«Wie bringt man alles unter einen Hut?» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Wie bringt man alles unter einen Hut?»

Lesedauer: 2 Minuten

Ich erzähle

Thomas Jakob, 36, aus Frauenfeld TG ist Interaction-Designer, seine Frau Janina, 36, ­Sekundarlehrerin. Der Vater von Malea, 7, und Luano, 3, will für seine Familie da sein, aber auch im Job à jour bleiben.

«Als wir Eltern wurden, war ich 29 und fühlte mich bereit dafür. Es stimmte alles: Wir hatten uns beruflich etabliert, waren gereist und seit der Jugend ein Paar. Für mich war klar, dass ich mein Pensum auf 80 Prozent reduzieren wollte – um Janina den Wiedereinstieg zu erleichtern, aber auch, um im Familienalltag Verantwortung zu übernehmen. Am Freitag ist bei uns seit je Papi-Tag. An zwei weiteren Tagen übernehmen meine Schwiegereltern, während Janina arbeitet.
Janina und ich kommen aus intakten, recht harmonischen Familien, in denen man gut zueinander schaut. Das ist mein grösster Wunsch: Dieses Umfeld auch meinen Kindern bieten zu können, ein Heim, das von einer positiven Atmosphäre geprägt ist, ihnen Geborgenheit gibt. Als Vater versuche ich, sie spüren zu lassen, dass sie, egal, was sie beschäftigt, damit zu mir kommen können. Und da sind ein paar Werte, die ich ihnen weitergeben möchte: Anstand, einen gewissen Durchhaltewillen, Bodenständigkeit. Wir sind nicht besonders ausgefallene Leute, wir versuchen, den Blick aufs Wesentliche zu richten.

Wenn ich allein mit den Kindern unterwegs bin, kommt es vor, dass Leute in irgendeiner Form Anerkennung zeigen, etwa sagen, dass sie es schön finden, wie ich mich als Papa kümmere. Das freut mich. Ich weiss schon: Frauen in vergleichbarer Situation schlägt dafür kein Applaus entgegen. Mütter, scheint mir, sind besser organisiert als Väter. Ersatzkleider, Proviant, Pflaster: Da geht nichts vergessen. Bei mir bleibt öfter mal was liegen. Ich mache mir vor Ausflügen auch nicht gross Gedanken, etwa darüber, ob eine Strecke zu lang oder Eislaufen mit zwei kleinen Kindern zu anstrengend sei. Ich gehe einfach.
 

Letzthin las ich einen Beitrag; es ging um Väter und die vielen Rollen, denen sie gerecht werden müssen. Ich verspüre da zwar keinen Druck, aber eine Frage beschäftigt mich auch: Wie bringt man alles unter einen Hut? Seit meiner letzten Weiterbildung sind neun Jahre vergangen. Da muss man schon am Ball bleiben, sonst wird man irgendwann überrollt. Doch wie umsetzen? Die Weiterbildung zusätzlich zum Job machen und dafür den Papi-Tag streichen? Oder lieber auf 60 Prozent reduzieren? Ich möchte für meine Familie da sein, im Job aber auch nicht als faul gelten. Seit der Corona-Krise arbeite ich oft im Homeoffice. Entfällt der Arbeitsweg nach Zürich, können wir als Familie gemeinsam zu Mittag essen, und abends bin ich früher für die Kinder da. Dadurch kann ich viele Alltagsmomente mit ihnen teilen, was ich sehr schätze.»

Dieser Artikel gehört zum
Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Väter. Lesen Sie mehr zu Themen wie: Vom Wunsch nach Vaterschaft und den Herausforderungen des Lebens mit Kindern.


Lesen Sie mehr zum Thema Väter:

  • Väterspezial: Papa im Fokus
    Einst galt die Mutter als allein seligmachende Bezugsperson fürs Kind. Zum Glück haben sich die Zeiten geändert. Dank gesellschaftlicher Entwicklungen, aber auch dank neuer Väter, die mit alten Mustern brechen und sich nicht damit begnügen, im Leben ihrer Kinder eine Zuschauerrolle einzunehmen. So geht es den Familienmännern damit.
  • «Früher waren Väter das Tor zur Aussenwelt»
    Europas bekanntester Väterforscher Wassilios Fthenakis sagt, dass Väter anders erziehen als Mütter. Wo die Unterschiede liegen und warum diese mehr mit unserer Gesellschaft als dem männlichen Geschlecht zu tun haben.
  • Papa-Tipps vom Profi
    Väterforscher und Vater Wassilios Fthenakis sagt, was Männern im Alltag helfen kann, ihre Beziehung zum Nachwuchs zu stärken.
  • «Ich bin ein Exot»
    Mauro Castrigno, 38, Vater von Gilda, 5, und Lino, 3, ist Hausmann. Seine Frau Jennifer, 41, arbeitet Vollzeit als Kriminalpolizistin. 
    Sie wohnen in Rikon ZH.
  • «Ich habe Vaterschaft nie als Last empfunden»
    Seine ersten Kinder Isaac, 33, und Danielle, 32, erzog Dean Treml, 54, aus Sulz LU allein. Nachzügler Diego, 5, nun mit seiner Frau Romina, 37.
  • «Das Wochenende mit meiner Familie ist mir heilig»
    Daniel Bissegger, 44, aus Dürnten im Zürcher Oberland ist in seiner Führungsposition bei einer Bank stark eingespannt. Als Vater will der Ehemann von Nathalie, 40, und Papa von David, 10, und Joline, 7, vor allem eines: nicht nur anwesend, sondern präsent sein.