«Wir hoffen, dass der Impfstoff viele Probleme lösen wird» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Wir hoffen, dass der Impfstoff viele Probleme lösen wird»

Lesedauer: 3 Minuten

Serie: Familien und Corona weltweit – Teil 5

Wie geht es Familien im Ausland in der Corona-Zeit? Was wünschen sie sich und wie werden sie Weihnachten verbringen? Wir haben uns auf die Suche gemacht und einige Familien in anderen Ländern befragt. Hier berichtet Filip Andrések, wie die Situation in Tschechien aussieht.

Vertriebsleiter Filip Andrések, 35, und seine Frau Markéta, 35, Inhaberin eines Reisebüros, leben zusammen mit ihren Kindern Emma, 7, und Jakub, 3, in der tschechischen Stadt Brün. Sie sind froh, dass der zweimonatige Lockdown vorbei ist, auch wenn die Situation im Land nach wie vor alarmierend ist.

Wie ist aktuell die Situation mit dem Coronavirus in Ihrem Land?

Tschechien befindet sich derzeit in der zweiten Welle der Pandemie. Nach zwei Monaten Lockdown kehren wir langsam zum normalen Leben zurück. Geschäfte, Restaurants, Friseure und andere Dienstleistungsgeschäfte haben wieder offen. Im Restaurant dürfen maximal vier Personen an einem Tisch sitzen und es gilt eine Sperrstunde, derzeit ab 22 Uhr. Dies ändert aber regelmässig.
Ein Bild aus Zeiten vor Corona: Ferien in den USA.
Ein Bild aus Zeiten vor Corona: Ferien in den USA.
In der Öffentlichkeit gilt eine generelle Maskenpflicht, ausgenommen sind Kindergartenkinder. Anders ist es in der Primarschule: Die Kinder müssen in der Schule den ganzen Tag eine Maske tragen. Zurzeit gehen aber nur 1. sowie 2. Klässler zur Schule, wobei langsam auch die älteren Kinder aus dem Fernunterricht zurückkehren. 

Wie ist die Arbeitssituation bei Ihnen und Ihrer Frau?

Markéta ist Inhaberin eines Reisebüros, spezialisiert auf Reisen in den arabischen Raum. Seit März liegt ihr Einkommen nahezu bei null. Eine schwierige Zeit für die Reisebranche, da aufgrund von Quarantänen und Reiseverboten nichts läuft. Ich bin Vertriebsleiter eines Übersetzungsbüros in Brün und arbeite seit März Vollzeit im Homeoffice.

Weil Markéta zurzeit kein Einkommen hat, musste ich bei meinem Arbeitgeber über besondere Bedingungen verhandeln. Ich bekam eine bessere Position und mehr Gehalt. So können wir momentan von meinem Gehalt leben. Aber grosse Sprünge können wir nicht machen und müssen unser Budget gut einteilen.

Wie ist die Kinderbetreuung organisiert?

Normalerweise sind die Kinder in einem Hort, dieser ist aber aufgrund der aktuellen Situation zu. Wir kümmern uns daher selbst um die Kinder. Da wir momentan beide von zuhause aus arbeiten, brauchen wir keine Betreuungsalternativen. Wenn die Kinder nicht in der Schule oder im Kindergarten sind, sind wir für sie da.

Wie nah ist Corona? Waren Sie selber schon in Isolation oder Quarantäne?

Glücklicherweise sind wir alle bis jetzt gesund geblieben. In unserer unmittelbaren Umgebung wurden jedoch mehrere Personen infiziert. Wenn wir mit einer potenziell infizierten Person in Kontakt kommen, gehen wir freiwillig in Quarantäne. Wir versuchen, den Kontakt mit einer grösseren Anzahl von Personen zu vermeiden und den mit Freunden und Familie auf ein Minimum zu beschränken. Zudem meiden wir Orte mit grossen Menschenansammlungen. 

Weihnachten steht vor der Tür: Wissen Sie schon, wie Sie feiern werden?

Unsere Eltern oder generell ältere Menschen gehören ja zur Risikogruppe. Es ist also wahrscheinlich, dass wir uns nur draussen auf einen Spaziergang treffen und dieses Jahr auf das grosse Weihnachtsfest verzichten werden. Es ist eine Ausnahmesituation und wir versuchen, gefährdete Personengruppen zu schützen.

Wie erleben Sie die Situation als Ganzes: Hat Corona dem Familienleben ungewohnte Türen geöffnet oder eher für zusätzlichen Stress gesorgt?

Wir sehen die Corona-Situation als alarmierend und nehmen die Risiken sehr ernst. Die Regierungsvorschriften schränken uns zwar ein, aber wir respektieren sie. Die Situation ist schwierig, aber wir haben uns darauf eingestellt und hoffen, dass der Impfstoff viele Probleme lösen wird.

Was wünschen Sie sich für 2021?

In erster Linie Gesundheit, aber auch Gelassenheit und Glück. Wir möchten, dass das Leben wieder normal wird, so wie es vor Corona war.

Lesen Sie in Teil 6 unserer Serie Familien im Corona-Alltag auf der ganzen Welt wie die Situation in Frankreich aussieht. Alle bisher erschienen Familienporträts können Sie hier nachlesen: Familien und Corona weltweit.


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