Frau Buschner, wie geht es Kindern in Regenbogenfamilien?
Am besten untersucht wurde diese Frage in Studien zu Regenbogenfamilien. Sozialforscherin Andrea Buschner kennt die Antworten und sagt uns, was für die Entwicklung des Kindes von grosser Bedeutung ist.
Frau Buschner, wie geht es Kindern in Regenbogenfamilien?
Sie erreichen oft leicht höhere Werte, wenn es um Resilienz geht, jene Widerstandsfähigkeit, die uns Krisen gut meistern und ein gutes Selbstwertgefühl bewahren lässt. Wir führen diesen Umstand darauf zurück, dass Kinder in diesen Familien einen sehr hohen Stellenwert haben – die Eltern mussten meist einen steinigen Weg gehen, um sie zu bekommen. Das zentrale Fazit der Wissenschaft lautet aber, dass nicht die Familienkonstellation, sondern die Beziehungsqualität innerhalb der Familie bedeutsam ist für die Entwicklung eines Kindes. Zudem macht es einen Unterschied, ob Kinder in eine gleichgeschlechtliche Beziehung hineingeboren werden oder nicht.
Inwiefern?
Kinder, die in homosexuellen Stieffamilien aufwachsen, also mit einem neuen, gleichgeschlechtlichen Partner eines Elternteils, stammen meist aus früheren heterosexuellen Beziehungen. Sie haben, wie andere Scheidungskinder, häufig an der Trennung der Eltern zu nagen. Diese ist für Kinder aus allen Familienkonstellationen ein sogenannter Risikofaktor, der sich negativ auf die psychische Entwicklung auswirken kann. Insgesamt dürften Kinder, die in eine gleichgeschlechtliche Beziehung hinein geboren werden, also etwas unbeschwerter starten.
«80 Prozent dieser Kinder wurden mit Beschimpfungen oder Hänseleien konfrontiert.»
Wie oft werden Kinder aus Regenbogenfamilien diskriminiert?
Der Anteil schwankt je nach Studie zwischen 20 und 50 Prozent. Bei unserer Untersuchung mit Kindern aus lesbischen Stieffamilien sagten rund 20 Prozent der Mütter, dass ihr Kind aufgrund seiner familiären Situation schon einmal diskriminiert worden sei. Demnach waren 80 Prozent der Kinder, die solche Erfahrungen gemacht hatten, mit Beschimpfungen oder Hänseleien konfrontiert worden. Deutlich seltener waren dagegen Diskriminierungsformen wie Gewaltandrohungen, körperliche oder sexuelle Gewalt.