzeugen würde. Die Mutter rief in ihrem Ärger die Eltern der anderen Kinder an und beschuldigte diese. Als Krönung passte sie die fehlbaren Kinder auf dem Schulweg ab und ermahnte sie, ihre Tochter in Ruhe zu lassen. Sie packte ein Kind dabei sogar am Arm. Dies erzürnte wiederum und verständlicherweise die Eltern der anderen Kinder.
Dieses Beispiel zeigt, wie Konflikte mit gleichaltrigen Kindern und unter Eltern beginnen können. Mit zunehmendem Alter der Kinder kann es auch vorkommen, dass man mit dem Handeln der Lehrpersonen oder der Schulleitung nicht einver­standen ist. Eltern melden sich bei mir in der Regel bei Problemen wegen dem Schulweg (zu lang, zu gefährlich, Konflikte), wenn sie mit der Klasseneinteilung nicht zufrie­den sind, wenn ihr Kind geplagt (oder im schlimmsten Fall gemobbt) wird oder wenn das eigene Kind nicht die erwarteten Leistungen bringt.

Zuweilen widersprechen Wünsche den Interessen der ganzen Klasse

Während einige Eltern einfach nach­ fragen und eine Erklärung brauchen, um Entscheidungen nachvollziehen zu können, versuchen andere, eine Änderung herbeizuführen. Das kann die Ausmasse von Zwängereien und Drohungen annehmen. Dabei kommt es manchmal vor, dass die Wünsche einzelner Parteien im Widerspruch zu den Interessen einer ganzen Klasse oder der ganzen Schu­le stehen.

Für die Schule schwierige Interventionen seitens der Eltern entstehen dann, wenn sie sich in die Defensive gedrängt fühlen. 

Für die Schule schwierige Inter­ventionen seitens der Eltern entstehen, wenn sie sich in die Defensive gedrängt fühlen. Dabei dürfte auch die als übermächtig empfundene Stellung der Schule als Vertretung des Staats eine Rolle spielen. Lehr­personen und Schulleitungen sind aber auch nur Menschen. Selbst wenn sie in ihren Aufgaben in einer gewissen Weise den Staat vertreten, können sie vor schwierigen Eltern­gesprächen nervös sein. Mir geht es jeweils so.

Probleme unter Kindern sachlich mit anderen Eltern besprechen

Anhand des Beispiels mit den Pla­gereien auf dem Schulweg will ich den Weg zur Lösung solcher Vor­fälle aufzeigen: Das Beste ist immer ein Gespräch zwischen den betrof­fenen Eltern, ohne Beteiligung von Schulvertretern. Die Eltern sollen versuchen, sachlich und ohne gegen­seitige Schuldzuweisungen ihren Kindern begreiflich zu machen, dass jede Art von Plagerei allen schadet und niemandem nützt. Falls es nicht möglich ist, andere Eltern gelassen auf Probleme anzusprechen, holt man sich besser Unterstützung von Fachpersonen wie Lehrpersonen, Schulleitenden oder Schulsozial­arbeitenden. Keinesfalls aber geht es an, dass Eltern andere Kinder auf dem Schulweg abpassen und sie gar anrühren.

Je mehr Transparenz herrscht, desto grösser ist das gegenseitige Vertrauen. So gewinnen Eltern eine positive Haltung zur Schule. 

Bei Konflikten mit der Schule ist es sehr wichtig, dass die Eltern früh­zeitig ihre Sichtweise einbringen und nicht erst dann, wenn ihnen der Kragen platzt. Melden Sie sich also lieber früher als später, wenn Sie von irgendetwas irritiert sind. Ihre erste Ansprechperson ist die Lehrperson. Kontaktieren Sie die Schulleitung dann, wenn mit der Lehrperson kei­ne Einigung erreicht werden kann oder ein Konflikt entsteht.

Kooperation fördert den Schulerfolg

Gerade weil Schule und Elternhaus unterschiedliche Ansichten haben können, ist die stetige Kommunika­tion zwischen Eltern und Schule zwecks gegenseitigem Verständnis der Königsweg zu einem guten Kli­ma. So müssen Eltern, Lehrpersonen und Schulleitende im regelmässigen Austausch und in Gesprächen von­ einander wissen, was sie rund um die Kinder beschäftigt. Je mehr Transparenz herrscht, desto grösser ist das gegenseitige Vertrauen. Dies ist das Fundament, auf dem Lehr­personen und Schulleitende bauen und dank dem Eltern eine positive Haltung zur Schule gewinnen. 

Ver­schiedene Forschungsresultate haben gezeigt, dass der Schulerfolg der eigenen Kinder signifikant abhängig ist von der Einstellung der Eltern der Schule gegenüber.

Dazu gehört auch, dass Eltern die Grenzen des Machbaren anerken­nen und respektieren. Nicht alles Wünschenswerte für das eigene Kind lässt sich umsetzen oder ist in fachlicher Hinsicht geschickt. In der Schule haben die Interessen der Gruppe gegenüber dem Einzelnen meist Priorität.

Lehrpersonen und Schulleitende sind auf Ihre Hilfe angewiesen. Besonders auch dann, wenn das Kind auffällig ist. Lange Zeit dachte ich, dass Störungen durch Schüle­rinnen und Schüler in der Schule und nur dort gelöst werden können. Und dass daher die Lehrpersonen versuchen müssen, die Störung durch geschicktes pädagogisches Handeln aufzulösen. Aufgrund eige­ner Erfahrungen bin ich inzwischen zum Schluss gelangt, dass die Eltern in die Lösungsfindung miteinbezo­gen werden müssen. Sie sind der Schlüssel für die Tragfähigkeit der Beziehung zwischen Lehrperson und Schulkindern. Ein Blick in Schulen mit aktivem Elterneinbe­zug, etwa in Form eines Elternrats oder Ähnlichem, zeigt, wie erfolg­reich das Zusammenspiel sein kann. Die Erziehung und Bildung der Kinder ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Eltern und Schule. Ich bin froh, wenn Sie mithelfen, diese Haltung des Miteinanders in die Schulhäuser und Ihre Familie zu tragen.

Zur Person:

Thomas Minder ist Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter VSLCH und leitet die Volksschulgemeinde Eschlikon TG auf Stufe Kindergarten und Primarschule.
Thomas Minder ist Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter VSLCH und leitet die Volksschulgemeinde Eschlikon TG auf Stufe Kindergarten und Primarschule.


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